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Anderhalden

Landleutegeschlecht in Obwalden, vom 15. Jahrhundert an als Kirchgenossen von Sachseln belegt. Arnold (um 1413-nach 1488), Stiefbruder von Landammann Hans Heinzli und Jugendfreund von Bruder Klaus, erscheint 1442 erstmals als Vertreter der Kirchgenossen von Sachseln. 1470-1471 war er Landvogt im Thurgau, 1472-1481 häufig Tagsatzungsbote und 1477-1478 Landseckelmeister. Vom 16. bis 19. Jahrhundert stellte die Familie, deren genealogischen Zusammenhänge und wirtschaftliche Situation nicht geklärt sind, regelmässig Obwaldner Landvögte, Richter und Ratsherren. Franz war 1683 sogar Landesbauherr und 1688 Landseckelmeister. Doch zur politischen Spitzengruppe der Obwaldner Landammänner-Familien zählten die Anderhalden nicht, obschon Heiratsbeziehungen zu diesen Familien (z.B. von Flüe, Wirz) bestanden.

Im 16. und 17. Jahrhundert sind Vertreter des Geschlechts auch in anderen Gemeinden des Sarneraatals zu finden: In Sarnen kauften 1569 und 1593 je ein Jakob das Freiteilrecht, in Giswil (heute ausgestorben) kauften 1614 Balz und 1704 Hans Arnold das Kirchgenossenrecht, und Landammann Johann Franz (->) war ab 1695 Kirchgenosse von Kerns (Zweig heute ausgestorben). Mit Ausnahme des Letztgenannten scheinen alle diese Anderhalden weder politisch noch wirtschaftlich von herausragender Bedeutung gewesen zu sein. Dieser Eindruck kann aber auch teilweise durch die schlechte Forschungslage bedingt sein.

Überdurchschnittlich viele Anderhalden sind als Welt- oder Ordensgeistliche belegt. Vom 17. bis 19. Jahrhundert sind 30 Geistliche dieses Namens bekannt, wobei allein die Sachsler Linie im 18. Jahrhundert zwölf Weltgeistliche (u.a. Johann Andreas, 1726-1768 Schulherr, Helfer und Pfarrer in Sachseln, sowie Franz Meinrad, 1731-1788 Pfarrer in Kerns) und einen Kapuziner und im 19. Jahrhundert vier Weltgeistliche und einen Benediktiner hervorbrachte. Die Sarner Anderhalden wiederum stellten im 17. Jahrhundert vier Kapuziner und einen Weltgeistlichen (Johann Benedikt, 1651-1704 Kaplan, Helfer und Pfarrer in Sarnen).

Quellen und Literatur

  • A. Küchler, Chronik von Sarnen, 1895, 100 f.
  • R. Durrer, Bruder Klaus, 1917-21, 463-465 (Nachdr. 1981)
  • A. Küchler, Chronik von Sachseln, 1952, 77-86
  • E. Omlin, Die Geistlichen Obwaldens vom 13. Jh. bis zur Gegenwart, 1984

Zitiervorschlag

Roland Sigrist: "Anderhalden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022343/2002-06-06/, konsultiert am 30.09.2023.