Als Föderalisten wurden zur Zeit der Helvetischen Republik die Gegner des Zentralstaats bezeichnet. Von offizieller Seite wurde der Föderalismus, dessen Anhänger für die Bewahrung lokaler Eigenarten und die Souveränität der Kantone eintraten, als moralisch verwerflich angeprangert. Bei den Föderalisten handelte es sich um eine Vielzahl zum Teil miteinander in Verbindung stehender Gruppen und Einzelpersonen. Die Grenze zu den Reaktionären, die auf eine Restauration des Ancien Régime hinarbeiteten, war fliessend. Zu den Föderalisten gehörten überwiegend Angehörige der haupt- und munizipalstädtischen Patriziate und der Innerschweizer Häuptergeschlechter, aber auch Theologen beider Konfessionen. Nachdem Napoleon Bonaparte im Dezember 1799 erkannt hatte, dass das französische Staatssystem für die Schweiz nicht geeignet war, liess er aus machtpolitischen Gründen zu, dass die Föderalisten vom Frühjahr 1800 an ihren Standpunkt offen vertraten. Nach dem zweiten Staatsstreich vom 7./8. August 1800 führten sie mit den regierenden Unitariern eine erbitterte publizistische Auseinandersetzung um die künftige Staatsform und sandten eigene Verfassungsprojekte nach Paris. Die Verfassung von Malmaison vom 29. Mai 1801 lehnten sie der vorgesehenen starken Zentralgewalt wegen ab. Als die unitarische Mehrheit der helvetischen Tagsatzung den Entwurf in zentralistischem Sinn abänderte, traten die Föderalisten unter Protest aus, verständigten sich mit dem französischen Gesandten und übernahmen am 27./28. Okober 1801 durch einen Staatsstreich die Macht. Ihr Widerstand gegen die französische Annexion des Wallis, die Kontaktnahme mit Preussen und Österreich und die Föderalisierung der Verfassung von Malmaison führten dazu, dass sie am 17. und 20. April 1802 die Herrschaft wieder an die Unitarier verloren. Im Stecklikrieg gelang es ihnen, die Staatsordnung der Helvetik praktisch in der ganzen Schweiz zu beseitigen. An der darauf folgenden Consulta in Paris ging Napoleon auf die Hauptbegehren der Föderalisten ein, erteilte jedoch den Reaktionären eine Absage.
Quellen und Literatur
- D. Frei, Das schweiz. Nationalbewusstsein, 1964, 37 f.
- H. Wild, Zentralismus und Föderalismus in der schweiz. Publizistik von der Helvetik bis zur Bundesrevision, 1966
- HbSG, 811-816
- J. Stüssi-Lauterburg, Föderalismus und Freiheit, 1994
Weblinks