Im 15. Jahrhundert setzt die legendenhafte schriftliche Überlieferung von der Gründung der Eidgenossenschaft ein, gebildet aus Lokaltraditionen und fremden Erzählmotiven (Sagen und Legenden). Die Sagen vom Schützen Wilhelm Tell, von einem Aufstand (Burgenbruch) und Bundesschwur (Bundesbriefe) der drei Urkantone sowie, zeitlich klar davon getrennt, die Erzählung von der Selbstaufopferung Arnold Winkelrieds in der Schlacht bei Sempach 1386 zählen zu den grossen Mythen der alten Schweiz. Es ist kaum mehr zu ergründen, wann die Berichte die Form annahmen, die um 1470 im "Weissen Buch von Sarnen" im Wesentlichen schriftlich fixiert worden ist. Keiner von zahlreichen historiografischen Versuchen hat zudem überzeugend nachweisen können, dass die Szenen der Legende mit tatsächlichen Begebenheiten um 1300 übereinstimmen würden. Unter dem Aspekt der Wirkungsgeschichte ist indes ungleich erheblicher, dass daraus höchst tragfähige und weit verbreitete Leitbilder einer schweizerischen Staatsideologie entstanden sind. Die neuere Forschung untersucht denn auch vorwiegend die politische Funktion der Befreiungstradition im jeweiligen zeitlichen Kontext.
Ein Kern der Befreiungstradition wird erstmals in der um 1420 begonnenen "Berner Chronik" Konrad Justingers fassbar. Er berichtet aus der Zeit vor dem Morgartenkrieg (1315) von einer erdrückenden Willkürherrschaft und von Übergriffen habsburgischer Vögte in den Waldstätten, die den Widerstand weckten, nicht jedoch von Tell, dem Burgenbruch und der Bundesschliessung. Voll ausgestaltet erscheint die Befreiungstradition um 1470 im "Weissen Buch von Sarnen", das folgende Episoden erzählt: Als Knechte des Landvogts von Unterwalden, Beringer von Landenberg, dem Bauern im Melchi (Gemeinde Sachseln) Ochsen wegnehmen wollten, habe dessen Sohn sich zur Wehr gesetzt, und weil dieser nach Uri entfloh, hätten sie den Vater geblendet. Bald darauf sei Landvogt Wolfenschiessen durch Konrad von Baumgarten auf Altzellen wegen versuchter Nötigung seiner Frau erschlagen worden. Weil zur selben Zeit Landvogt Gessler dem Schwyzer Landammann Werner Stauffacher wegen dessen Hochmut (Bau eines Steinhauses) mit Repressionen gedroht habe, sei dieser auf Anraten seiner Frau (deren Tapferkeit später als rühmliches Beispiel tradiert wurde) nach Uri geflohen, um einen Geheimbund zu gründen. Es folgen die Geschichte vom Tell, der Burgenbruch, namentlich von Zwing-Uri, Schwanau, Landenberg und Rotzberg, und die Beschwörung des ersten Bunds auf dem Rütli unter der Führung von Walter Fürst aus Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold von Melchtal aus Unterwalden. Das um 1477 entstandene sogenannte Bundes- oder Tellenlied enthält die Variante, der Landvogt habe Tell im Urnersee ertränken lassen, und in der Chronik von Melchior Russ, um 1482, wird Gessler von Tell unmittelbar nach dessen Sprung aus dem Boot erschossen. Petermann Etterlins Chronik von 1507 verbreitete die Befreiungstradition als erstes Druckwerk und enthält die früheste Abbildung der Apfelschuss-Szene. Das um 1512 verfasste Urner Tellenspiel lässt Tell anstelle von Fürst am Rütlischwur teilnehmen. Es begründete eine bald verbreitete Spieltradition und wohl auch die Symbolik der Drei Tellen.
