Aus Lasalle in den Cevennen stammende, bis ins 21. Jahrhundert fortbestehende Hugenottenfamilie, die sich 1716 in Genf und 1729 in Neuenburg einbürgerte. Ihre Mitglieder taten sich als Ratsherren in Neuenburg, Bankiers, Kaufleute (besonders in Übersee), Diplomaten sowie in Fremden Diensten (v.a. für Preussen) und in der Philanthropie hervor.

Die Familie Pourtalès ist im 14. Jahrhundert erstmals namentlich belegt und lässt sich bis 1430 lückenlos genealogisch zurückverfolgen. Jean Pourtalès (1648-1715), Konsul (Dorfmagistrat) und Bankier in Lasalle, sorgte dafür, dass vier seiner Söhne – Paul, Etienne, Louis und Jérémie – aus Lasalle fortgingen und sich in Handelshochburgen niederliessen. Während Paul (1706-1740) in die Picardie und Etienne (1703-1739) nach Hamburg auswanderte, zog Louis Pourtalès (1692-1751) nach Genf, wo er 1716 das Bürgerrecht erwarb und das Bank- und Handelshaus Pourtalès et Cie. gründete (Banken, Handel). Dieser Zweig endete in männlicher Linie mit Jean-Jérémie Pourtalès (1756-1821). Jérémie de Pourtalès (1701-1784) lebte zunächst in Lyon und Genf und schliesslich in Neuenburg. Dort heiratete er Esther Marguerite Deluze (1696-1778), erhielt 1729 das Bürgerrecht der Stadt und wurde 1750 von König Friedrich II. von Preussen geadelt. Er ist der Stammvater der meisten ausserhalb der Cevennen lebenden Pourtalès. Jérémie de Pourtalès war Teilhaber am Handelshaus Pourtalès, Simons et Cie. in London und aktiv im Grosshandel mit Batist (Textilindustrie, Baumwolle). 1737 gründete er zusammen mit seinem Schwager Jean-Jacques Deluze (Deluze) und Henri Chaillet (Chaillet) das im Handel mit Indiennes tätige Unternehmen De Luze, Chaillet et Pourtalès. Jérémies Sohn Jacques-Louis de Pourtalès begründete die ältere Linie der Familie, die sich mit seinen drei Söhnen weiter verzweigte: Der Neuenburger, der Berner, der Laasower (Preussen), der Genfer sowie der nordamerikanische Zweig gehen auf den ältesten Sohn Louis de Pourtalès zurück, diejenigen von Gorgier und Paris auf dessen Bruder James Alexandre de Pourtalès. Die Berliner Pourtalès, in männlicher Linie bestehend bis zum Diplomaten Frédéric de Pourtalès (1853-1928), stammten schliesslich von Frédéric de Pourtalès ab, dem dritten Sohn von Jacques-Louis. Jérémies Sohn Henri de Pourtalès (1726-1796) begründete die jüngere Linie, die mit Roger de Pourtalès (1915-1991) im Mannesstamm erlosch.

