Freiherrliches Geschlecht im Berner Oberland, vor 1350 ausgestorben, meist Vögte von Strättligen genannt. Der sogenannte Strättligturm bei Thun ist urkundlich in der fraglichen Zeit nie erwähnt. Die in der Chronik von Konrad Justinger behauptete Abstammung vom hochburgundischen Königshaus ist nicht nachzuweisen. Vermutlich handelt es sich nicht um ein autochthones Oberländergeschlecht. Die schwankende Namensgebung lässt an einen Burgnamen denken, was die über fünf Generationen rekonstruierte Agnatenfolge zumindest in Frage stellt. Herrschaftsrechte besassen die von Strättligen am linken Thunerseeufer von Leissigen bis Thun und im Simmental sowie im Zürcher Unterland. Diese Ostschweizer Besitzungen deuten neben belegtem Konnubium, Grablege im Kloster Wettingen und Ähnlichkeiten im Wappenbild auf frühe Beziehungen zu den sich von Rapperswil nennenden Nobiles. Weitere Heiratsverbindungen oder sonstige enge Beziehungen bestanden zu den Freiherren von Bremgarten, von Vaz, von Wädenswil, von Thun und von Bäbingen, im 14. Jahrhundert zu den Ritteradligen von Greyerz und von Bubenberg. Als Erster der Familie wird 1175 Henricus de Stretelingen im Gefolge des Herzogs von Zähringen erwähnt. Die bereits um 1200 starke Stellung wurde im 13. Jahrhundert weiter ausgebaut. Mitte des 13. Jahrhunderts sind Angehörige der von Strättligen als Vögte in Wimmis nachweisbar. Ausgehend von Heinrich III. (Heinrich von Stretelingen), waren die von Strättligen Lehensinhaber der Herrschaft Spiez. Nach Mitte des 13. Jahrhunderts finden sich einzelne von Strättligen im Gefolge Peters II. von Savoyen sowie als savoyische Lehensträger der Herrschaft Mülenen. Johannes III. wanderte vor 1300 nach England aus, wo die letzten Nachfahren im 18. Jahrhundert starben. Die Konkurrenz des erfolgreichen habsburgisch-österreichischen Herrschaftsausbaus führte im späten 13. Jahrhundert zu einem politischen und ökonomischen Abstieg. Die letzten männlichen Vertreter des Geschlechts waren Johannes IV. (erwähnt 1302-1349) sowie sein Neffe Heinrich IV. (erwähnt 1312 bis ca. 1347), Inhaber des Reichslehens Mannenberg und Herr von Laubegg.
Quellen und Literatur
- GHS 1, 262-267, 413; 3, 407 (mit Stammtaf.)
- L. Hänni, Strättligen, 1984, 41-65
- B. Frei, Beitr. zur Gesch. des Adels im Berner Oberland (12./13. Jh.), Liz. Zürich, 1988, 34-36
Systematik
Eliten (bis ca. 1800) / Hochadel |