de fr it

Baldinger

Nach dem Dorf Baldingen benannte, aus dessen Umgebung stammende Badener Bürger- und Politikerfam., schon im 15. Jh. in Baden ansässig, jedoch erst 1580 eingebürgert. Die Angehörigen des Geschlechts waren vorerst Handwerker, traten im 17. Jh. auch als Geistliche in Erscheinung und stellten 1656-90 nacheinander zwei Stadtpfarrer und 1635-72 mit Karl den Propst des 1624 gegr. Chorherrenstifts. 1668 gründete der Buchhändler Hans Adam mit Unterstützung seiner geistl. Cousins die Buchdruckerei B., die mehr als hundert Jahre im Besitz der Fam. verblieb. Sie druckte v.a. Amtsschriften und religiöse Literatur, daneben Theatertexte und ab 1669 den "Badener Kalender" in der Art der bekannten Volkskalender (erschien bis 1944). Der gesellschaftl. Aufstieg führte in die Politik: 1760-98 stellten die B. fast jedes Jahr den Badener Schultheissen und 1763-98 die beiden letzten Untervögte der Grafschaft Baden. Mit den Politikern Johann Ludwig (->) und Kastor Joseph Dominik (->) bewahrte die Fam. ihre Macht kontinuierl. vom Ancien Régime über die Helvetik bis in die frühe Zeit des Kt. Aargau. Mit ihnen und der nächsten Generation erreichte das Geschlecht seinen Höhepunkt an Ansehen und Einfluss, zuerst in Stadt und Kt. Baden, dann im Kt. Aargau und schliessl. 1851-66 mit den Nationalräten Karl Ludwig (->) und Wilhelm Karl (->) auch auf nationaler Ebene. Obwohl das in mehrere Linien gespaltene Geschlecht bis heute besteht, waren die beiden Nationalräte die letzten, die polit. oder gesellschaftl. besonders in Erscheinung traten. Das repräsentative sog. Schlössli in Ennetbaden, das Karl Ludwig gekauft hatte, wurde 1899 veräussert.

Quellen und Literatur

  • W. Merz, Wappenbuch der Stadt Baden und Bürgerbuch, 1920, 23-25

Zitiervorschlag

Andreas Steigmeier: "Baldinger", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.12.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020432/2001-12-27/, konsultiert am 10.11.2024.