Buol

Vor allem im 15.-19. Jahrhundert einflussreiche Bündner Aristokratenfamilie, die sich von Davos aus in Graubünden, in der Markgrafschaft Baden und in Österreich weit verzweigte. Der Name erscheint urkundlich erstmals 1340 (Ulrich von Bulen) in Davos. Die Genealogie der vermutlich walserischen Familie ist bis um 1470 ungenügend geklärt. Die Buol stellten in allen drei Bünden Landammänner und Bundshäupter; sie waren auch häufig in den höchsten Ämtern der Untertanenlande (Veltlin) und in Bündner Gesandtschaften vertreten. Als Offiziere standen sie im 16. und frühen 17. Jahrhundert in französischen Diensten, ab 1637 (Kettenbund) vorwiegend in spanischem, aber auch kaiserlich-österreichischem, im 18. Jahrhundert (nach dem Spanischen Erbfolgekrieg) wiederum in französischem, österreichischem und holländischem Sold. Heiratsbeziehungen zum Bündner Herrenstand bestanden im 16. Jahrhundert unter anderem mit den Beeli von Belfort, den von Hartmannis und Guler von Wyneck, im 17. Jahrhundert auch mit den von Planta-Rietberg, Schauenstein und Ehrenfels, Sprecher von Bernegg, von Ott, Schorsch und Jenatsch, im 18. Jahrhundert mit den Salis und den Bündner Pestalozzi.

Ausgehend von Paul Buol verzweigte sich die reformierte Familie nach Churwalden, Chur, Bergün, St. Antönien, ins Schanfigg und Domleschg. Der Davoser Magistrat und Oberstleutnant Salomon Buol (1549-1624), ein Enkel von Paul, erhielt vom französischen König Heinrich IV. die Adelsbestätigung der Familie. Sein Sohn Meinrad Buol war Kampfgefährte Jörg Jenatschs. Die um die Mitte des 16. Jahrhunderts in der Gerichtsgemeinde Churwalden verbürgerten Zweige schafften den politisch-sozialen Aufstieg durch Güterkauf, Heirat und fremden Kriegsdienst. 1603 kam das Schlössli Parpan in Familienbesitz. Johann Anton Buol kaufte die Güter zu Strassberg und erwarb 1649 den Reichsadelsstand (Zuname «von Strassberg»).

Sein Sohn Paul Buol von Strassberg und Rietberg wurde mit seinem Konfessionswechsel Stammvater der in kaiserlich-österreichischen Diensten (Kämmerer, Gesandte, Minister) aufstrebenden katholischen Linie (Rudolf Anton Buol, Johann Anton und Johann Anton Baptista Buol von Schauenstein), die 1742 mit Johann Anton von den Schauenstein die Herrschaft Reichenau und das Adelsprädikat erbte. Karl Rudolf Buol von Schauenstein residierte 1794-1833 als letzter Fürstbischof auf dem Churer Hof.

Das Haus Buol in Chur, seit 1872 Sitz des Rätischen Museums (Fotografie Rätisches Museum, Chur).
Das Haus Buol in Chur, seit 1872 Sitz des Rätischen Museums (Fotografie Rätisches Museum, Chur).

Zahlreiche der vom 16. Jahrhundert an in Chur ansässigen Buol waren im Stadtrat, in hohen Ämtern des Dreibündestaats oder standen als Offiziere in fremden, vor allem französischen Diensten. Stephan Buol erwarb das von Paul Buol um 1675 erbaute Buol'sche Haus in Chur (seit 1872 Rätisches Museum). Der um 1500 entstandene badische Zweig der Davoser Buol, mit Bürgerrecht zu Kaiserstuhl, verzweigte sich unter anderem in die freiherrlichen Linien Buol-Wischenau und Buol-Berenberg. Diesen gehörten im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche kaiserlich-königliche Geheimräte, Kämmerer und Offiziere sowie mit Freiherr Rudolf von Buol-Berenberg (1842-1902) ein badischer Kammerherr und Mitglied des deutschen Reichstags (ab 1884, Zentrum) an.

Quellen und Literatur

  • Staatsarchiv Graubünden, Chur.
  • Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. 3, 1910, S. 77-92; Bd. 7, 1943, S. 63-72.
  • Sprecher, Anton von: Stammbaum der Familie Buol, 1934 (19402).
  • Färber, Silvio: Der bündnerische Herrenstand im 17. Jahrhundert. Politische, soziale und wirtschaftliche Aspekte seiner Vorherrschaft, 1983.
  • Walser, Peter: «Drei Generationen der Davoser Familie Buol», in: Bündner Jahrbuch, 31, 1989, S. 145-150.
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Zitiervorschlag

Otto Clavuot: "Buol", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021893/2005-02-15/, konsultiert am 11.04.2024.