Adelsfamilie aus Mendrisio, über deren Ursprung unterschiedliche Interpretationen vorliegen. Umfassende Untersuchungen widersprechen der These, wonach die Torriani auf das gleichnamige Mailänder Geschlecht zurückgehen. Dieses hatte die Grafschaft Valsassina inne und kämpfte im 13. und 14. Jahrhundert mit den Visconti um die Vorherrschaft in Mailand. Nach seiner Niederlage im 14. Jahrhundert soll es sich nach Mendrisio zurückgezogen haben. Diesem Mailänder Geschlecht gehörte Napo (->) an, der Podestà von Blenio wurde. Die Torriani von Mendrisio stammen jedoch von einem Zweig langobardischer Arimannen ab, die bereits im 9. Jahrhundert in Mendrisio ansässig waren, wie die Erwähnung von 847 Luberinus fq. Odoni (Luberinus, der Sohn eines gewissen Odonus) belegt. Schon lange als da Mendrisio (de Mendrixio) belegt, nahm die Familie erst im 13. Jahrhundert den Namen della Torre (de la Turre de Mendrixio) an. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts tauchte die Schreibweise Torriani auf, die sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts durchsetzte. Das erste und gleichzeitig auch wichtigste Familienmitglied, das als della Torre Erwähnung fand, war der selige Guglielmo, 1197-1227 Bischof von Como. Er wirkte als erstrangiger Diplomat, Kirchenpolitiker und Promotor, unter anderem bei der Schaffung der Propstei Santa Maria di Torello. Der Familienname della Torre bezieht sich auf den Turm oberhalb von Mendrisio, auf dessen Überresten Ende des 13. Jahrhunderts die Kirche San Sisinio alla Torre erbaut wurde. Sie war Sitz der Adelspfarrei, deren Patronat die Familie (vorerst gemeinsam mit den Busioni) bis Ende des 20. Jahrhunderts innehatte.
Im 13. und 14. Jahrhundert besassen die zahlreichen Zweige der Torriani Güter und Einkünfte im Mendrisiotto und Luganese, aber auch im Sopraceneri, wo sie mittels Heiratsverbindungen mit den da Torre Ländereien und Alprechte erwarben. Ihr Besitz dehnte sich im 15. Jahrhundert bis Como, ans Ufer des Comersees und ins Veltlin aus. Obwohl einzelne Zweige Bürger von Como und Mailand wurden, blieben die Torriani im 15. und 16. Jahrhundert weiterhin vor allem in Mendrisio. Hier gehörten sie zur Oberschicht. Im 15. Jahrhundert übten viele von ihnen das Amt des Podestà und jenes des herzoglichen Statthalters aus, so als erster Gaspare, 1424 Statthalter, gefolgt unter anderem von Donato (->). Während der eidgenössischen Herrschaft monopolisierten sie lange das Amt des Statthalters des Landvogts. Sie besetzten weitere wichtige Funktionen innerhalb der Landvogtei und wirkten in der Landschaft Mendrisio mehrfach als Regenten und Landschreiber. Ab dem 15. Jahrhundert, erstmals 1424/1428 mit Gusmerolo di Gusmerolo, waren sie zudem bis mindestens in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ein paar mehr oder weniger langen Unterbrechungen (v.a. am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert) als Notare tätig. Schliesslich traten einzelne Torriani als Geistliche hervor, unter anderem als Domherren des Domkapitels Como oder als Inhaber von Pfründen in den Pieven des Bistums. Vor allem aber zeichnete sich die Familie zwischen 1528 und 1757 durch eine fast ununterbrochene Reihe von Erzpriestern von Balerna aus.
In der frühen Neuzeit scheint sich der Besitz der Familie in erster Linie auf das Sopraceneri und die Region Como beschränkt zu haben, selbst wenn die Torriani dank Verbindungen zu den Fontana auch Immobilien in Rom besassen. Das Geschlecht stärkte die innerfamiliären Bande durch Heiraten zwischen den einzelnen Zweigen, verschwägerte sich mit den wichtigsten Familie in Mendrisio und dehnte seine Heiratsverbindungen auf die bedeutendsten Familie in Lugano aus. Nachdem sich einige Zweige im 16. Jahrhundert endgültig in Como niedergelassen hatten, zogen andere nach Rancate und Balerna. Im 19. Jahrhundert gelang es der Familie nicht, ihre auf regionaler Ebene herausragende Rolle auf das öffentliche Leben im neuen Kanton zu übertragen. Letztes bekannteres Mitglied der Torriani war Giovanni Battista (->). Der Bedeutungsverlust der Familie spiegelt sich auch rein numerisch: Wurden 1453 24 Familienvorstände gezählt, waren es 1558 33, Mitte des 20. Jahrhunderts zehn und zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch einige wenige.