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Waltram-Sippe

Waltram ist nach der sankt-gallischen Hagiografie der Name jenes lokalen Potentaten, der um 720 das bis dahin in seinem Besitz stehende Gallusheiligtum und dessen Besitzungen dem aus Churrätien herbeigerufenen Priester Otmar als Abtei zu Eigen übergab. Nach der Klosterchronik des Ratpert ist Waltram der vierte in einer Abfolge von Schutzherren der Galluszelle, als deren Erster Talto genannt wird, ein Kämmerer König Dagoberts und später als Graf dieses Gebiets ein Förderer des heiligen Gallus. Da 779 eine Waldrata zusammen mit ihrem Sohn Waldpert urkundlich Güter in Romanshorn aus dem Erbe eines Waltram tribunus dem Galluskloster vermacht hat, versucht die Forschung, diesen Tribun Waltram mit dem von Ratpert genannten Waltram oder einem gleichnamigen Nachkommen zu identifizieren und so mit Ratperts Talto-Genealogie in Verbindung zu bringen. Zudem werden in der Mitte des 9. Jahrhunderts in vier St. Galler Urkunden Güter in Romanshorn und Umgebung als in der Waldrammishuntari gelegen lokalisiert. Am südlichen Bodenseeufer scheint der spätantike Titel tribunus noch Mitte des 9. Jahrhunderts die lokal eingebürgerte Bezeichnung für das in urkundlichen und normativen Quellen genannte Amt des centurio bzw. des iudex zu sein. Damit sind Unterbeamte des Grafen angesprochen, die stellvertretend für ihn Gerichtstage leiten konnten. Den Leitnamen Waltram tragen in vielen St. Galler Urkunden sowohl Laien wie Mönche, und noch Ekkehard IV. ("Casus sancti Galli") spricht mit Bezug auf einen Dekan dieses Namens von der "Sippe des Waltram und Notker, von deren Herrschaft unsere Berge ihre Namen haben". Tatsächlich vermachte um 845 ein Waltram Güter in Waltrammeswilare und auf einem Waltrammesperc; die Lokalisierung dieser Orte bleibt jedoch unsicher.

Quellen und Literatur

  • U. May, Unters. zur frühma. Siedlungs-, Personen- und Besitzgesch. anhand der St.-Galler Urk., 1976, 45-55
  • H.F. Haefele, H. Steiner, «Die Waldram-Familie und ihre Rolle in der Frühgesch. St. Gallens», in SVGB 118, 2000, 1-15
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Zitiervorschlag

Hannes Steiner: "Waltram-Sippe", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020837/2013-08-21/, konsultiert am 21.01.2025.