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Grosses Schisma

Papst Martin V. auf dem Konzil von Konstanz im Kreis von Bischöfen und Kardinälen, dargestellt 1485 vom Illustrator der Spiezer Chronik Diebold Schillings (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.16, S. 665).
Papst Martin V. auf dem Konzil von Konstanz im Kreis von Bischöfen und Kardinälen, dargestellt 1485 vom Illustrator der Spiezer Chronik Diebold Schillings (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.16, S. 665). […]

Das Grosse Schisma kam dadurch zustande, dass 1378 zwei Päpste gewählt wurden, am 8. April in Rom Urban VI. (Bartolomeo Prignano) und am 20. September in Fondi (Königreich Neapel) Clemens VII. (Kardinal Robert von Genf). Der letztere musste sich 1379 nach Avignon zurückziehen, wo die Päpste 1309-1376 residiert hatten. Durch die Doppelwahl von 1378 wurde die abendländische Christenheit gespalten: Frankreich, Schottland, Süditalien und Spanien hielten zu Clemens VII., England, Nord- und Mittelitalien sowie das Heilige Römische Reich zu Urban VI. Durch ihre Lage zwischen den Blöcken und politische Zerstückelung war die nachmalige Schweiz in besonderem Masse betroffen. In den meisten schweizerischen Bistümern kam es ebenfalls zu Doppelwahlen und Verdoppelung der Bischofsreihen. Ausnahmen bildeten die norditalienische Diözese Como mit einem grossen Teil des Tessins, die immer zum Papst in Rom, und die westschweizerische Diözese Genf, die immer zum Papst in Avignon hielt. In den Diözesen Basel, Konstanz und Sitten herrschten anfänglich clementistische, dann urbanistische Bischöfe. Für diese Trendwende war der Tod Herzog Leopolds III. von Habsburg in der Schlacht von Sempach 1386 verantwortlich, der ein Anhänger und Promotor des avignonesischen Papsttums in seinen Stammlanden gewesen war und in seiner Stadt Freiburg im Breisgau einen avignonesischen Legaten hatte wirken lassen. Nach Leopolds Tod fand sich selbst für den Bischofsstuhl von Lausanne, der immer von Clementisten besetzt gewesen war, ein urbanistischer Kandidat, Johann Münch von Landskron (1389/1390-1410), der allerdings nur gerade von Bern unterstützt wurde. Nach dem Tod Urbans VI. (1389) und Clemens' VII. (1394) setzte sich das Grosse Schisma in Rom mit Bonifaz IX. (1389-1404), Innozenz VII. (1404-1406) und Gregor XII. (1406-1415) fort, in Avignon mit Benedikt XIII. (1394-1417). Dem Konzil von Pisa (1409) gelang es nicht, das Schisma zu beenden; es wählte vielmehr mit Alexander V. einen dritten Papst, der 1410 durch Johannes (XXIII.) ersetzt wurde. Erst das Konzil von Konstanz (1414-1418) beendete mit der Absetzung Johannes' (XXIII.) und Benedikts XIII., der Abdankung Gregors XII. und der Wahl Martins V. (1417) zum Papst mit Sitz in Rom das Grosse Schisma.

Quellen und Literatur

  • K. Schönenberger, «Das Bistum Konstanz während des Grossen Schismas 1378-1415», in ZSK 20, 1926, 1-31, 81-110, 185-222, 241-281
  • K. Schönenberger, «Die Städte Bern und Solothurn während des Grossen Schismas», in ZSK 21, 1927, 54-69
  • K. Schönenberger, «Das Bistum Basel während des Grossen Schismas 1378-1415», in BZGA 26, 1927, 73-143; 27, 1928, 115-189
  • B. Widmer, «Die Schlacht von Sempach in der Kirchengesch.», in SZG 16, 1966, 180-205
  • R.C. Logoz, Clément VII (Robert de Genève), 1974
  • B. Truffer, «Die Bf. von Sitten zur Zeit des grossen abendländ. Schismas (1378-1417)», in Vallesia 33, 1978, 139-177
  • Ökumen. Kirchengesch. der Schweiz, hg. von L. Vischer et al., 1994, 83-86, (84 f. Bischofslisten der schweiz. Diözesen)
Weblinks

Zitiervorschlag

Kathrin Utz Tremp: "Grosses Schisma", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.02.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017156/2009-02-23/, konsultiert am 18.03.2024.