Das Bild der Schweizer als Hirtenvolk bündelte vom 18. Jahrhundert an verschiedene ideologische Traditionen zu einem erfolgreichen Stereotyp. Die schweizerische Bauernstaatsideologie der frühen Neuzeit (Bauern) und die aufkommende Begeisterung für die Alpenwelt (Alpen) trafen hier zusammen. Diese Vorstellungen knüpften zudem an eine lange Tradition der europäischen Philosophie und Literatur an. Die antike Schäferdichtung, vor allem die Werke Vergils, erfreuten sich ab der Renaissance und ganz besonders im Barock grosser Beliebtheit. Die Sehnsucht nach dem Goldenen Zeitalter, nach dem einfachen, aber glücklichen Leben in Arkadien gehörte im 16. und 17. Jahrhundert zu den gängigen Motiven der Zivilisationskritik.
Diese den gebildeten Kreisen vertrauten Elemente der Bukolik wurden nun auf die Schweizer Hirten übertragen. Das einfache und anstrengende, aber gesunde Leben im Einklang mit der Natur, das Glück im Schosse der Familie und die Freiheit der Berge wurden zum Gegenbild des dekadenten Lebens in den grossen Städten und an den Höfen. Damit wurde aus einer spielerischen und dichterischen Sehnsucht nach dem arkadischen Hirtenleben ein aktuelles und reales Lehrstück der Gesellschaftstheorie. Albrecht von Haller, Jean-Jacques Rousseau und Salomon Gessner bildeten hierfür den Ausgangspunkt. Ihre Ideen wurden in der ganzen gebildeten Welt rezipiert und weitergesponnen. Das Interesse an der Schweiz als einem der wenigen Orte, wo sich die als ursprünglich erachteten Gesellschaftsformen ab den ältesten Zeiten hätten erhalten können, beflügelte nicht nur die Dichter, Maler und Musiker, sondern auch die politischen Denker aller Richtungen im Vorfeld der Französischen Revolution.
Die Erforschung der alpinen Volkskultur gehörte somit zu den Postulaten der Aufklärer (Aufklärung); dabei verdeckte das vorgefasste Wunschbild allerdings oft den Blick auf die Realitäten der alpinen Gesellschaft. Karl Viktor von Bonstettens "Briefe über ein schweizerisches Hirtenland nebst der Geschichte dieser Hirtenvölker" (1781) waren wegweisend. Der aufkommende Tourismus verlangte im Übrigen die Zurschaustellung einer eigenständigen Volkskultur (Bräuche). Gerade die Volksmusik und das Volkslied mussten nun den Ansprüchen der gebildeten Gesellschaft genügen und erhielten auch wesentlichen Impulse aus aufgeklärten städtischen Kreisen. Die beiden Alphirtenfeste in Unspunnen 1805 und 1808 legten einen eigentlichen Kanon der Älplerkultur fest, die in Wettkämpfen, Spiel, Musik und Tanz zum Ausdruck kam (Eidgenössische Feste, Nationalspiele der Schweiz).

Das Bild des freien Hirten faszinierte nicht nur die ausländischen Besucher, sondern überzeugte – als höchste Steigerung der Bauernstaatsideologie – auch die Schweizer selbst. Friedrich Schillers Vers "Lern dieses Volk der Hirten kennen, Knabe!" ("Wilhelm Tell" 1804) wurde zum geflügelten Wort, zum Leitmotiv des entstehenden Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert. Der Mythos des freien Hirtenvolks beschränkte sich im Übrigen nicht auf die Schweizer Alpen. Auch in Schottland und im Tirol wurde der freie Hirte zu einem zentralen Element für die Konstruktion der eigenen Identität.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts scheint das Bild der Schweiz als eines arkadischen Hirtenlandes an politischer Kraft zu verlieren – es wurde zum Klischee, dem etwa Johanna Spyris Heidi (2 Bände, 1880-1881) entsprach, das sich zum weltweit bekanntesten Werk der schweizerischen Literatur entwickelte. Heidi prägte für Generationen das Bild der Schweiz als einer heilen und freien Welt der Berge. Noch das "Historisch-Biographische Lexikon der Schweiz" spricht 1921 im Artikel "Älplerbräuche" mit aller Selbstverständlichkeit von der "fröhlichen Bergfreiheit des Sommers".
Neue Impulse erhielt die Begeisterung für die Welt der Hirten durch die sich nach 1900 etablierende Volkskunde, die sich in besonderem Masse der Welt der Bergbewohner zuwandte. In der Zwischenkriegszeit – im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung – wurde der Hirt zum Urbild des wehrhaften Schweizers. Hier verband sich das alte Hirtenbild mit jenem des unerschrockenen Kämpfers. Vor allem Hans Georg Wackernagel zeichnete ein Bild der mittelalterlichen Hirtenwelt als einer archaischen, vorstaatlichen Gesellschaft, in der Leibesertüchtigung, Todesverachtung und unbedingter Zusammenhalt der Sippen die Grundlage für die kriegerische Tüchtigkeit bildeten. Die Gründung der Eidgenossenschaft wurde so zur Leistung der "Hirtenkrieger" – und an diese Tradition sollte wieder angeknüpft werden. Bis weit in die Nachkriegszeit wirkte dieses Bild des kriegerischen Hirtenvolks nach.
Seit dem 19., besonders aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, finden wir in der politischen Ikonografie den Hirten als Verkörperung des Schweizer Volkes. Das Fünffrankenstück zeigt seit 1922 einen Hirten. Der Hirtenknabe – erkennbar am Hirtenkäppi – wird in der politischen Propaganda und in der Karikatur (Carl Böckli) zum Inbegriff des redlichen, naiven, manchmal etwas hinterwäldlerischen Schweizers.