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CölestinSfondrati

10.1.1644 Mailand, 4.9.1696 Rom, katholisch; Sohn des Marchese Valeriano, Generalkommissärs der spanischen Armee in Italien, und der Paula Marliana. Auf Wunsch der Mutter und durch Vermittlung von Nuntius Carlo Carafa wurde Cölestin Sfondrati, dessen Familie mehrere hohe kirchliche Ämter besetzt hatte, mit zwölf Jahren nach St. Gallen geschickt. Zuerst war er in der Klosterschule Rorschach, legte 1660 in St. Gallen die Profess ab und wurde 1668 zum Priester geweiht. 1667 wirkte Sfondrati als Theologielehrer im Stift Kempten (Allgäu). Er beschäftigte sich vor allem mit Theologie und Philosophie. 1679 doktorierte er in Theologie und den beiden Rechten an der Universität Salzburg. 1680-1682 war er dort Professor für Kirchenrecht. Anfang 1683 kehrte Sfondrati nach St. Gallen zurück und wurde im selben Jahr nach Rorschach versetzt, wo er an seinen theologischen Werken arbeitete und von wo aus er die Kaplanei Untereggen betreute. Das Angebot des Papstes, ihn zum Bischof von Novara zu ernennen, lehnte Sfondrati ab. 1687 wurde er zum Fürstabt von St. Gallen und 1695 als einziger Abt von St. Gallen zum Kardinal ernannt, worauf er als Abt resignierte. Im Winter 1696 trat er die Reise nach Rom an, wo er sieben Monate später an Krebs starb. Sfondrati war der bedeutendste Theologe unter den Äbten von St. Gallen. Schon in Salzburg verfasste er sein bekanntestes Werk, das gegen den Gallikanismus gerichtete «Regale sacerdotium» (1684). Demselben Thema widmete er die Schrift «Gallia vindicata» (1687). Unter dem Titel «Innocentia vindicata» (1695) behandelte er die Unbefleckte Empfängnis Mariens. Sfondrati kümmerte sich persönlich um die politischen Geschäfte seines Klosterstaats und um die Verwaltung des Landes auf kirchlichem Gebiet. Um die Verbindung zu den katholischen Orten der Eidgenossenschaft zu verbessern, bereitete er den Bau der Strasse über den Ricken vor. Keinen Erfolg hatten seine Bemühungen, die einstige St. Galler Besitzung Massino (Lombardei) wieder an die Abtei zu bringen. Im Inneren förderte er das Volksschul- und das Hebammenwesen, leistete Nothilfe während der Hungersnot von 1689 und führte zur Verbesserung der Seelsorge 1690 in Rorschach eine Synode durch.

Quellen und Literatur

  • HS III/1, 1335-1338
Von der Redaktion ergänzt
  • Erhart, Peter (Hg.): Fürstabt Celestino Sfondrati von St. Gallen 1696 als Kardinal in Rom, 2019.
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Zitiervorschlag

Lorenz Hollenstein: "Sfondrati, Cölestin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021738/2012-12-18/, konsultiert am 28.03.2024.