Die erstmalige schriftliche Zusammenfügung verschiedener Überlieferungen zu einem kohärenten und folgerichtigen Geschichtsbild von der Entstehung der Eidgenossenschaft entsprang dem Bedürfnis nach einem gestärkten Gemeinschaftsbewusstsein des lockeren, durch innere Konflikte gefährdeten eidgenössischen Bündnissystems. Zugleich setzten sich die Führungsgruppen damit gegen die aus dem Reich, vor allem von habsburgischen Exponenten (zum Beispiel um 1450 von Felix Hemmerli) vorgetragene Polemik der Illegitimität der Eidgenossenschaft zur Wehr. Den Vorwurf, sie hätten ihre Unabhängigkeit durch den Umsturz der christlichen Ständeordnung und die Vernichtung des Adels erlangt, konterten sie aus einer klar antiösterreichischen Position heraus mit der legitimen Notwehr der "frommen, edlen Bauern" gegen die Willkürherrschaft des Adels und besonders der habsburgischen Vögte, die den adligen Standespflichten des Schutzes und der Landfriedenswahrung nicht mehr nachgekommen seien. Der ständeideologische Gegensatz zwischen Adel und Bauern tritt deutlich zutage.
Aegidius Tschudis um die Mitte des 16. Jahrhunderts verfasstes "Chronicon Helveticum" fügte die Befreiungstradition in ein inhaltlich und chronologisch abgerundetes Konzept und prägte das schweizerische Geschichtsbild für lange Zeit. Tschudi legte die Ereignisse in die Jahre 1301-1307, den Bundesschwur auf Mittwoch vor Martini (8. November) 1307 und die Erstürmung der Burgen auf Neujahr 1308. Damit schuf er die zeitliche Verbindung zur Ermordung des verhassten, als habsüchtig und tyrannisch geltenden Königs Albrecht I. und die bis ins 19. Jahrhundert gültige Datierung. Er rechtfertigte die eidgenössische Staatsbildung mit dem zur Bewahrung des bedrohten Landfriedens und auch zur Wiederherstellung des alten freien Helvetien notwendigen Widerstand gegen die Gewaltherrschaft. Auch Johannes Stumpf wertete den Aufstand nicht als generellen Angriff auf den Adelsstand oder als Umsturz der traditionellen Gesellschaftsordnung, sondern als Notwehr gegen das Willkürregime der Landvögte.
Durch Bild, Schrift und Spiel erreichte die Befreiungstradition vom 16. Jahrhundert an ein grosses Publikum. Schauplätze der Sage galten als Sehenswürdigkeit. Tschudi erwähnt ein "heilig hüslin" in der Hohlen Gasse, Heinrich Brennwald im frühen 16. Jahrhundert die Kapelle auf der Tellsplatte (Tellskapelle). Die Kirche von Bürglen (UR) besitzt seit 1581 eine dem Schützen Tell geweihte Glocke. Fresken der nahen Kapelle von 1582 zeigen ihn in hagiografischer Intention, wie er bei der Rettung eines Kindes im wilden Schächenbach ertrinkt.
Die Sage der Heldentat von Arnold Winkelried im Sempacherkrieg 1386 ist im sogenannten Halbsuterlied von 1533 erstmals erwähnt. Der Verlauf der Schlacht ist ungeklärt. Andeutungen zur Zeit der Burgunderkriege über eine Heldentat verdichteten sich nach den Topoi "einer opfert sich auf für alle" und "eine Gasse schlagen in das feindliche Heer" zur Winkelried-Sage, die alsbald als nationalerzieherisches Exempel nacherzählt wurde. Eine Winkelried-Tafel befand sich auf der Luzerner Kapellbrücke. 1701 wurde ein Winkelried-Standbild auf dem oberen Dorfbrunnen von Stans errichtet (beim Brand 1713 zerstört), 1723 ein neues auf dem unteren Brunnen.
Die sachliche Kritik an den Sagenstoffen, deren Handlungen sich zwar mit Innerschweizer Örtlichkeiten und Familiennamen, nicht aber mit urkundlichen Zeugnissen verknüpfen lassen, hat verschiedene Einwände vorgebracht: Schon Vadian machte auf eine Apfelschuss-Tradition ausserhalb der Schweiz aufmerksam. Von Dänemark, Norwegen, Island und England sind Varianten vom Meisterschützen überliefert; Hauptquelle sind die sogenannten "Gesta Danorum" des Saxo Grammaticus aus dem 13. Jahrhundert. Zur Übertragung der Sage in das Alpengebiet sind mehrere Thesen diskutiert worden: durch einen am Konzil von Basel teilnehmenden Bischof aus dem Norden, durch wandernde Sänger oder Pilger, als uralte germanische Gemeinsage durch Kolonisten. Auch die Volkskunde hat anregende Erwägungen angestellt, die indessen in keiner Weise verifizierbar und somit für die historische Argumentation unerheblich sind. Sie hat die Legende zum Beispiel als sportlichen Wettkampf gedeutet, als Spiel, als rituellen Straf-, Rache- oder Fehdebrauch, als Auferweckung einer Sagengestalt in einer sozialen Notlage – womit Tell eine Brauchtumsfigur wäre, vergleichbar der Walliser Mazze. Aus waffentechnischer Perspektive ist anzumerken, dass nur ein Bogenschütze einen zweiten Pfeil rasch einlegen und abschiessen kann, während ein Armbrustschütze viel Zeit zum Spannen der Waffe braucht. Die Erzählung stammt also wohl aus der Zeit des Langbogens.