Die Pourtalès, die über wichtige Kontakte im In- und Ausland verfügten und geografisch sehr mobil waren, verfolgten die Entwicklung der Weltmärkte genau und sicherten ihre Geschäfte durch eine ausgeklügelte Heiratspolitik mit Familien wie den Deluze, Saladin, Palézieux dit Falconnet, Pury und Hottinger ab. Besonders Jacques-Louis de Pourtalès nutzte dieses Netzwerk, um ein sich über Europa, Indien, Afrika und Amerika erstreckendes Handels- und Finanzimperium aufzubauen und das Kapital seines Vaters Jérémie gewinnbringend anzulegen (Überseehandel, Kolonialismus). Er stieg zu einem der reichsten Männer Europas auf und verwendete einen Teil seines Vermögens, um seine Söhne im europäischen Adel zu verankern. Obwohl Jérémie de Pourtalès von Friedrich II. 1750 den erblichen Adelstitel und Jacques-Louis de Pourtalès nach dem Kauf der Herrschaft Tloskau in Böhmen 1802 von Kaiser Franz I. von Österreich 1811 einen erblichen Adelsbrief mit Rittertitel erhalten hatte, war es den Pourtalès bis dahin nicht gelungen, so hohe Würden zu erlangen wie ihre angeheirateten Verwandten, die Grafen von Fries in Wien sowie die Grafen d'Escherny und Greffulhe in Paris und London. Erst mit dem Grafentitel, den Friedrich Willhelm III. von Preussen 1814 an die drei Söhne Jacques-Louis de Pourtalès' und deren weibliche und männliche Nachkommen verlieh, gelang die vollständige Integration der Familie in die europäische Aristokratie. Von da an liessen sich die Pourtalès in ganz Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika nieder. Das Standesbewusstsein behielt die Familie trotz geografischer Zerstreuung bei: Die soziale Endogamie blieb ebenso wichtig wie die Zugehörigkeit zum Protestantismus; Eheschliessungen innerhalb der Familie waren keine Seltenheit. Nach erfolgreichen Jahrzehnten in Handel und Bankenwesen machten sich die Pourtalès – zeitgleich mit ihrem Aufstieg in die Räte des Kantons Neuenburg – einen Namen in der Diplomatie (Albert de Pourtalès, 1812-1861, sowie sein Neffe Frédéric de Pourtalès), in der Armee, insbesondere in fremden Diensten für Preussen, und in der Literatur (Guy de Pourtalès). Frédéric de Pourtalès (1799-1882) war der Anführer des royalistischen Putschversuchs 1856 im Neuenburgerhandel. Hermann de Pourtalès (1847-1904), der Vater von Guy, und seine zweite Frau Hélène (geborene Barbey, 1868-1945) holten gemeinsam mit ihrem Neffen Bernard de Pourtalès (1870-1935) an den Olympischen Spielen 1900 in Paris im Segeln eine Gold- und eine Silbermedaille. Es waren die ersten Spiele, an denen Frauen zugelassen waren, sodass Hélène de Pourtalès zu den ersten Olympiasiegerinnen der Geschichte zählt. Marguerite Isabelle de Pourtalès (1852-1930), die Schwester von Hermann de Pourtalès, hatte wesentlichen Anteil an den Arbeiten ihres Mannes, des Ägyptologen Edouard Naville.

Wie für wohlhabende protestantische Familien des 18. Jahrhunderts üblich, führten die Pourtalès ihr Vermögen, das sie teilweise im kolonialen Dreiecks- bzw. Sklavenhandel (Sklaverei) erworben und später in den Bau repräsentativer Häuser sowie den Erwerb von Adelstiteln investiert hatten, auch wohltätigen Zwecken zu. Dafür steht das 1808 von Jacques-Louis de Pourtalès gegründete Hôpital Pourtalès in Neuenburg, in dem Arme unentgeltlich versorgt wurden (Fürsorge). Die Trägerstiftung, der gemäss Statuten mindestens ein Mitglied der Familie angehören muss, blieb auch nach der Übernahme des Spitals 1979 durch die öffentliche Hand bestehen. Sie finanziert dank ihrer Immobilien und ihres Weinguts in Cressier (Domaine Hôpital Pourtalès, Caves de Troub) weiterhin Projekte im Zusammenhang mit dem Spital. Im Besitz der Pourtalès befanden oder befinden sich zahlreiche Landgüter und Schlösser in Europa, in der Schweiz unter anderem ab 1799 das Hôtel DuPeyrou, das Hôtel Pourtalès-Castellane sowie das Anwesen La Grande Rochette in der Stadt Neuenburg, 1794-1927 die ehemalige Kartause La Lance sowie die Schlösser Thunstetten, Mettlen, Gorgier (1813-1879), Auvernier und Oberhofen am Thunersee.