Basler Bürgergeschlecht, das ab der frühen Neuzeit im europäischen und überseeischen Handel sowie im protoindustriellen Verlagsgeschäft tätig war und sich ab dem 19. Jahrhundert im Bankwesen hervortat. Die ursprünglich aus Lothringen stammende Hugenottenfamilie ist nicht mit dem in Genf eingebürgerten Geschlecht verwandt.
Der Tuchhändler Regnault Sarasin (1533-1575) flüchtete als Anhänger des calvinistischen Glaubens nach Metz (Calvinismus). Sein Sohn Gédéon Sarasin gelangte als Glaubensflüchtling (Protestantische Glaubensflüchtlinge) über Aufenthalte in Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) und Colmar nach Basel. Dort erhielt er 1628 das Bürgerrecht. Die pietistische Familie engagierte sich bis ins 20. Jahrhundert in zahlreichen regionalen und internationalen religiösen Institutionen (Pietismus, Missionen).
Bereits Gédéons Sohn Peter Sarasin (1608-1662) ehelichte eine Burckhardt; in den folgenden Generationen entstanden Heiratsverbindungen mit anderen Basler Bürgergeschlechtern wie den Heusler, Werthemann, Stehlin, Vischer, Christ oder Hoffmann. Dies setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort; das in den Leichenreden überlieferte Frauenbild widerspiegelt in der Regel deren Rolle als fürsorgende Ehepartnerinnen und Mütter. Gédéons Enkel Peter Sarasin (1640-1719) trat 1687 in den Kleinen Rat ein, womit die Sarasin zum Basler Ratsgeschlecht aufstiegen. Peters Enkel Hans Bernhard Sarasin amtierte 1803-1812 als erster Bürgermeister der Familie. Auf eidgenössischer Ebene traten die Sarasin vor allem als Tagsatzungsgesandte (Tagsatzung) hervor, wie etwa der genannte Hans Bernhard Sarasin, Felix Sarasin der Ältere und Felix Sarasin der Jüngere.
Insbesondere im 18. Jahrhundert errichteten die Sarasin barocke Stadthäuser wie das Blaue und das Weisse Haus, das die Brüder Lukas und Jakob Sarasin erbauen liessen. Die Baupläne stammen vom Architekten Samuel Werenfels. Zudem förderten sie Musik, Literatur und Kunst (Mäzenatentum). Jakob Sarasin verkehrte mit Literaten des Sturm und Drang wie Johann Kaspar Lavater, Jakob Michael Reinhold Lenz, Friedrich Maximilian Klinger oder Johann Heinrich Merck sowie Persönlichkeiten wie Johann Heinrich Pestalozzi und Alexander von Cagliostro. Auch Kaiser Joseph II. war Gast im Weissen Haus.
Die Sarasin kamen als vermögende, mit Leinwand handelnde Kaufleute nach Basel (Handel). Seit dem 17. Jahrhundert waren sie auch als Seidenbandfabrikanten (Seide, Textilindustrie) tätig und betrieben spätestens ab 1680-1690 durch Hans Franz Sarasin (1649-1719) eine Manufaktur (Verlagssystem) in der Stadt. Der oben erwähnte Felix Sarasin der Ältere, der in die Firma Sarasin und Heusler (Handel mit überseeischen Produkten, Indigo und Baumwolle) eintrat, verlagerte den Schwerpunkt ebenfalls auf die Bandfabrikation. Felix Sarasin der Jüngere betrieb ab 1823 Spinnereien für Baumwollgarne in Neuewelt am Basler St. Alban-Teich und in Haagen im Wiesental mit technologischem Know-how aus dem führenden industriellen Zentrum Mülhausen. Die Brüder Lukas und Jakob Sarasin führten die Fabrik ihres Grossvaters Hans Franz Sarasin fort, erweiterten jedoch ihre Handels- und Geschäftsverbindungen, die Anfang des 19. Jahrhunderts bis in den Mittelmeerraum, an das Schwarze Meer, nach Nordafrika, Vorderasien, Indien, nach den südostasiatischen Inseln (Ostindien), Südamerika, in die Karibik und die Vereinigten Staaten reichten.
Karl Sarasin gründete 1837 die Seidenbandfabrik Sarasin & Cie. Ab 1855 führte er das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf Sarasin. Die Geschäftsverbindungen reichten früh in die französischen Hafenorte am Atlantik, aber auch nach Amsterdam, Riga, New York und Rio de Janeiro. Später kamen weitere Fabriken im Basler Quartier St.-Alban, im badischen Lörrach (1861) und in Sissach hinzu. Karl Sarasin war Präsident der Kommission für Fabrikarbeiterverhältnisse der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und setzte sich als paternalistischer Unternehmer für den Bau von Arbeiterwohnungen und weitere sozialpolitische Massnahmen ein. Beim Ausbau einer zeitgemässen Infrastruktur der Stadt erwarb er sich grosse Verdienste. Er repräsentierte an der ersten Weltausstellung in London 1851 die Schweiz. Seine Enkelin Gertrud Oeri-Sarasin (1891-1975) war eine der wenigen Frauen der Familie, die öffentlich hervortraten. Früh geschieden, widmete sie sich zunächst der Familie und engagierte sich ab 1941 in der Basler Frauenzentrale (Frauenzentralen der Schweiz).
Die Bank Sarasin, eine der renommiertesten Privatbanken der Schweiz, geht auf die Gesellschaft Riggenbach & Cie. zurück, deren Leitung Alfred Sarasin 1893 übernahm. Ab 1900 hiess das Unternehmen A. Sarasin & Cie., ab 1987 Bank Sarasin & Cie. Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts beteiligten sich Vertreter der Familie an der Geschäftsleitung. Alfred E. Sarasin war Teilhaber und Leiter und präsidierte 1965-1986 die Schweizerische Bankiervereinigung. 2002 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, ist die Bank seit 2011 mehrheitlich im Besitz der brasilianischen Safra Group und heisst Bank J. Safra Sarasin.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts widmeten sich die Grosscousins Paul und Fritz Sarasin, beide Zoologen, der Naturgeschichte und Völkerkunde und unternahmen gemeinsame Forschungsreisen in die britischen und holländischen Kolonialbesitzungen Ceylon und Celebes. Zahlreiche Objekte aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Sammlungstätigkeit in Südostasien finden sich im Museum der Kulturen Basel. Sie brachten neben ihren Forschungsergebnissen zudem den ersten Elefanten für den Basler Zoo mit. Paul Sarasin war Mitgründer und erster Präsident der Schweizerischen Naturschutzkommission und Anreger des Nationalparks, während Fritz Sarasin als Zentralpräsident der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft wirkte. Erst im 20. Jahrhundert verstreuten sich die Familienzweige, vorher lebten fast alle Sarasin in Basel.
Durch das zunehmende Interesse an der (post-)kolonialen Forschung rücken neben der besonderen Bedeutung der Familie für die Geschichte Basels vermehrt auch die internationalen Handelsbeziehungen sowie die kulturellen und wissenschaftlichen Aspekte ihrer globalen Verbindungen ins Blickfeld. Insbesondere die Verbindung zu den französischen Kolonien in Amerika, Indien und Afrika (Senegal) und der Import von Kaffee, Zucker und Kakao (Schokolade) aus Guadeloupe und Martinique werfen die Frage nach einer allfälligen Beteiligung der Sarasin am Dreieckshandel (Überseehandel, Kolonialismus) mit Sklaven auf.