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Joseph MariaChristen

Gipsbüste des Ministers der Helvetischen Republik Albrecht Rengger, entstanden zwischen 1803 und 1810 (Aargauer Kunsthaus, Aarau; Fotografie Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich).
Gipsbüste des Ministers der Helvetischen Republik Albrecht Rengger, entstanden zwischen 1803 und 1810 (Aargauer Kunsthaus, Aarau; Fotografie Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich). […]

22.2.1767 Buochs, 30.3.1838 Schloss Thorberg, katholisch, von Wolfenschiessen und Buochs, 1819 von Aarau. Sohn des Johann Jakob Walter Laurenz, "Helgelimalers", Hirten und Bildschnitzers, und der Maria Barbara Zimmermann, von Vitznau. Rosina Scheuermann, von Aarburg. In einfachste Verhältnisse hineingeboren, blieb Joseph Maria Christen ohne Schulbildung und wurde schon als Kind zur Erwerbsarbeit angehalten. 1785 fand er Aufnahme an der neuen Zeichenschule in Luzern (Johann Melchior Wyrsch), wo er nebenher die Holzschnitzerklasse von Friedrich Schäfer(le) besuchte. Erste Büsten verraten sein Talent. 1788 reiste er nach Rom, wo er vom Bildhauer Alexander Trippel Unterricht erhielt und einen radikalen Umschwung zum Klassizismus vollzog. 1790 war Christen in Zürich, dann in Stans, später in Luzern; neue Förderer fanden sich im Zürcher Patriziat: Christen porträtierte Johann Jakob Bodmer (1698-1783), und auch von Salomon Gessner entstanden mehrere postume Bildnisse (Gessner-Denkmal). Martin von Muralt und vor allem Heinrich Keller (1771-1832) wurden seine Schüler. Johann Rudolf Burckhardt bestellte um 1791 die Gruppe "Angelica und Medor". 1796 trat Christen der Helvetischen Gesellschaft bei, der er schon lange nahe gestanden hatte. Die Heirat mit einer Protestantin liess die zuvor schon gewachsene Kluft zu seiner Innerschweizer Heimat endgültig aufbrechen, und bis 1800 wurde Christen zwischen Bern, Luzern, Aarau und Basel nirgendwo sesshaft. Dann galt bis 1817 Basel als fester Wohnsitz. Bedeutendste Arbeit dieser Jahre bleibt das Denkmal der Esther Forcart-Weiss in Basel (1799): Es führte Christens eigenwillige künstlerische Sprache zu ihrem Höhepunkt. Dieselben Merkmale liessen die Hermenbüste Napoleons I. in Mailand (1805) zu seinem berühmtesten Werk werden. Christen konzentrierte sich zunehmend auf das Porträt (Medaillons, Büsten). Als letzte wichtige (erhaltene) ideale Gruppen gelten seine "Venus Anadyomene" (1809) und "Danae" (beide in Basel). Zahllose Bildnisse militärischer und politischer Führer des Kontinents entstanden zur Zeit der Besetzung von Basel (1813) und des Wiener Kongresses (1815), zwei Höhepunkten in Christens Karriere. Die Jahre nach 1819 verbrachte er in Deutschland, unter anderem als Mitarbeiter Ludwig Schwanthalers in München (1824), dann als Modelleur der Eisengiesserei Blaskow (1826-1831). Zurück in der Heimat machte sich eine Gemütsveränderung bemerkbar, die bald eine Bevormundung, dann die Einlieferung in die Irrenanstalt Königsfelden notwendig machte. Die letzten Jahre verbrachte Joseph Maria Christen verbittert in Thorberg.

Quellen und Literatur

  • BLSK, 216
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Kurzinformationen
Variante(n)
Joseph Anton Maria Christen (Taufname)
Lebensdaten ≈︎ 22.2.1767 ✝︎ 30.3.1838

Zitiervorschlag

Dieter Ulrich: "Christen, Joseph Maria", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021879/2005-02-23/, konsultiert am 10.12.2023.