Die neuere Forschung weist auch den Burgenbruch ins Reich der Sage. Er bezieht sich zwar auf bestehende Burgruinen, entsprang jedoch wohl vor allem dem Bedürfnis der Bevölkerung, deren Geschichte mythisch zu erklären. Urkundlich ist ausser Neu-Habsburg keine innerschweizerische Burg als habsburgischer Besitz nachgewiesen. Archäologische Befunde gewaltsamer Zerstörung fehlen auf den untersuchten Plätzen. Rotzberg und Schwanau waren schon im 13. Jahrhundert verlassen.
Im Zeitalter des Konfessionalismus warfen sich beide Seiten vor, die Spaltung durch den Abfall vom alten eidgenössischen Wesen verursacht zu haben. Das Gemeinschaftsbewusstsein ging jedoch nie ganz verloren, auch wenn zum Beispiel im Zweiten Villmergerkrieg die Gegner als Gessler und Tyrannen beschimpft wurden und die zentralschweizerischen Orte nach der Niederlage bei Villmergen 1712 den Bund auf dem Rütli symbolisch erneuerten. Die in der Befreiungstradition angelegte Kritik an der Willkürherrschaft entfaltete im Bauernkrieg 1653 ihre Wirkung, als aufständische luzernische Untertanen rituell die Drei Tellen neu zum Leben erweckten. Als Parabel des Kampfs entrechteter Untertanen bezog im 18. Jahrhundert Samuel Henzi das Drama in der Hohlen Gasse im Werk "Grisler ou l'ambition punie" polemisch auf die bernische Obrigkeit. Demgegenüber suchte das Patriziat der eidgenössischen Orte seine soziale Stellung mit der Leistung der an der Staatsbildung beteiligten Adelsgeschlechter (zum Beispiel Attinghausen) zu begründen.
Im 18. Jahrhundert trennten sich die historiografischen Wege in eine Richtung, die mit neuen historischen und volkskundlichen Methoden die Bundesgründung und die Meisterschützensage zu verstehen suchte, und eine andere, die weiterhin die historische Realität der Befreiungstradition nachweisen wollte. So wurde zum einen 1758 die Bundesurkunde von 1291 im Archiv von Schwyz wieder aufgefunden und 1760 durch Johann Heinrich Gleser publiziert, im gleichen Jahr, da die Schrift von Uriel Freudenberger und Gottlieb Emanuel von Haller über die schon von Vadian, Franz Guillimann und anderen erkannte Herkunft der Meisterschützensage erschien ("Wilhelm Tell, ein dänisches Mährgen"). Der zweiten Spur folgte Johannes von Müller, dessen auf Tschudi beruhende "Geschichten der Schweizer" (ab 1780) einem didaktisch-patriotischen Ziel verpflichtet waren, in der Bearbeitung durch Heinrich Zschokke (1822-1823) ein grosses Publikum erreichten und den Grundstein für den nationalen Mythos legten.
Beflügelt durch von Müllers Werk und geleitet von aufklärerisch-erzieherischen Absichten, feierten die Versammlungen der 1762 gegründeten Helvetischen Gesellschaft die frühen eidgenössischen Helden als historische Idealbilder, die zur "edlen Vaterlandsliebe" anspornten und als Kämpfer für die Menschenrechte sowie echte Vertreter republikanischer Tugenden erschienen. Schlachtjahrzeiten von Sempach und Stans verbreiteten die mythischen Geschichtsvorstellungen ebenso wie populäre Liederbücher oder die monumentale Historienmalerei, besonders mit dem "Rütlischwur" (1780) von Johann Heinrich Füssli. In Luzern stieg eine Montgolfière "Tell" auf.
