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AngelikaKauffmann

Hektor wirft Paris Weichlichkeit vor. Öl auf Leinwand, 1770 (Bündner Kunstmuseum, Chur).
Hektor wirft Paris Weichlichkeit vor. Öl auf Leinwand, 1770 (Bündner Kunstmuseum, Chur). […]

30.10.1741 Chur, 5.11.1807 Rom, katholisch, aus Schwarzenberg (Bregenzerwald). Tochter des Johann Joseph, Malers, und der Cleofea Luz, Tochter einer Hebamme in Chur. 1) Frederick (Ferdinand?) de Horn, Deckname eines Heiratsschwindlers, 2) 1781 Antonio Zucchi, Vedutenmaler, aus einer venezianischen Künstlerfamilie. Dem Vater zu verschiedenen Auftraggebern folgend, verbrachte Angelika Kauffmann die Kindheit und Jugend in Morbegno (Veltlin), Como und Mailand. Vor die Wahl gestellt, Malerin oder Sängerin zu werden, wie ein späteres Selbstbildnis zeigt, entschied sie sich für die Malerei und erhielt die Ausbildung von ihrem Vater. Nach dem Tod der Mutter versahen Vater und Tochter 1757 die Schwarzenberger Kirche mit Fresken, wobei Kauffmann die zwölf Apostel malte. Damals führte sie bereits Porträtaufträge aus. Auf einer Ausbildungsreise über Mailand, Parma, Florenz, Rom und Neapel fertigte sie Kopien von Werken italienischer Meister. Als Frau durfte sie in den Sammlungen allerdings nur getrennt von den Kunststudenten arbeiten. Kauffmann knüpfte Kontakte zu Künstlerkollegen wie dem späteren Londoner Akademiedirektor Benjamin West und zu Auftraggebern wie dem englischen Grand-Tour-Reisenden John Parker. 1763 gelang ihr in Rom der Durchbruch mit einem Bildnis von Johann Joachim Winckelmann. Schon damals entstanden klassizistische Historiengemälde, etwa Bacchus und Ariadne (im Rathaus von Bregenz). 1766 bezog Kauffmann ein Atelier in London, wo sie ihren Karrierehöhepunkt erlebte. Zu ihren Auftraggebern zählten die englische Königin Charlotte, der russische Zar Paul I. und die Zarin Katharina II., Kaiser Joseph II. von Österreich und Papst Pius VI. Sie war Gründungsmitglied der Royal Academy und Mitglied der Akademie in Bologna, Rom und Venedig. 1780 wurde ihr Radierwerk von ca. 41 Blättern in London neu aufgelegt. In jener Zeit wandte sich Kauffmann verstärkt dem Thema der Frau in Trauer zu und malte Ariadne, Penelope, Kalypso und die Irre Marie – eine literarische Figur von Lawrence Stern – auf begehrte kleinformatige Tondi. Reproduktionsstecher, Innendekorateure, Möbelmacher und Porzellanmaler arbeiteten nach ihren Werken. Bis auf zwei Aufenthalte am Hof von Neapel, wo sie das Gruppenbildnis der königlichen Familie malte, lebte sie ab 1782 immer in Rom. Ihr Salon zog klassizistische Künstler und Reisende aus ganz Europa an, darunter auch den Weimarer Kreis um Johann Wolfgang von Goethe. Bis 1800 zählte sie zu den führenden Historienmalern des europäischen Klassizismus. Antonio Canova und die römische Akademie richteten der pittrice delle grazie ein prunkvolles Begräbnis aus, an dem eine grosse Menschenmenge teilnahm. Johann Gottfried Herder würdigte Kauffmann als "vielleicht die kultivierteste Frau in Europa".

Quellen und Literatur

  • La "Memoria delle piture" di Angelica Kauffmann, hg. von C. Knight, 1998
  • Memorie istoriche di Maria Angelica Kauffmann Zucchi riguardanti l'arte della pittura da lei professata scritte da Giuseppe Carlo Zucchi, hg. und kommentiert von H. Swozilek, 1999
  • Angelika Kauffmann, Ausstellungskatalog Düsseldorf, 1998
  • Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst 1, 1998, 559-561
  • B. Baumgärtel, "Agon der Malerinnen. Angelika Kauffmann und Élisabeth Vigée Le Brun im Wettstreit?", in Blickränder. Grenzen, Schwellen und ästhetische Randphänomene in den Künsten, hg. von A. Lang, W. Windorf, 2017, 360-378
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Maria Anna Angelika Catharina Kauffmann (Taufname)
Lebensdaten ∗︎ 30.10.1741 ✝︎ 5.11.1807

Zitiervorschlag

Bettina Baumgärtel: "Kauffmann, Angelika", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022037/2014-11-26/, konsultiert am 19.03.2024.