Bedeutendes Walliser Hochfreiengeschlecht des 12. bis Anfang des 15. Jahrhunderts. Möglicherweise stammt die Familie von den Freiherren de la Tour du Pin aus der Dauphiné ab. Wilhelm, vielleicht der Sohn eines 1143 genannten Raymund de Tore, ist 1157 erstmals bezeugt. Er war Meier von Sitten, Herr von Niedergesteln und Lötschen sowie Viztum von Ollon und Vouvry. Sein Bruder Amadeus (->) wirkte 1162-1168 als Bischof von Sitten. Aymo (1226), ein Sohn Wilhelms, erwarb durch seine Heiraten die Mitherrschaft von Bex und Ayent-Hérens sowie vermutlich das bischöfliche Viztum von Bagnes. Chalbert, ein Sohn Aymos und der Margarete von Morestel, gründete den Zweig vom Turn-Morestel, der das Vizedominat von Bagnes und die Mitherrschaft von Granges innehatte. Antoinette, die Witwe Peters III., des letzten Sprosses dieser Linie, verkaufte das Vizedominat von Bagnes 1366 dem Abt von Saint-Maurice.
Peter II., der Sohn Aymos und der Clémence von Bex, wurde zum Stammvater der Linie von Turn-Gestelnburg. Seine Enkelin Beatrix heiratete Junker Aymo von Greysier und brachte ihm nach dem Tod ihres Vaters Gerold die Rechte der vom Turn in Sitten, Ollon und Bex. Ihr Bruder Aymo (1276) erbte das Vizedominat von Conthey. Aymos Schwester Nantelma führte der Familie nach dem Tod ihres Gatten Rudolf von Raron dessen Besitzungen in St. Niklaus und Zermatt zu. Sein Sohn Peter IV., der sich als Erster Freiherr von Niedergesteln nannte, war 1291 als Landvogt der Waadt in savoyischen Diensten. Er verleitete den Adel zu einem Aufstand gegen den Sittener Bischof Boniface de Challant, söhnte sich aber nach der Niederlage auf den Sustmatten (auch Seufzermatten genannt) bei Leuk (1296) mit ihm aus (1299). Peters Sohn Johann (1323) brachte durch Heirat mit Elisabeth von Wädenswil die Herrschaften Frutigen und Mülenen im Berner Oberland an sich. Er war 1311 kaiserlicher Vikar von Como, 1315-1317 Landvogt, das heisst Stellvertreter in weltlichen Angelegenheiten, des Bischofs von Sitten und 1322 kaiserlicher Statthalter von Mailand. Johanns Bruder Aymo (->) war 1323-1338 Bischof von Sitten. Peter V., Johanns Sohn, verkaufte den vom Vater geerbten Pfandbesitz Laupen 1324 der Stadt Bern, seine Rechte auf Mülenen 1341 den Herren von Weissenburg und seine Eigenleute im Lauterbrunnental, genannt die Lötscher, 1346 dem Kloster Interlaken. Vermutlich weil ihm Bischof Witschard Tavel das Meiertum von Leuk verweigerte, kam es zwischen den beiden Familien 1349 zu einer ersten Fehde. Mit Peters Sohn Anton (->) starb das Geschlecht 1405 aus.