de fr it

CatharinaSturzenegger

5.12.1854 Speicher, 11.10.1929 Zürich, reformiert, ab 1927 katholisch, von Trogen. Tochter des Johann Ulrich, verarmten Kleinbauern und Heimwebers, und der Anna Barbara geborene Koller, Tochter des Grossfabrikanten Johann Ulrich, von Speicher. Ledig. Catharina Sturzenegger musste ab dem sechsten Altersjahr neben der Schule als Fädlerin arbeiten. Sie besuchte das Lehrerseminar der Einwohnermädchenschule Bern, war 1874-1876 und 1879-1882 Lehrerin in Kandergrund, 1876-1878 in Ramsen und 1878-1879 in Magglingen. Wegen gesundheitlicher Probleme musste sie 1882 den Schuldienst aufgeben. 1884-1896 arbeitete sie als Posthalterin in Wolfhalden und 1896-1899 in Grub; sie kämpfte für ein Pensionsgesetz für Postbeamte. 1899-1903 leitete sie eine Buchdruckerei in Bern.

Neben ihrer Arbeit bei der Post begann Sturzenegger eine Karriere als Journalistin. Zur Tarnung der weiblichen Autorschaft benutzte sie bis 1896 das Pseudonym C. Albertini, danach C. Sturzenegger. Die Bekanntschaft mit Henry Dunant liess sie zur eifrigen Verfechterin seiner Ideale werden. Ihr Beitrag "Ossmund oder Friede auf Erden" erreichte in Stockholm in einem internationalen Preisausschreiben für praktische Vorschläge zu Frieden und Abrüstung einen vorderen Rang. Aus pazifistischer Sicht verfasste sie eine Schweizergeschichte, die ihr an der Landesausstellung Genf 1896 und an der Weltausstellung Paris 1900 je eine Ehrenmeldung eintrug. 1904-1908 hielt sie sich als Rotkreuzhelferin und Korrespondentin in Japan auf und gründete in Tokio eine Privatschule für deutsche Sprache. Dann arbeitete sie als Redaktorin in Würzburg und Zürich. 1912-1913 war sie Kriegshelferin und Korrespondentin im Balkankrieg, im Ersten Weltkrieg in Serbien. Sie setzte sich publizistisch für Serbien ein; 1920 verlieh ihr Prinz Alexander von Serbien den Sava-Orden 4. Grades. 1922 war sie als Herausgeberin und Redaktorin der Zeitschrift "Aus der Heimat und Fremde" tätig. Zum Dank für ihre Verdienste übernahm die jugoslawische Regierung 1929 die Kosten für ihr Begräbnis. Die als Schriftstellerin nur zweitrangige Sturzenegger litt zeitlebens darunter, als Frau ihre Tatkraft nicht voll entfalten zu können. Ihr Engagement in der humanitären Hilfe entschädigte sie für diese Einschränkung.

Quellen und Literatur

  • GemA Speicher, Lebenslauf, Ms.
  • M. Morel, Catharina Sturzenegger, 1932
  • H. Amann, Henry Dunant und die Appenzellerin, 1998
  • R. Bräuniger, «Catharina Sturzenegger (1854-1929) – Pazifistin?», in FrauenLeben Appenzell, 1999, 522-539
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Sturzenegger, Catharina", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019337/2013-12-03/, konsultiert am 05.10.2024.