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Pariser Frieden

In Paris zwischen Frankreich und den alliierten europäischen Mächten unterzeichnete Friedensverträge vom 30. Mai 1814 und 20. November 1815, die den Sechsten Koalitionskrieg beendeten. Nach der ersten Abdankung Napoleons legte der Erste Pariser Frieden die neuen Grenzen Frankreichs fest und bestätigte Ludwig XVIII. als König. Um den Bourbonenkönig zu stärken, wurde Frankreich in den Grenzen von 1792 belassen, die Gebiete umfassten, die 1789 noch nicht französisch gewesen waren. Im Vorfeld des Ersten Pariser Friedens stellten die europäischen Mächte die Angliederung unter anderem Genfs, Neuenburgs, des Wallis, des Pays de Gex, Savoyens, des Tirols, des ehemaligen Fürstbistums Basel und des Veltlins an die Schweiz zur Diskussion. Aber die Eidgenossenschaft, die wegen Verfassungsarbeiten innenpolitisch zerstritten war, schickte keinen Vertreter an die Pariser Friedenskonferenz im April und Mai 1814. Der von Genf entsandte Charles Pictet-de Rochemont erreichte lediglich, dass Genfs Unabhängigkeit und dessen Anschluss an die Eidgenossenschaft bestätigt wurden. Das Pays de Gex erhielt Genf jedoch nicht. Im Zuge des Ersten Pariser Friedens wurden von der Tagsatzung neben Genf auch das Wallis und Neuenburg zu schweizerischen Kantonen erklärt.

Nach dem Wiener Kongress und der zweiten Abdankung Napoleons kam es von September bis November 1815 zu einer zweiten Pariser Konferenz. Der Zweite Pariser Frieden fiel für Frankreich härter aus. Es musste 700 Mio. Francs Kriegsschulden bezahlen, sein Territorium wurde auf die Grenzen von 1790 reduziert, und einige französische Gebiete blieben für fünf Jahre besetzt. Pictet de Rochemont reiste – diesmal im Auftrag der Eidgenossenschaft und Genfs – erneut nach Paris, um für die Eidgenossenschaft die definitive Anerkennung der immerwährenden Neutralität sowie einige Grenzverbesserungen und Gebietsansprüche auszuhandeln. Die Tagsatzung verlangte Gex, die Vallée des Rousses, Bormio, Chiavenna, das Veltlin, Campione d'Italia, Konstanz und einige badische Gemeinden, bekam aber nur einen kleinen Teil des Pays de Gex. Frankreich trat immerhin jene sechs Gemeinden, darunter Versoix, ab, die eine Landverbindung zwischen Genf und dem Kanton Waadt schufen (Communes réunies). In Paris wurde auch die Schleifung der Festung Hüningen festgesetzt. Als Kriegsentschädigung erhielt die Schweiz 3 Mio. Francs zugesprochen. Pictet de Rochemont redigierte den Text über die schweizerische Neutralität selbst und hatte so massgeblichen Anteil daran, dass die Mächte die immerwährende Neutralität der Schweiz anerkannten und die Unverletzlichkeit des schweizerischen Gebiets gewährleisteten. Mit dem Zweiten Pariser Frieden wurde zudem die neutrale Zone Nordsavoyens, deren Einrichtung am Wiener Kongress beschlossen worden war, erweitert. Auf den Zweiten Pariser Frieden folgte der Turiner Vertrag von 1816.

Quellen und Literatur

  • Genève et les traités de 1815, hg. von L. Cramer, 1914
  • J.-C. Biaudet, «Le Traité de Paris du 30 mai 1814 et la question du Pays de Gex», in SZG 2, 1952, 71-98
  • Bonjour, Neutralität 1
  • P. Waeber, La formation du canton de Genève 1814-1816, 1974
  • HbSG, 880-891
Weblinks

Zitiervorschlag

Rita Stöckli: "Pariser Frieden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017227/2013-12-10/, konsultiert am 19.03.2024.