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vonDiesbach

Seit dem 13. Jahrhundert belegte Berner Patrizierfamilie, benannt nach der Herrschaft Diessbach (oder Diessenberg, heute Oberdiessbach) bei Thun, seit dem 15. Jahrhundert zur politischen Führungsschicht des Berner Stadtstaats gehörend. Ein Zweig der Familie liess sich nach der Reformation in Freiburg nieder. Gemäss Genealogie stellte die Familie burgundischer Abstammung Dienstleute im Gefolge des deutschen Kaisers Friedrich I., der Zähringer und seit 1218 der Grafen von Kyburg. Träger des Namens Diezbach, Diezebach, Dyesbach, Dyespach mit Burgrecht in Bern sind im 13. Jahrhundert in Aarberg und Thun bezeugt. Als Stammvater der adligen Familie ist Niklaus (->) 1412 in Basel und Frankfurt als Kaufmann sowie 1414 in Bern als Goldschmied urkundlich fassbar. Mit Hugo und Peter von Watt aus St. Gallen baute er die hauptsächlich im Leinwand- und Metallwarenhandel tätige Diesbach-Watt-Gesellschaft mit Niederlassungen von Spanien bis Polen auf. Seine zweite Ehefrau Katharina du Ruz stammte aus gehobenen Freiburger Fernhandelskreisen. Niklaus erwarb 1427 von Imer Bokess die Hälfte der Herrschaft Diessbach, ferner Kiesen und Schloss Holligen. Die Söhne Loy (1451), Ludwig (1452) und Hans (1456) markierten den Übergang von der Kaufmanns- zur Magistratenfamilie. Alle drei heirateten in Familien des Patriziats ein. Folgerichtig sind die Glieder der Familie schon in den ältesten Stubenrödeln der vereinigten adeligen Gesellschaft zu Narren und Distelzwang in Bern nachweisbar. Klara von Büren führte Loy die Herrschaften Signau und Worb zu, ihr Sohn Niklaus (->) erwarb 1469 die andere Hälfte der Herrschaft Diessbach. Er war der erste der Familie, der mit Barbara von Scharnachtal eine Frau aus einem alten bernischen Adelsgeschlecht heiratete. Durch Gütertrennung gewann sein Cousin Ludwig (->) 1479 von Wilhelm (->) die Herrschaft Diessbach und die niedere Gerichtsbarkeit in Kiesen. Die Herrschaft Landshut, 1479 erworben, musste Ludwig 1514 Bern abtreten, desgleichen 1516 wegen Verschuldung das Reichslehen Spiez, das ihm die zweite Ehe mit Agatha von Bonstetten eingetragen hatte. Ludwig (->), Söldnerführer in Italien, veräusserte 1528 die Herrschaft Signau. Sein Halbbruder Niklaus (1478-1550) liess 1546 das alte Schloss in Oberdiessbach bauen, das die späteren Erben 1647 zusammen mit der Herrschaft der Familie von Wattenwyl verkauften. Durch Heirat gewann Christoph (1519-1577) Güter zu Liebistorf. Heinrich Gottlieb (1727-1787), Ritter des badischen Ordens, Grossrat und Salzdirektor zu Roche (VD), war der letzte Vertreter des Zweigs von Liebistorf. 1917 starb mit Fürsprecher Robert (1858) auch die Berner Linie aus. Insgesamt dienten 20 Familienglieder dem patrizischen Bern als Kleinräte, ebensoviele verfolgten eine militärische Karriere, zehn davon in fremden Diensten.

Das Schloss Holligen in Bern und der Gurten. Aquarell mit Federkonturen, 1669 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Das Schloss Holligen in Bern und der Gurten. Aquarell mit Federkonturen, 1669 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

Zwei Söhne Ludwigs (1452-1527) begründeten die katholischen Freiburger Linien: Sebastian (->) und Johann Rochus (1501-1546). Sebastian verlor wegen Korruptionsverdacht seine Ämter in Bern. Er und Johann Rochus wurden 1534 in Freiburg ins Bürgerrecht aufgenommen und kehrten zum alten Glauben zurück. Johann Rochus' Sohn Georges (->) war Herr von Bellerive (VD) und Baron von Prangins. Die Herrschaft Bellerive blieb rund 200 Jahre in den Händen der Freiburger Familie. Mit dem gewaltsamen Tod von François Romain (1773), Offizier der Schweizergarde in Paris, endete 1792 die Linie des Johann Rochus. Georges (1575-1648) begründete mit seiner Heirat mit Marguerite d'Alex die Zweige von Torny und Belleroche. Sein Sohn Josse war Herr von Belleroche und Maggenberg. Die Freiburger Linien zeichneten sich dadurch aus, dass zahlreiche ihrer Vertreter eine militärische Laufbahn einschlugen, so etwa François Romain (->) und Fridéric (->) aus dem Zweig von Torny sowie Romain (->) aus dem Zweig von Belleroche. Bis zum Ende des Ancien Régime gehörten die von Diesbach zur politischen Führungsschicht Freiburgs. Mehrere in der Politik engagierte von Diesbach setzten sich für die Förderung der Westschweizer Landwirtschaft ein, so Philippe (->). Der französische Zweig wurde von Xavier Eugène von Belleroche (1817-1905) begründet. Der in Gouy-en-Artois lebende Royalist nahm 1867 das französische Bürgerrecht an.

Quellen und Literatur

  • StABE, FamA
  • StAFR, FamA
  • BBB, FamA Diesbach-Torny
  • A. de Ghellinck Vaernewyck, La généalogie de la maison de Diesbach, 1921
  • Schweiz. Geschlechterbuch 1, 86-94; 5, 159-167
  • U.M. Zahnd, Die autobiogr. Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs, 1986, 129-221
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Ulrich Moser: "Diesbach, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.04.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019540/2005-04-12/, konsultiert am 17.09.2024.