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KasparStockalper vom Thurm

14.7.1609 Brig, 29.4.1691 Brig, katholisch, von Brig. Sohn des Peter, Kastlans von Brig, und der Anna Imhof. Urenkel des Peter (->). 1) 1635 Magdalena Zumbrunnen (1638), Tochter des Moritz, 2) 1638 Cäcilia von Riedmatten, Tochter des Peter, Notars, Bannerherrn von Goms und Landvogts von Monthey. Schwager des Adrian III. von Riedmatten. Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals greifbare Namensvariante Kaspar Jodok geht wohl auf Verwechslungen mit Joder und Joderli sowie mit seinem Urenkel Kaspar Jodok zurück.

Kaspar Stockalper vom Thurm besuchte die Jesuitenschulen in Venthône und Brig und studierte 1627-1629 an der Universität Freiburg im Breisgau. Danach war er Notar in Brig, 1629 Kommissär der Pestwache in Gamsen, 1636 Säckelmeister der Burgerschaft Brig, 1637 Kastlan von Zwischbergen-Alpjen, 1639 Mitglied des geheimen Kriegsrats und Tagsatzungsgesandter. Ebenfalls 1639 unternahm Stockalper eine diplomatische Mission zum französischen Ambassador in Solothurn. Ab 1638/1639 war er mehrfach Kastlan des Zendens Brig, 1639-1646 und 1648-1678 Zendenhauptmann von Brig. 1645 wurde Stockalper Oberst ob der Mors (Oberwallis), 1646-1647 war er Landvogt von Saint-Maurice und 1646 Kastlan von Martigny, 1652-1670 amtierte er als Landschreiber und 1670-1678 als Walliser Landeshauptmann.

Nach einer europäischen Handelsreise setzte Stockalpers Laufbahn als Transitunternehmer 1634 mit dem Begleitzug der Prinzessin von Carignan nach Domodossola ein. 1639 und 1643 erwarb er die Walliser Monopole für Lärchenharz und -schwamm, Schnecken und Terpentinöl, 1647 das Salzmonopol. Unter Ausnutzung der geopolitischen Lage und der eidgenössischen Konjunktur dominierte Stockalper so den Walliser Salz- und Transithandel. Diplomatisch lavierte er geschickt zwischen den Grossmächten Frankreich und Spanien bzw. Mailand. Er baute unter anderem den Simplonpass aus und errichtete 1651-1659 den Kanal Vouvry-Collombey. Daneben betrieb er Montanbau, Darlehens- und Soldgeschäfte und erwarb sich Verdienste im Postwesen. 1677-1678 lehnten sich führende Vertreter aus den Zenden Visp, Leuk, Siders und Sitten gegen Stockalper vom Thurms Machtfülle auf. Nach der Entsetzung von allen Ämtern und der Konfiskation eines Teils seines Vermögens floh er 1679 nach Domodossola. 1685 kehrte er nach moderater Abbitte beim Walliser Landrat nach Brig zurück.

Kaspar Stockalper vom Thurm gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Walliser Geschichte. Als Staatsmann, Politiker, Unternehmer, Stifter und Bauherr erlangte er unermesslichen Reichtum, ein europäisches Beziehungsnetz und grosses Ansehen. Letzteres spiegelt sich in den Benennungen als Grosser Stockalper vom Thurm, roi du Simplon oder Fugger der Alpen und in zahlreichen Titeln (1648 Baron von Duingt, 1653 Reichsritter; Ritter vom Goldenen Sporn, des St.-Michael-Ordens und des französischen Ordens vom Heiligen Geist).

Quellen und Literatur

  • Stockalperarchiv, Forschungsinst. zur Gesch. des Alpenraums, Brig
  • K.J. von Stockalper, Handels- und Rechnungsbücher, 11 Bde., 1987-97
  • P. Arnold, Kaspar Jodok Stockalper vom Thurm, 1609-1691, 1953 (21972)
  • Kaspar Jodok von Stockalper und das Wallis, hg. von L. Carlen, G. Imboden, 1991
  • von Roten, Landeshauptmänner, 340-350, 760
  • Die Handels- und Rechnungsbücher Kaspar Jodok von Stockalpers, hg. von L. Carlen, G. Imboden, 1999
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Zitiervorschlag

Marie-Claude Schöpfer Pfaffen: "Stockalper vom Thurm, Kaspar", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.05.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021488/2012-05-29/, konsultiert am 18.03.2024.