
1346 Königshofen (heute Stadtteil von Strassburg), 27.12.1420 Strassburg. Sohn des Fritsche de Künigeshoffen und der Metza. 1382 Priesterweihe, danach Rektor in Drusenheim (Elsass), ab 1395 Kanoniker und Archivar von St. Thomas in Strassburg. Jakob Twinger von Königshofen beschäftigte sich mit Geschichte, Kalenderkunde, Grammatik und Musik. Ab 1382 legte er eine aus seiner Hand stammende, in drei Fassungen erhaltene Chronik an, die Welt- und Stadtgeschichte bis 1415 zu einem Ganzen verbindet. Sie enthält die Geschichte Roms und der römisch-deutschen Kaiser, der Päpste, der Strassburger Bischöfe sowie der Stadt Strassburg und ein alphabetisches Register. Twinger von Königshofen adressierte sie in deutscher Sprache an "kluge Laien". Er stellte insbesondere auch die Auseinandersetzungen mit Habsburg-Österreich dar, den Morgartenkrieg (1315), den Laupenkrieg (1339-1340) und die Belagerungen der Stadt Zürich (1351-1354), bei denen Strassburger teilnahmen. Für die Zeit ab 1350 berichtete Twinger von Königshofen überwiegend aus eigenständiger Perspektive, unter anderem über das Erdbeben von Basel 1356 und – besonders wertvoll – über den Sempacherkrieg 1386 sowie die Schlacht bei Näfels 1388. Die Königshofer Weltchronik war im süddeutschen Raum verbreitet; in ihrer Nachwirkung übte sie als Muster und stoffliche Grundlage namhaften Einfluss auf die eidgenössische Geschichtsschreibung aus. Häufig wurde sie überarbeitet und durch Zusätze über lokalgeschichtliche Ereignisse fortgeführt (Zürcher Stadtchroniken, Klingenberger Chronik). Chronisten wie Konrad Justinger, Petermann Etterlin, Melchior Russ und Heinrich Brennwald liessen sich von Twinger von Königshofens Chronik anregen.