
Der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein (SGF) wurde 1888 von gemeinnützigen Frauenorganisationen der deutschen und rätoromanischen Schweiz gegründet. Er vernetzte die ihm angeschlossenen rund 140 Vereine mit insgesamt 30‘000 Mitgliedern nach innen und vertrat deren Anliegen nach aussen. Zu seinen Mitgründerinnen gehörten Emma Coradi-Stahl und Gertrud Villiger-Keller, unter deren Führung der Verein mit Sitz in Lenzburg zum grössten und in der Zeit um 1900 einflussreichsten Frauendachverband der Schweiz aufstieg. Er schloss sich 1893 der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) und 1894 als Kollektivmitglied dem Schweizerischen Roten Kreuz an, in dessen Auftrag er fürsorgerische Aufgaben zu Gunsten der Soldaten übernahm. Der SGF verstand sich generell als Ansprechorgan der politischen Behörden in den Bereichen Fürsorge und Mädchenbildung (Mädchenerziehung). Von den gleichstellungsorientierten Frauenvereinen grenzte er sich einerseits ab und trat daher auch nicht dem Bund Schweizerischer Frauenvereine (BSF) bei, andererseits unterstützte er gemeinsame Unternehmungen wie etwa die Saffa 1928. Er beteiligte sich am Aufbau von lokalen Dienstboten- und Hauswirtschaftsschulen (Dienstmädchen, Hauswirtschaft) und trat für die Schaffung von Haushaltungslehrerinnenseminaren in Bern und Zürich ein. Weiter unterstützte der SGF die von den Ärztinnen Anna Heer und Marie Heim-Vögtlin initiierte Einrichtung der 1901 eröffneten Schweizerischen Pflegerinnenschule mit angeschlossenem Frauenspital in Zürich (Pflegepersonal) und gründete als Dachverband 1906 die Gartenbauschule für Töchter in Niederlenz (Gartenbau). 1908 zählte er zu den Hauptinitiatoren der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Frauenschutz (Pro Juventute). Im Ersten Weltkrieg war er federführend bei der Sammelaktion für die Nationale Frauenspende, die vor allem der Finanzierung der Soldatenfürsorge diente. Eine prägende Rolle in der Ausrichtung des SGF kam Bertha Trüssel zu, Zentralpräsidentin von 1912 bis 1933. Mit dem Grundsatz «Hilfe zur Selbsthilfe» und der Betonung der unterschiedlichen Aufgaben von Frau und Mann (Geschlechterrollen) setzte der SGF sich für die Professionalisierung und schulische Institutionalisierung der Hauswirtschaft ein, unter anderem durch die Subventionierung der hauswirtschaftlichen Ausbildung durch den Bund. 1957 unterstützte er das Zivilschutzobligatorium der Frauen (Zivilschutz), engagierte sich aber erst bei der eidgenössischen Abstimmung von 1971 aktiv für die Einführung des Frauenstimmrechts. Ab 1993 befürwortete er die Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch.
2004 änderte er seinen Namen in Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen und markierte mit dem neuen Motto «Solidarisch, Gezielt, Fortschrittlich» seine veränderte gesellschaftspolitische Zielsetzung. Zentrale Themen waren weiterhin die öffentliche Anerkennung der Freiwilligenarbeit sowie die Förderung der öffentlichen und privaten Aufwertung der Familienarbeit (Familie), zusätzlich die Förderung der Gleichstellung der Frau in allen Lebensbereichen. Von 2010 bis 2021 sanken die Zahlen der Sektionen von 265 auf 136 und der Mitglieder von 70'000 auf rund 30'000; sie entsprechen also inzwischen grössenmässig in etwa denjenigen der Gründungszeit. Das Publikationsorgan Ideelle. Schweizerischer Gemeinnütziger Frauenverein SGF, das 1994 das ab 1913 herausgegebene Zentralblatt ersetzt hatte, wurde seinerseits 2014 von dem Onlinemedium SGF Aktuell abgelöst. Die Weiterbildungskurse wurden aufgegeben, das Areal der ehemaligen Gartenbauschule der Gemeinde Niederlenz verkauft. Aufwind zeigte sich in der Beteiligung 2019 am zweiten landesweiten Frauenstreik und mit der Wahl der neuen Co-Präsidentin Jana Fehrensen zur Vertreterin des SGF in der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF) 2021. Im Herbst desselben Jahres beteiligte sich der SGF aktiv an der eidgenössischen Frauensession. Als Dachverband nahm er immer wieder Stellung zu Frauen betreffende Vorlagen, wie der Revision der beruflichen Vorsorge (Pensionskassen) oder des Sexualstrafrechts.