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Tonhallekrawall

Der Tonhallekrawall brach am Abend des 9. März 1871 aus, als Deutsche in der Zürcher Tonhalle das Ende des Deutsch-Französischen Kriegs feierten und internierte französische Offiziere (Bourbakiarmee), die in den Saal eingedrungen waren, eine Schlägerei anzettelten, während draussen Demonstranten mit Steinen warfen. Die Polizei brauchte einige Zeit, um den Platz und die Tonhalle zu räumen und die Verantwortlichen zu verhaften. Der deutsche Gesandte in Bern intervenierte. Um einige 100 Personen zurückzudrängen, welche die Gefangenen befreien wollten, musste die Zürcher Regierung kantonale Truppen aufbieten; ein Warnschuss traf einen unbeteiligten Deutschen tödlich. Am 11. März eröffneten die Truppen das Feuer gegen die Aufrührer, die sich gewaltsam Zugang zum Gefängnis verschafft hatten; vier Personen starben, mehrere wurden verletzt. Der Regierungsrat forderte Bundeshilfe an und am 12. März trafen in Zürich vier Bataillone ein. Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen und die letzten Soldaten verliessen die Stadt am 19. März. Die Zürcher Regierung betrachtete den Tonhallekrawall als revolutionäre Handlung, vergleichbar mit den Pariser Ereignissen zu Beginn der Commune oder mit einem Streik. Allerdings stand nicht die Internationale dahinter. Der Tonhallekrawall war vielmehr eine Demonstration gegen die siegreichen Deutschen und die deutschen Arbeiter, denen einerseits vorgeworfen wurde, höhere Löhne zu beziehen, und andererseits, in Krisenzeiten für den Lohndruck verantwortlich zu sein.

Quellen und Literatur

  • L'Armée suisse en service d'ordre 1856-1970, [um 1971], 16
  • Gruner, Arbeiter, 718-723
Weblinks

Zitiervorschlag

Hervé de Weck: "Tonhallekrawall", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.08.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017245/2011-08-08/, konsultiert am 16.04.2024.