Rezeptionswege der Befreiungstradition führten auch in das Ausland, so zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs in die USA, wo in Philadelphia kurz vor 1800 ein Tell-Drama aufgeführt wurde. In Frankreich blieb der "Guillaume Tell" von Antoine Lemierre von 1767 bis in die Revolutionszeit auf dem Spielplan. Ab 1790 galt Tell, wie Brutus, als Symbol der revolutionären Gruppen. Die Section Guillaume Tell widmete ihm 1794 eine Büste im Jakobinerklub. 1798 segelte ein französisches Kriegsschiff unter dem Namen Guillaume Tell in die Schlacht bei Abukir (Ägypten).
In der Schweiz blieb das Bild der alten eidgenössischen Helden nach der Französischen Revolution ambivalent. In Winterthur führte ein Tell bewaffnete Bauern an, in der Waadt 1791 die Revolutionsbankette, die von bernischen Truppen aufgelöst wurden. Angesichts drohender Gefahr diente Winkelried als Motivationsträger, wie bei der Grenzbesetzung in Basel 1792. Grösste aktuelle Symbolik wurde ihm 1798 in der Innerschweiz, vor allem in Nidwalden, beim Widerstand gegen die französische Besatzungsmacht zuteil. Wenig erfolgreich benützte die helvetische Regierung die Kraft der Befreiungstradition zur Legitimierung der neuen Ordnung und beim Versuch, das Volk zum Nationalgeist zu erziehen. Appelle an die Bundesgründung als Symbol des Gemeinsinns und der naturrechtlichen Freiheit blieben weitgehend ungehört. Dagegen verfing im Zweiten Koalitionskrieg die antiösterreichische Propaganda.
Das 19. Jahrhundert brachte die uneingeschränkte Popularisierung der Befreiungstradition in allen kulturellen Bereichen. Bis in die Gegenwart hat das von Friedrich Schiller verfasste Drama "Wilhelm Tell" (1804) das nationale Geschichtsbild inspiriert. 1860 widmeten die Urkantone den Mythenstein bei Brunnen inschriftlich "dem Sänger Tells". Die Helvetische Gesellschaft bezeichnete ihren Tagungsort Zofingen als neues Rütli, und die 1810 gegründete Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft organisierte 1859 den Aufkauf des Rütli für die Öffentlichkeit. Auf den grossen Festplätzen der Schützen-, Turn- und Sängervereine waren die Bilder und Zitate aus der Befreiungstradition omnipräsent, in Festreden, als Wandgemälde, auf Ehrengaben, Medaillen, Drucksachen und bei Festumzügen. Auch im Bereich des Tourismus wurden die nationalen Heldengestalten emblematisch benützt, so für die Genfersee-Dampfschiffe Tell (1823) und Winkelried (1824), später auf dem Vierwaldstättersee für die Winkelried (1863) und Tell (1864).
Patriotische Denkmäler, für Winkelried in Stans (1865), beim Schlachtfeld zu St. Jakob an der Birs (1872), die Tell-Denkmäler in Altdorf (UR) und Lausanne (beide 1895) und dann auch die Bildfresken der Tellskapelle an der Hohlen Gasse (1874) und in der Tellskapelle am Urnersee (1881-1882) prägten neue Bildtypen der Heldengestalten, die angesichts bedrohlicher äusserer Zustände stark auf die Aspekte der heldenhaften Wehrhaftigkeit, Vaterlandsliebe und Freundschaft reduziert wurden. Das Tell-Gemälde von Ferdinand Hodler (1897) beeinflusste das schweizerische Freiheitsdenken im 20. Jahrhundert; Otto Baumberger nahm darauf Bezug im Monumentalgemälde für die Landesausstellung 1939.
An Zentenarfeiern begann die Tradition der schweizerischen Festspiele, 1886 bei der 500-Jahr-Schlachtfeier in Sempach, 1891 im Bundesspiel von Schwyz; erstmals galt die Urkunde von 1291 als historische Referenz, nicht mehr Tschudis Datierung auf 1307. Neben zahllosen volkstümlichen Aufführungen von Schillers "Tell" pflegen Tellspiele in Altdorf (seit 1899) und Interlaken (seit 1912) die szenische Wiedergabe der Gründungssagen.
