Künstlervereine sind Zusammenschlüsse von Künstlern, die vom 19. Jahrhundert an vor allem als Selbsthilfeorganisationen für die Durchführung von Ausstellungen zuständig waren. Im System der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts verfolgten sie als Künstlergruppen programmatisch-ästhetische Zielsetzungen.
Vom 16. und 17. Jahrhundert an bestanden in verschiedene Orten der katholischen Schweiz sogenannte Lukas-Bruderschaften (Bruderschaften), in denen sich Künstler und Kunsthandwerker mit zum Teil religiöser Motivation verbanden. Der erste, unabhängig vom Zunftsystem gebildete Künstlerverein der Schweiz war die 1787 aus dem losen Zusammenschluss von Künstlern und Kunstfreunden hervorgegangene Zürcher Künstlergesellschaft. Sie entstand – wie später vergleichbare Künstlervereine in anderen Schweizer Städten – einerseits in Abgrenzung zu der «öffentlichen Kunstschule», die Zeichenunterricht vor allem für handwerkliche Berufe anbot, andererseits in Anlehnung an das Konzept des bürgerlichen Vereins, dessen Mitglieder über die Standesschranken hinweg aufgrund gemeinsamer Interessen miteinander verkehrten. Die Zusammenkünfte der Zürcher Künstlergesellschaft dienten zunächst ― in der Tradition barocker Akademien ― der kritischen Erörterung der von Mitgliedern geschaffenen Werke. Ausserdem erlaubte die Einrichtung sogenannter Künstlerbücher, in die Vereinsangehörige Werke stiften mussten, die Unterstützung von Künstlern.
Zur Bildung weiterer Künstlervereine kam es 1812 in Basel, 1813 in Bern und 1819 in Luzern. Das Beispiel der im 19. Jahrhundert dreimal neu gegründeten Basler Künstlergesellschaft zeigt die oft fliessende Grenze zu den Kunstvereinen. 1839 löste sich die Basler Künstlergesellschaft freiwillig auf, da von dem neuen Basler Kunstverein eine effizientere Durchsetzung geplanter Kunstausstellungen erwartet wurde. Die Neugründungen von 1842 und 1888 erfolgten jeweils, weil sich die Künstler im Vorstand des Kunstvereins in ungenügender Zahl vertreten sahen und ihre Interessen in einer eigenen Organisation besser gewahrt glaubten. Die als Vereinszweck sowohl in den Künstlervereinen wie auch in den Kunstvereinen immer wieder beschworene Geselligkeit verlor im Verlauf des 19. Jahrhunderts ihre Anziehungskraft. Nur in Genf war die Künstlerkolonie bedeutend genug, um dem 1851 ins Leben gerufenen Cercle des artistes, der Maler, Bildhauer und Musiker vereinigte, noch bis zur Wende zum 20. Jahrhundert bleibenden Zulauf in einem eigenen Vereinslokal zu sichern.
Auf nationaler Ebene kam es 1865 zur Gründung der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer (ab 1905 inklusive Architekten, seit 2001 visarte). Diese trat, wie die von Frank Buchser 1885 ins Leben gerufene Schweizerische Kunstliga, zum Teil in offenen Gegensatz zum Schweizerischen Kunstverein (1839 aus der 1806 gegründeten Schweizerischen Künstlergesellschaft hervorgegangen) und trug dazu bei, dass der Bund ab 1890 die Veranstaltung einer Nationalen Kunstausstellung übernahm. 1902 gründeten Künstlerinnen in Lausanne die Société romande des femmes peintres et sculpteurs, aus der später die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen hervorging.
Nach 1900 traten ― oft begleitet von heftigen publizistischen Attacken ― Künstlergruppen an die Öffentlichkeit, die, in Übereinstimmung mit Entwicklungen in internationalen Kunstzentren, die Tradition der Künstlervereine als wesentlichen Bestandteil im künstlerischen Selbstverständnis fortdauern liessen. Die von der Künstlergruppe Moderner Bund im Kunsthaus Zürich 1912 organisierte Ausstellung markierte den ersten Auftritt der internationalen Avantgarde im schweizerischen Ausstellungswesen. Nach dem Ersten Weltkrieg bildeten sich in vielen Schweizer Städten wiederholt Künstlergruppen. Diese waren entweder vor allem weltanschaulich geprägt (Das neue Leben, Basel 1918; Der Grosse Bär, Tessin 1924) oder verbanden ihre Mitglieder aufgrund künstlerischer Überzeugung (Le Falot, Genf 1915; Rot-Blau I, Basel 1924-1925; Der Schritt weiter, Bern 1931; Allianz, Zürich 1937) oder aufgrund generationsmässiger Zusammengehörigkeit (Rot-Blau II, Basel 1928; Gruppe 33, Basel 1933; Kreis 48, Basel 1948).