7.12.1725 Hagenwil (Gemeinde Amriswil), 19.5.1796 St. Gallen, katholisch, von Muolen und Hagenwil. Sohn des Chirurgen und Gerichtsammanns Johann Konrad und der Maria Katharina geborene Willi. Beda Angehrn studierte am Jesuitenkollegium Konstanz und an der Benediktinerabtei St. Gallen. 1744 legte er hier die Profess ab, und 1749 empfing er die Priesterweihe. Zwölf Jahre lang wirkte er als Lektor für Philosophie und Theologie. 1753 wurde er zum Professor der spekulativen und praktischen Theologie an der St. Galler theologischen Hausschule ernannt. 1761 wurde er Brüdermoderator, 1763 Prior und fürstäbtischer Statthalter in St. Johann im Thurtal. Am 11. März 1767 erfolgte seine Wahl zum Fürstabt von St. Gallen. 1768 erwarb er den Nachlass und die Bibliothek des Geschichtsschreibers Aegidius Tschudi. Angehrn setzte die umfangreiche Bautätigkeit seines Vorgängers Cölestin Gugger von Staudach fort. Nach der Vollendung der grossen Bauaufgaben an der Stiftskirche und der Stiftsbibliothek liess er 1767-1769 die sogenannte Neue Pfalz aufziehen, das heutige kantonale Regierungsgebäude. In den Stiftslanden wurden unter dem Offizial Iso Walser (1759-1785) mehrere neue Pfarreien und Kaplaneien gebildet, Kirchen und Kapellen erbaut. 1770-1771 bekämpfte Angehrn durch die Einfuhr und Abgabe von oberitalienischem Getreide erfolgreich die Hungersnot. 1773-1778 liess er eine gut chaussierte Strasse von Rorschach nach Wil (SG) errichten. Seitenverbindungen entstanden zwischen 1786 und 1792 von Wil nach Wattwil und über den Rickenpass, von St. Gallen nach Speicher, von Gossau (SG) und von der Kräzerenbrücke (Straubenzell, heute Gemeinde St. Gallen) nach Herisau. 1777 beteiligte Angehrn sich an der Erneuerung des Defensivbündnisses der Eidgenossen mit Frankreich. Ab 1783 wurde im Gebiet der Fürstabtei die sogenannte Normalschule eingeführt, teilweise gegen starken Widerstand der Bevölkerung. Infolge der aufwendigen Bautätigkeiten und der allgemeinen Konjunkturentwicklung verschuldete sich der Klosterhaushalt zusehends. Deshalb vor allem bildete sich innerhalb des Konvents eine Opposition, die den Rücktritt Angehrns forderte. Eine Resignation, zu der Angehrn sich freiwillig bereit erklärt hatte, wurde jedoch von Rom abgelehnt. Darauf liess Angehrn 1788 die Anführer der Opposition nach Ebringen (Breisgau) versetzen, darunter seinen Nachfolger Pankraz Vorster und den Geschichtsschreiber Ildefons von Arx. Mit klarem Blick sah Angehrn die Auswirkungen der Französischen Revolution. Als es in den 1790er Jahren zu ersten revolutionären Bewegungen in den Stiftslanden kam, zeigte er sich in realistischer Einschätzung der Situation kompromissbereit und stimmte am 23. November 1795 dem sogenannten Gütlichen Vertrag zu, wodurch die Leibeigenschaft abgeschafft und die überlieferten feudalen Rechte des Fürstabts weitgehend preisgegeben wurden.
Quellen und Literatur
- HS III/1, 1345-1348
- W. Vogler, «Die Fürstabtei St. Gallen und die Franz. Revolution», in Rorschacher Njbl. 80, 1990, 91-102
- Oberberger Bl. 1994/95, 1995, (Sonderheft: Landsgem. in Gossau 1795)
Kurzinformationen
Variante(n) | Johann Konrad Angehrn (Taufname)
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Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ∗︎ 7.12.1725 ✝︎ 19.5.1796 1725-12-071796-05-19 |