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Meyer von Schauensee

Meyer

Familie des Luzerner Patriziats, die ursprünglich Meyer hiess. Nachdem das Schloss Schauensee bei Kriens 1749 als Erbe der Anderallmend an Franz Joseph Leonz (1695-1764) gelangt war, nannten sich dieser und seine direkten Nachkommen Meyer von Schauensee. Per Regierungsratsbeschluss von 1895 gab sich dann das ganze Geschlecht den Namenszusatz «von Schauensee». Die Geschichtsschreibung bezeichnete fälschlicherweise alle Mitglieder, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten, als Meyer von Schauensee, auch wenn diese nachweislich nie einen solchen Namenszusatz führten. Dies gilt insbesondere für die Brüder Bernhard(->), Gerold (->) und Joseph Rudolf Valentin (->), aber auch für Franz Leonz (->), Johann Ludwig (->) und Wilhelm (->). Das Schloss Schauensee blieb bis 1963 im Besitz der Familie.

Schloss Schauensee von Norden. Kupferstich von David Herrliberger in seiner Topographie der Eydgnoßschaft, 1754 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Schloss Schauensee von Norden. Kupferstich von David Herrliberger in seiner Topographie der Eydgnoßschaft, 1754 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Als Stammväter kommen der 1406 ins Luzerner Bürgerrecht aufgenommene Hans Meyer oder der 1468 aufgenommene Gerber Clevi Meyer aus Mellingen in Frage. Die sichere Abstammung geht zurück auf den Pfister (Bäcker) Andreas Meyer, der 1523 Luzerner Grossrat wurde, und seinen Sohn Leodegar, Kleinrat ab 1581. Danach war die Familie mit wenigen Unterbrechungen im Kleinen Rat der Stadt Luzern vertreten und erreichte im Ancien Régime hohe politische Ämter. Sie stellte allerdings nie einen Schultheissen. Im 16. Jahrhundert spielte das Pfisterhandwerk eine wichtige Rolle. Von 1618 bis ins 19. Jahrhundert beherrschten die Meyer von Schauensee (zusammen mit den Balthasar) als Faktoren der Mailänder Transportunternehmer Annoni die Luzerner Speditionsgeschäfte und gelangten zu Reichtum. Der 1757 errichtete Feer'sche Fideikommiss zugunsten der Primogenitur Fleckenstein ging 1802 an die Meyer von Schauensee über. Er umfasste ein Haus in Luzern und einen Hof in Weggis, wurde später aber auf das Schloss Schauensee übertragen. Im 19. Jahrhundert betrieben Xaver (1769-1829) und seine Söhne Buchhandel und Buchdruck. Sie begründeten unter anderem den «Luzerner Hauskalender» (seit 1801, sogenannten Meyer-Brattig) und das «Luzerner Tagblatt» (1852-1991). Aus der im 18. Jahrhundert aufklärungsfreundlichen Familie sind neben dem bereits erwähnten Politiker Joseph Rudolph Valentin und dem Musiker Franz Joseph Leonti (->) auch Geistliche anzuführen: neben den oben genannten Wilhelm, Gerold und Bernhard auch Ludwig (->) sowie Ludwig Rudolf (->). Mehrere Mitglieder machten eine militärische Karriere, so die französischen Generäle Maurus (->) und Friedrich Fridolin (->) oder die Kommandanten der päpstlichen Schweizergarde Franz Leopold (1803-1860) und Leopold (1852-1910). Mit den Juristen Ludwig Plazid (->), Renward (->) und Plazid (1850-1931) war die Familie auch im 19. Jahrhundert noch in führenden Positionen vertreten.

Quellen und Literatur

  • StALU, Schlossarchiv Meyer von Schauensee und PrivA Bell
  • Schweiz. Geschlechterbuch 3, 265-271
  • F. Blaser, Die Luzerner Buchdrucker des 19. Jh., 1974
  • K. Messmer, P. Hoppe, Luzerner Patriziat, 1976
  • H. Wicki, «Luzerner Patriziat in der Krise», in Gfr. 145, 1992, 97-114
  • P. Schnider, Fabrikindustrie zwischen Landwirtschaft und Tourismus, 1996
  • V. Baumer-Müller, «Joseph Rudolph Valentin Meyer (1725-1808)», in JbGL 24, 2006, 9-48

Zitiervorschlag

Markus Lischer: "Meyer von Schauensee", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022241/2009-11-10/, konsultiert am 17.01.2025.