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Manesse

Der Hardturm an der Limmat bei Zürich, von Nordosten. Kolorierte Aquatinta von Heinrich Siegfried, nach einem Gemälde von Johann Rudolf Bühlmann, um 1850 (Fotografie Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich).
Der Hardturm an der Limmat bei Zürich, von Nordosten. Kolorierte Aquatinta von Heinrich Siegfried, nach einem Gemälde von Johann Rudolf Bühlmann, um 1850 (Fotografie Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich). […]

Vom 13. bis 15. Jahrhundert bezeugtes Zürcher Ministerialen- und Ratsgeschlecht unbekannter Herkunft. Die in der älteren Literatur behauptete Aufspaltung in ritteradlige und bürgerliche Zweige bereits vor 1300 ist aufgrund der urkundlichen Belege nicht möglich und die Erstellung einer durchgehenden Genealogie bis nach der Mitte des 13. Jahrhunderts problematisch. Als Ministerialen der Fraumünsterabtei hatte die Familie im 13. Jahrhundert Lehen der Abtei, unter anderem einen Hof im Hard, war zudem Lehenträger des Klosters Einsiedeln, des Reiches sowie Anfang des 14. Jahrhunderts von Gütern und Rechten der Freiherren von Eschenbach in Wollishofen und verfügte über Eigengüter unbekannten Ursprungs. Verwandtschaftliche Verbindungen lassen sich nachweisen zu den Freiherren von Rüssegg, den Ritteradligen von Tegerfelden, den Freiherren von Breitenlandenberg sowie zu den Zürcher Stadtritterfamilien Schwend, Brun und Mülner. In Zürich ist die Familie erstmals bezeugt mit Otto, erwähnt 1219-1232. Die vermutlich von diesem abstammende Linie starb infolge eines ungewöhnlich hohen Anteils an Zölibatären bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus. Der bedeutendste seines Geschlechts war Rüdiger II. (->). Eine erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts explizit fassbare Verzweigung in die beiden ritteradligen Linien Manesse Manegg und Manesse im Hard, die aufgrund ihres Burgenbesitzes unterschieden wurden, erfolgte wohl unter dessen Söhnen Rüdiger III., erwähnt 1252-1268, und Johannes (->). Seit Mitte des 13. Jahrhunderts war die Familie Manesse Manegg in jeder Generation im Rat vertreten. Ulrich I., Enkel von Rüdiger III., Ratsmitglied 1317-1342, profitierte von der Brun'schen Umwälzung. Der kurze politische Aufstieg der Manesse Manegg begann allerdings erst nach 1360 mit der Ernennung Rüdigers VII. (->) zum Bürgermeister. Mit dem Scheitern seiner familienorientierten Machtpolitik verschlechterte sich die ökonomische Lage der Familie, die Rüdiger durch Einnahmen aus dem Bürgermeisteramt und Reichslehen zu konsolidieren versucht hatte, so dass sein Sohn Ital, der letzte der Linie Manesse Manegg, den Besitz sukzessive veräussern musste. Die Linie der Manesse im Hard wurde bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nur noch selten als ritterbürtig bezeichnet. Um 1300 bauten oder erwarben sie den Turm im Hard. Dieser Linie zuzurechnen ist wohl Heinrich, der nach 1336 den Rat verlassen musste, jedoch nicht aus der Stadt verbannt wurde. Für den allmählichen politischen Aufstieg dieses Zweigs nach der Jahrhundertmitte steht Felix (->). Auch dieser Zweig starb in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus.

Quellen und Literatur

  • Sablonier, Adel, v.a. 61 f. und 123-129
  • M. Lassner, Der Zürcher Stadtadel 1330-1400, Liz. Zürich, 1989
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Zitiervorschlag

Franziska Hälg-Steffen: "Manesse", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020296/2009-10-27/, konsultiert am 26.01.2025.