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deGingins

Das Haus Gingins ist ein Seitenzweig des Hauses Divonne. 1131 wird zum ersten Mal ein Herr von Gingins erwähnt. Durch Heiraten erwarb das Geschlecht 1374 die Herrschaft Divonne, 1415 durch Jean (->) die Herrschaft Montreux sowie 1542 diejenige von La Sarraz und wurde eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Waadt. Aymon (->) erlebte als Geistlicher die Zeit der Reformation. Als die Berner die Waadt eroberten, konnte Franz (1516-1578), der 1522 das Berner Bürgerrecht erworben hatte, aber auch Mitglied des savoyenfreundlichen Löffelbunds war, durch Unterwerfung und Geldzahlungen sein Schloss und seinen Besitz retten. Bern hatte jedoch ein wachsames Auge auf dieses mächtige Geschlecht. 1577 zwang Bern die Vormünder, den jungen Joseph (1554-1622) nicht an den Hof Savoyens zu senden, sondern nach Bern, damit er dort seine Studien vollende. Zwei Jahre später heiratete Joseph die reiche Alleinerbin Barbara Stein und nach zwei weiteren Jahren wurde er in die Gesellschaft zum Distelzwang aufgenommen. Von da an gehörten die Gingins zum Berner Patriziat. Sie verschwägerten sich mit allen bedeutenden Familien Berns und bekleideten wiederholt hohe Staatsämter. Nach dem Tode Josephs nutzte Bern den Streit unter dessen Söhnen um das Erbe und zerschlug die grosse Herrschaft La Sarraz in vier Teile.

Das Haus Gingins spaltete sich ab dem 15. Jahrhundert in mehrere Zweige, namentlich in die Herren von Gingins (1486-1587), die Herren von Divonne (1486-1691), die Gingins-Cuarnens (1602-1808), die Gingins-Orny (1623-1833), die Gingins-Eclépens (1623-1911) und die Gingins-La Sarraz (1542-1893). Trotz dieser Verzweigungen bewies die Familie einen starken Zusammenhalt. Durch gezielte Vererbung, durch die Einsetzung von Familienangehörigen als Ersatzerben und durch häufige Heiraten untereinander hielt man den Besitz zusammen und das Zusammengehörigkeitsgefühl lebendig. Angehörige der Familie kämpften als Offiziere in vielen Armeen, so unter anderem Gabriel (->), Henri-Victor-Louis (->), Wolfgang Charles (->) und Aymon (->). 1629-1712 fielen 13 Angehörige des Hauses auf den Schlachtfeldern Europas. Frédéric (->) machte sich als Historiker einen Namen. Hélène (->) engagierte sich im Kampf gegen die Prostitution und beim Aufbau von Hilfswerken für junge Frauen. Letzter männlicher Spross des Hauses war Louis-Henri-Albert, der 1911 in Bad Nauheim (Hessen) starb und dort auch begraben wurde.

Quellen und Literatur

  • Schweiz. Geschlechterbuch 5, 257-268; 8, 145-153
  • Recueil de généalogies vaudoises 2, 1935, 53-109

Zitiervorschlag

Ansgar Wildermann: "Gingins, de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019566/2005-11-15/, konsultiert am 12.04.2024.