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CarlCulmann

Porträt, um 1870. Fotoatelier von Emil Gassler, Zürich (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv).
Porträt, um 1870. Fotoatelier von Emil Gassler, Zürich (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv).

10.7.1821 Bergzabern (Bayern), 9.12.1881 Riesbach, reformiert, Deutscher, ab 1868 von Zürich. Sohn des Karl Wilhelm, Pfarrers, und der Karolina geborene Borell. 1856 Emilie Mathilde Küss, Tochter des Georg. 1837 Studium an der Artillerieschule in Metz, 1838-1841 am Polytechnikum in Karlsruhe, danach als Bauingenieur beim bayerischen Eisenbahnamt. Im Auftrag des bayerischen Staats unternahm Carl Culmann 1849-1850 eine Studienreise durch England und Nordamerika. Die anschliessend von ihm verfasste Theorie der Fachwerkbrücken sowie die rechnerischen Formeln für die Sicherheitsbeurteilung und den Bau solcher Tragwerke fanden grosse Beachtung. Ab 1855 unterrichtete er an der von ihm gegründeten Ingenieurschule des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich, zuerst sämtliche Fächer des Bauingenieurwesens, ab 1873 Statik und Brückenbau (1872-1875 Rektor). Sein Hauptwerk Die Graphische Statik (1864-1866, 2. Auflage 1875) orientierte sich an den Bedürfnissen der Baupraxis. Im Unterschied zu anderen Fachwerktheoretikern bediente sich Culmann nicht der zeitaufwendigen analytischen Mathematik, sondern der grafischen Geometrie, wodurch er unkomplizierte Lösungen für komplexe baumechanische Probleme fand. Kernstück seiner Theorie war das Seil- und Kraftpolygon, dem er die Culmannsche Schlusslinie beifügte. Die wiederholte Anwendung seiner grafischen Statik (unter anderem durch Culmanns Schüler Maurice Koechlin bei der statischen Berechnung des Eiffelturms) bewirkte eine weite Verbreitung der Eisenkonstruktionen. In den folgenden Jahrzehnten bildete der Ausbau seiner Theorie einen Schwerpunkt der baumechanischen Forschung, unter anderem durch seinen Nachfolger Karl Wilhelm Ritter. Nur wenige Anhänger fand hingegen Culmanns Theoretisierungskonzept der grafischen Statik mit Hilfe der projektiven Geometrie. 1867 unterstützte er Niklaus Riggenbach bei der Entwicklung des Leiterzahnstangensystems, das erstmals 1871 bei der Vitznau-Rigi-Bahn eingesetzt wurde. Daneben führte Culmann unter anderem Studien über die Schweizer Wildbäche und den Einfluss der Wälder auf die Wasserressourcen durch. 1880 Dr. h.c. der Universität Zürich.

Quellen und Literatur

  • Schweizer Ingenieur und Architekt, Nr. 3, 1982, 29-32
  • D.L. Vischer, Wasserbauer und Hydrauliker in der Schweiz, 2001, 64 f.
  • K.-E. Kurrer, Geschichte der Baustatik, 2002
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Culmann, Carl", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.01.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019845/2020-01-20/, konsultiert am 10.09.2024.