Aus dem Emmental stammendes, hochfreies Geschlecht des 13.-16. Jahrhunderts, wahrscheinlich verwandt mit den um 1120-1161 auftretenden Herren von Lützelflüh. Im 13. Jahrhundert verfügten die von Brandis über Besitz im oberen und mittleren Emmental mit der Burg Brandis bei Lützelflüh als Zentrum. Sie statteten die von den Herren von Lützelflüh gestifteten Klöster Trub und Rüegsau als deren Vögte regelmässig mit Gütern aus. Erster bekannter Vertreter ist der 1239-1257 belegte Konrad. Im Zusammenhang mit der Ermordung König Albrechts I. 1308 verlor sein Enkel Thüring (1280-1324), Kirchherr von Lützelflüh, 1313 sein österreichisches Burglehen Spiez, konnte aber mit Hilfe der Stadt Bern und der Neu-Kyburger seine emmentalischen Besitzungen behaupten. Mit zum Teil riskanten Kreditgeschäften, einer erfolgreichen Heiratspolitik und unter Ausnützung kirchlicher Machtpositionen dehnte die Familie im 14. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihre Hausmacht zunächst ins Simmental, dann auch in den ostschweizerischen, süddeutschen und vorarlbergischen Raum aus.
Ausgangspunkt war die stufenweise Übernahme des Besitzes der Herren von Weissenburg: Thüring (1326-1368), Gatte Katharinas von Weissenburg, erhielt vorerst als Pfand deren Herrschaft Simmenegg im oberen Simmental und trat 1337 ins Burgrecht der Stadt Bern – eine Verbindung, die das Geschlecht bis ins 16. Jahrhundert weiter pflegte. Um 1350 kaufte er die Vogtei Diemtigen und, mit Kreditaufnahmen, die Herrschaft Mülenen im Kandertal (1352 Verkauf an Bern). Den Rest erbte 1368 Thürings gleichnamiger Neffe (1350-1375). Sein Bruder Heinrich (->) verpfändete als Bischof von Konstanz in seiner Amtszeit seinen Brüdern Thüring und Wolfhart I. (1341-1371) sowie seinen Neffen 1358 unter anderem alle bischöflichen Zehntquarten in der Landgrafschaft Burgund, 1366 die Burg Bischofszell und 1377 die Herrschaft Küssaberg bei Tiengen (Schwarzwald). Ähnlich versetzte sein anderer Bruder, Eberhard (->), als Abt der Reichenau 1367 alle Güter und Rechte seines Klosters an die Familie. Unterstützt von ihren Verwandten führten Heinrich und Eberhard eine Fehde gegen die Stadt Konstanz. Wie von den Weissenburgern übernahmen die von Brandis vom späten 14. Jahrhundert an auch einen Grossteil der Güter und Rechte der Grafen von Werdenberg-Sargans: Ihre Ansprüche gründeten auf der Ehe Wolfharts I. mit Agnes von Montfort-Feldkirch, der Witwe Hartmanns von Werdenberg-Sargans. Vorerst als Pfand erhielten deren Söhne Ulrich Thüring (1375-1408/1409) und Wolfhart IV. (->) 1391 von ihren wirtschaftlich angeschlagenen Stiefbrüdern die Herrschaft Blumenegg. Es folgten die Grafschaft Vaduz (1399), die Herrschaften Sonnenberg im Walgau (1412) und Schellenberg (1416). Den letzten grösseren Erwerb tätigte 1437 Wolfhart V. (->) mit einem Erbanteil an der Herrschaft Maienfeld und der Burg Marschlins bei Igis. Kurz darauf begann er mit der Liquidation seiner Berner Besitzungen. Wie seine Vorfahren mit Bern arrangierten sich auch er und vor allem sein Sohn Ulrich mit ihren mächtigen Nachbarn, den Österreichern, ohne dabei die traditionellen Beziehungen zu Bern aufzugeben. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam die Familie zunehmend in wirtschaftliche und politische Schwierigkeiten, die in der schweren Niederlage gegen die Eidgenossen im Schwabenkrieg gipfelte. 1509 verkaufte Johannes (->), Letzter des Geschlechts, die Herrschaft Maienfeld an die Drei Bünde, 1510 die Herrschaften Schellenberg, Vaduz und Blumenegg seinem Neffen Rudolf von Sulz.