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Johann JodokSingisen

um 1557/1558 Mellingen, 2.11.1644 Muri (AG). Sohn des Rudolf, Schultheissen, und der Elisabeth Letter. Johann Jodok Singisen besuchte die Klosterschule Muri, legte 1574 die Profess ab und erhielt 1583 die Priesterweihe. Vom Kloster aus versah er ab 1590 als Priester die Pfarrei Bünzen, bis er 1596 zum Abt von Muri gewählt wurde. Von Nuntius Giovanni della Torre unterstützt, führte Singisen Reformen durch, die mit einer Umschreibung der Klausur 1603 abgeschlossen wurden. 1602 war er an der Gründung der Schweizerischen Benediktinerkongregation in Einsiedeln beteiligt. Ab 1603 wirkte er als Visitator der Kongregation und als ausserordentlicher Visitator der Benediktinerinnen in Seedorf (UR) und St. Andreas in Sarnen, der Kapuzinerinnen in Zug, Attinghausen, Stans und Gerlisberg bei Luzern sowie der Zisterzienserinnen in Frauenthal. 1609 vertrat Singisen sein Kloster an der Synode von Konstanz. Mit den Klöstern Rheinau, Engelberg und Fischingen erreichte er 1622 die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. Singisen bereicherte die Klosterbibliothek Muri mit Neuanschaffungen im Bereich der Patristik, Bibelwissenschaft und des kanonischen Rechts. Über der Vorhalle der Kirche liess er einen Bibliotheksraum und 1610 den sogenannten Singisenflügel errichten (1691 neu erbaut). Die Klosterschule baute er zum Gymnasium aus und führte vermutlich 1618 das Studium der Philosophie und 1621/1622 dasjenige der Theologie ein. Er förderte die von der Fürstabtei St. Gallen 1624 gegründete – aber nur kurz bestehende – theologische Hochschule Mariaberg in Rorschach. In seiner Amtszeit herrschte ein geordnetes Klosterleben und ein Reformkonvent entstand, der sieben Äbte hervorbrachte. Zudem studierten 1597-1629 23 Mönche von Muri an der von Jesuiten geleiteten Universität Dillingen an der Donau. Postum erhielt Singisen den Ehrentitel eines zweiten Gründers des Klosters Muri.

Quellen und Literatur

  • HS III/1, 905, 934-936
Weblinks

Zitiervorschlag

Anton Wohler: "Singisen, Johann Jodok", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.05.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019656/2011-05-16/, konsultiert am 29.03.2024.