Im modernen Bundesstaat wandelte sich die Befreiungstradition vollends zum nationalen Mythos. Dessen Identifikations- und Integrationspotenzial in einer von sozialen Gegensätzen geprägten Gesellschaft beruhte nicht zuletzt auf dem grossen Abstand zu den spätmittelalterlichen Ereignissen und Lebensformen. Die Figuren der Befreiungstradition wurden in dem Masse als gesellschaftliche Leitbilder besser verfügbar – die Stauffacherin etwa als Modell konventioneller weiblicher Lebensführung –, in dem sich die Trennung der wissenschaftlichen Geschichtsinterpretation von den populären Ursprungsmythen akzentuierte. 1835 hatte Joseph Eutych Kopp die kritische Erforschung der frühen Bundesgeschichte eingeleitet. In einer heftigen internationalen Historikerdebatte, die nach der Wiederentdeckung des "Weissen Buchs von Sarnen" 1856 neue Nahrung erhielt, setzte sich seitens der kritischen Schule mit den Schriften Moritz von Stürlers und Johannes Dierauers die Auffassung durch, dass den Sagen der Befreiungstradition keine Historizität zukomme. Anton Largiadèr hat die Kontroverse im "Historisch-biographischen Lexikon der Schweiz" (Artikel "Schweiz") gewürdigt, während ebenda Robert Durrer noch 1934 an Winkelried festhielt und Karl Meyer 1931 die geschichtliche Existenz von Tell verteidigte. Mit kühner, alsbald von Fachkollegen relativierter Quellendeutung stellte Meyer 1927 die Befreiungstradition als einzigartige politische Grosstat alpiner Bauernkommunen dar.
Die Geschichtsinterpretation konnte sich den politischen Strömungen vor und während des Zweiten Weltkriegs nicht entziehen. Die Frontenbewegung wollte eine mythische, rassisch geordnete Urschweizer Schicksalsgemeinschaft mit starken Führerpersönlichkeiten erkennen und zog Winkelried als magische Leitfigur heran. Auch im nationalsozialistischen Deutschland war Schillers "Tell" zunächst sehr beliebt, bevor Hitler das Stück 1941 wegen des Verschwörungsmotivs unterdrücken liess. In der Geistigen Landesverteidigung, die sich nicht zuletzt auf Karl Meyers Publikationen stützte, kam Winkelried als Widerstandsheld zu Ehren, ebenso Tell, wegen dessen Befreiungstat die Hohle Gasse mit Spendengeldern aufgekauft und als Karrenweg restauriert wurde (1937). Die Symbolik des Rütli diente 1940 nationalen Zielen, als General Henri Guisan die höheren Armeekommandanten dort zum Rütli-Rapport versammelte, um sie auf den unbedingten Widerstand einzuschwören. Höhepunkt der historischen Veranstaltungen im Zweiten Weltkrieg war 1941 die 650-Jahr-Feier des Bundes von 1291. Das neue Medium des Tonfilms ergänzte die Kampagne mit Leopold Lindtbergs Werk "Landammann Stauffacher".
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich in der Historiografie die Einsicht durchgesetzt, dass die Befreiungstradition zwar einen bedeutenden und folgenreichen Mythos umfasse, jedoch nicht direkt von historischen Ereignissen handle. Daran hat auch ein originelles Plädoyer von Bruno Meyer (1959) zugunsten der tatsächlichen Ermordung eines Landvogts in der Innerschweiz im frühen 14. Jahrhundert wenig geändert. Kritische Historiker wiederum haben die Öffentlichkeit humorvoll oder auch ironisch-aggressiv auf die Problematik der Befreiungstradition hingewiesen. Die derzeit gültige kulturgeschichtliche Sicht des schweizerischen Nationalmythos hat 1990 Guy Marchal dargestellt. Ungeachtet des wissenschaftlichen Diskurses tradieren populäre Kommunikationsmittel, vom Film über Schulbücher bis zum Comic, und die Festrhetorik die legendären Geschichtsmotive unbekümmert weiter. Auch die Kunst setzte sich kreativ mit dem Thema auseinander, so 1973 in einer nationalen Wanderausstellung "Tell 73". Die volkskundliche Dokumentation materieller Zeugen schliesslich erhellt die Wirkungsgeschichte in allen Sphären, von der Staatspolitik bis in den Alltag (1966 gegründetes Tell-Museum Uri, Bürglen).