Kunstvereine sind Organisationen zur Förderung und Vermittlung insbesondere der zeitgenössischen Kunst. Vor dem Hintergrund kulturfördernder Institutionen wie die British Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce entstanden um 1800 in Europa erste Gesellschaften, die sich mit Fragen der Kunst und Kunstpflege befassten. In der Schweiz hatten die Aufklärung und die Kulturprogramme der Helvetik mit der Betonung der Eigenständigkeit der schweizerischen Kultur dem Gedanken der öffentlichen und privaten Kunstförderung den Weg bereitet. Dem Postulat ästhetisch-moralischer Bildung des Volkes durch Vermittlung künstlerischer Werte entsprachen die von den frühen Kunstvereinen unterstützten Kunstschulen (Kunstgewerbeschulen), die einen Beitrag zur Vervollkommnung des Handwerks und zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten sollten. Das Bildungsanliegen fand seinen Niederschlag auch im Ausstellungswesen (Ausstellungen), das sich zu einem bevorzugten Tätigkeitsgebiet der Kunstvereine entwickelte und zu einem wichtigen kulturpolitischen und gesellschaftlichen Faktor wurde.
Die Verbreitung kunstpflegerischer Aktivitäten ging von lokalen, privaten Initiativen aus. Mit der 1776 gegründeten Société des Arts und der ihr angeschlossenen Zeichenschule entstand in Genf eine der ersten kunstfördernden Organisationen der Schweiz. 1787 kam es in Zürich, im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts in allen Landesteilen zur Bildung von Kunstvereinen, die zu Beginn oft Künstlergesellschaften genannt wurden und weitgehend identische Ziele wie die Künstlervereine verfolgten. In der Umbruchszeit nach dem Untergang der alten Ständegesellschaft dienten die Kunstvereine als unabhängige, gesellige Diskussionsforen und künstlerische Werkstätten der Festigung gesellschaftlicher Beziehungen zwischen Künstlern und kunstinteressierten Laien. Später übernahmen sie als private Trägerschaften bedeutende Funktionen in der öffentlichen Kunstvermittlung: durch den Aufbau von Sammlungen, die Organisation von Ausstellungen, die Förderung von Museen und schliesslich auch als wichtige Gesprächspartner der Behörden. Nach dem Bedeutungsverlust des aristokratischen Mäzenatentums schufen die Kunstvereine mit ihrer Tätigkeit die Voraussetzungen für die Entstehung eines öffentlichen Kunstmarktes (Kunsthandel).
Dachverband der örtlichen Kunstvereine ist der 1806 als Gesellschaft Schweizerischer Künstler und Kunstfreunde gegründete, anfänglich auch Künstlergesellschaft genannte Schweizerische Kunstverein (SKV). Jahrzehntelang war er der einzige Kunstträger von nationaler Bedeutung. Als Förderer öffentlicher Denkmäler (z.B. Stanser Winkelried-Denkmal und historische Fresken der Tellskapelle) mobilisierte er weite Kreise für die Kunst und für Symbole republikanisch-demokratischer Wertvorstellungen. Mit seiner Wanderausstellung, dem Turnus, verfolgte der SKV von 1840 an das Ziel, die Wesenszüge der Schweizer Kunst darzustellen und der Künstlerschaft landesweit ein Podium zu verschaffen. Die Popularität des Turnus begünstigte die Entstehung eines positiven Kunstklimas und trug zur Wahrnehmung der Schweiz als einer vielfältigen Kulturlandschaft bei. Führende Künstler sahen aber ihre Interessen im Turnus immer weniger vertreten und legten 1865 den Grundstein zur Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer (seit 2001 visarte). Die von ihnen entfachte Auseinandersetzung über Fragen künstlerischer Qualität und der Ruf nach staatlicher Unterstützung führten 1887 zum Bundesbeschluss betreffend die Förderung und Hebung der schweizerischen Kunst und damit zur Schaffung der Nationalen Kunstausstellung, die die Ausstellungsarbeit des SKV im 20. Jahrhundert zunehmend konkurrenzierte. In der Folge fand der SKV als Förderer des "Schweizerischen Künstlerlexikons" (1905-1917) und Mitträger von Hilfsorganisationen für Künstler weitere Wirkungsbereiche. Als Herausgeber des "Kunst-Bulletins" verfügt er über ein auch international ausgerichtetes Publikationsorgan zum aktuellen Kunstgeschehen. Zum 150-Jahr-Jubiläum des schweizerischen Bundesstaates 1998 konzipierte der SKV mit Unterstützung des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft und zusammen mit Museen eine landesweite Ausstellungsreihe zu Schweizer Kunstsammlungen seit 1848. Seine 1999 lancierte längerfristige Initiative échanges setzte sich zum Ziel, durch den Austausch von Ausstellungen zwischen den Sprachräumen die Information über das zeitgenössische Kunstgeschehen in den verschiedenen Regionen zu vertiefen sowie die landesweite Vernetzung von Künstlern und Kunstvermittlern zu fördern. Zusammen mit visarte vergibt er seit 2007 periodisch einen Preis für die Vermittlung visueller Kunst. Als Dachverband äussert sich der SKV auch zu kulturpolitischen Themen und Vorlagen, zum Beispiel im Rahmen der Vernehmlassung zum Kulturförderungsgesetz und zum Entwurf der Kulturbotschaft 2012-2015 des Bundes. Die lokalen und regionalen, privat organisierten Kunstvereine ihrerseits, die über eine breite Mitgliederbasis verfügen, spielen eine wichtige Rolle im Ausstellungs- und Museumswesen. Neben der Förderung und Vermittlung schweizerischer Kunst stellte die Auseinandersetzung mit grenzüberschreitenden Kunstprozessen im 20. Jahrhundert ein wachsendes Interessengebiet dar.