Freiburger Patrizierfam., vielleicht aus der Gegend von Greyerz. Perrod, der 1403 das Bürgerrecht erhielt und 1415 Mitglied des Rats der Zweihundert wurde, und Pierre, der 1450 Mitglied des Rats der Sechzig war, sind die ersten in der Stadt Freiburg erw. G. Ihre Verwandtschaft mit dem 1505 eingebürgerten Othman, dem nachweisl. Vorfahren der Fam., ist jedoch nicht erwiesen. Ab dem 16. Jh. teilte sich die Fam. in versch. Zweige, benannt nach den Orten ihrer Grundbesitze: Léchelles, Pensier-La Riedera, Billens, Broc, Hochstettlen, Granges-Montagny. Als Besitzer grosser Güter gehörten den G. die Herrschaften von Middes, Trey, Torny-Pittet, Pensier, Billens, Villariaz, Hennens, Treyfayes, Combremont, Pont, Perrey-Martin und Nierlet. Ab dem 16. Jh. spielten die G. eine erhebl. Rolle in der Regierung. Bis 1798 stellten sie 98 Mitglieder des Rats der Zweihundert, 70 des Rats der Sechzig, 22 des Kl. Rats, 34 Geheimräte sowie 67 Landvögte, 38 Bannerherren, zehn Bürgermeister, vier Seckelmeister, einen Kanzler und drei Statthalter. Drei von ihnen wurden im 17. Jh., der Blütezeit der Fam., Schultheissen (François-Pierre ->, François-Prosper ->, Tobie ->). Mehrere Mitglieder und ihre Nachkommen wurden von den Ks. Ferdinand III. und Leopold I. sowie vom Hzg. von Savoyen Karl Emmanuel II. geadelt. Der Einfluss der G. war damals so gross, dass sie das Freiburger Wappen in ihr Familienwappen einfügen konnten, in der Schweiz fast ein Einzelfall. In der Restaurationszeit war die Fam. wieder mit vielen Mitgliedern in der Regierung vertreten und stellte 1830 mit Philippe (->) den letzten Schultheissen von Freiburg. Auch dem Ordens- und Weltklerus gehörten viele Familienangehörige an: darunter der Fürstabt von Einsiedeln Raphael (->), in Freiburg drei Domherren von St. Niklaus, die Äbtissin von La Maigrauge Anne Elisabeth (->), zwei Superiorinnen von Montorge und ein infulierter (zum Tragen der Mitra berechtigter) Domherr von Karthago im 19. Jh. Zahlreiche G. waren Offiziere in span., österr., franz., neapolitan. und päpstl. Diensten sowie in der Schweiz, wo mehrere Oberst wurden. Nach 1830 spielte die Fam. politisch eine kleinere Rolle und wandte sich allmählich freien Berufen zu.
Exlibris mit dem Familienwappen. Stich von Gottfried Locher, 1777 (Privatsammlung).