
Diessenhofen, 1529 Grafschaft Hessen. 1503 Studium der Theologie in Tübingen, 1506 in Basel, 1509 Magister der Universität Basel. 1512-1523 Leutpriester in Liestal, 1524-1525 Beichtvater am Klarissenkloster Gnadenthal in Basel. Bereits zu Beginn der 1520er Jahre predigte Stephan Stör, der mit führenden Reformatoren wie Wolfgang Capito und Johannes Oekolampad in Beziehung stand, in Liestal reformatorisches Gedankengut. Nach der Heirat mit seiner Haushälterin trat er anlässlich einer Disputation in Basel öffentlich für die Priesterehe und die Predigt des reinen Evangeliums ein. Trotz der Unterstützung Oekolampads und der Liestaler Bürgerschaft enthoben ihn darauf Domkapitel und Basler Rat seines Priesteramts. Im Bauernkrieg 1525 trat Stör als Redner bei Versammlungen auf, verfasste Beschwerdeschriften der Baselbieter an den städtischen Rat und suchte die Basler Zünfte für ein gemeinsames Vorgehen mit den ländlichen Untertanen gegen die Obrigkeit zu gewinnen. Nach dem Scheitern dieses Versuchs sah sich Stör, wenige Tage nach Ausbruch des Bauernkriegs, zur Flucht gezwungen, denn die Obrigkeit betrachtete ihn als Hauptverantwortlichen für die Unruhen in ihrem Herrschaftsgebiet. Im Januar 1526 wurde Stör in Strassburg festgenommen und mehrmals verhört, nach Fürsprachen Huldrych Zwinglis und des Strassburger Reformators Capito jedoch wieder freigelassen. Zur Strafe konfiszierte der Basler Rat sein Vermögen und verwies ihn des Landes. Stör liess sich darauf in der Landgrafschaft Hessen nieder, von wo aus er nach der Reformation in Basel vergeblich eine Rückkehr nach Liestal zu erwirken suchte.