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Bonifatius

19.2.1261 . Aus Brüssel stammend (der ihm fälschlicherweise zugeschriebene Familienname Clutinc ist derjenige des Gatten seiner Schwester), erhielt er dort zwar erste Benefizien, seine Laufbahn führte ihn aber v.a. ins Ausland. 1199-1229 studierte und lehrte er in Paris zuerst die Artes liberales, später Theologie. 1229-31 war er Domscholaster in Köln. Trotz seiner intellektuellen Verpflichtungen und seines ausgeprägten Interesses an Aristoteles scheint er keine Schriften hinterlassen zu haben. 1231 ernannte ihn Papst Gregor IX. zum Bf. von Lausanne, um zwei Jahre dauernden lokalen Streitigkeiten ein Ende zu setzen. Im Bestreben, den Klerus zu reformieren und seine eigenen polit. Rechte zu festigen, geriet B. insbesondere zu Beginn seines Episkopats wiederholt in Konflikt mit dem Domkapitel und der Stadt Lausanne. 1234 musste der Bischof, der seine Stadt mit dem Interdikt belegt hatte, gar auf Vermittler ausserhalb der Diözese zurückgreifen. Als Anhänger des Jordan von Sachsen, des Nachfolgers des hl. Dominikus, befürwortete und unterstützte B. 1234 die Niederlassung der Dominikaner in Lausanne. Den kaiserl. Interessen stand er feindlich gegenüber und lehnte insbesonders die Kontrolle ab, die der Dt. Ritterorden auf Geheiss Ks. Friedrichs II. über Bern ausübte. Bern und Murten verbündeten sich gegen B., der ― aufs äusserste bedrängt und symbolisch entmachtet ― nach Rom floh. Gregor IX. ging im Juli 1238 hart gegen die Angreifer vor, erlaubte aber auch B. erst ein Jahr später, auf sein Amt zu verzichten. In der Zwischenzeit lag die Leitung der Diözese in den Händen des bischöfl. Administrators Peter von Grandson, eines wichtigen Gefolgsmanns des Hauses Savoyen. Trotz aller päpstl. Bemühungen kam es um B.' Nachfolge zum Krieg, in den sich auch Bern, Murten und Savoyen einmischten. Die folgenden Jahre verlebte B. in Cambrai, Lüttich und Utrecht, dann zog er sich in das Zisterzienserinnenkloster Cambre-Sainte-Marie bei Brüssel zurück, wo er - verehrt wie ein Heiliger - starb. Eine Vita mit einer Aufstellung seiner Wundertaten wurde schon kurz nach seinem Tod verfasst. Der Kult um seine Person entwickelte sich jedoch erst vom 17. Jh. an. B. wurde 1603 selig, 1702 heilig gesprochen (Heiligentag 19.2.).

Quellen und Literatur

  • P. Glorieux, Répertoire des maîtres en théologie de Paris au XIIIe siècle, 1933, 291, Nr. 126
  • HS I/4 119 f.
  • V. Durussel, J.-D. Morerod, Le Pays de Vaud aux sources de son histoire, 1990, 174-186
  • P. Lefèvre et al., Chartes du chapitre de Sainte-Gudule à Bruxelles, 1047-1300, 1993, 77 f., 229
  • J.-D. Morerod, Genèse d'une principauté épiscopale, 2000
Weblinks

Zitiervorschlag

Jean-Daniel Morerod: "Bonifatius", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2004, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/018468/2004-05-03/, konsultiert am 28.03.2024.