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Cholera

Die C. ist eine vom vibrio cholerae verursachte Infektionskrankheit, deren Ausbreitung hauptsächlich über verunreinigtes Trinkwasser erfolgt. Erbrechen und wässrige Durchfälle treten auf, die innerhalb von Stunden bis Tagen zum Tod führen können. Im Gegensatz zur einheim. cholera nostras (sommerl. Brechdurchfall) suchte die ursprünglich asiat. C. Europa erst im 19. Jh. heim, v.a. 1830-38, 1847-55 und 1864-67 (Epidemien). Von der ersten Epidemie blieb die Schweiz, mit Ausnahme einzelner Fälle 1836 im Tessin, verschont. Die zweite Epidemie erfasste 1849 vorerst ebenfalls nur das Tessin. Sie kehrte 1854 aber zurück und forderte im Aargau 261 Tote. Auch die Kt. Zürich, Genf, Tessin und Wallis hatten Todesfälle zu beklagen. Im Sommer 1855 erfasste die C. neben Zürich und Genf v.a. Basel. Über 400 der Einwohner der beiden Halbkantone fielen ihr zum Opfer. Der dritte Seuchenzug 1867 begann wiederum im Tessin. Über Italien eingeschleppt, forderte die C. in den Grenzdörfern innert eines Monats 112 Tote. Im Kt. Zürich erlagen ihr über 500 Einwohner, im Bez. Zürich stieg die Mortalität auf 7,8%, zwei Drittel der Erkrankten verstarben. Die Krankheit scheint v.a. ärmere Bevölkerungskreise erfasst zu haben.

Von ihrem ersten Auftreten bis weit über die Entdeckung ihres Erregers (1883 durch Robert Koch) hinaus tobte ein heftiger Streit über die Ursache der C. und die davon abgeleiteten medizin., wirtschafts- und sozialpolit. Strategien zu ihrer Bekämpfung. Die Kontagionisten gingen von einem ansteckenden Keim aus; die vorgeschlagenen Massnahmen lauteten deshalb Quarantäne, Isolierung, Meldepflicht und Grenzsperren. Die Miasmatiker postulierten dagegen ein ortsgebundenes Gift und beschränkten ihre Forderungen auf hygien. Verbesserungen. Insbesondere stellten sie sich vehement gegen jede Einschränkung des Handels und der individuellen Freiheit. Während die Bevölkerung mit Panik und Flucht reagierte, versuchten die Regierungen häufig, ihr epidem. Auftauchen möglichst lange zu verschweigen. Erst die Assanierung der Städte Ende des 19. Jh. (Hygiene) vermochte der Krankheit einen Riegel zu schieben. Heute kommt die C. vorwiegend in Asien vor, taucht aber seit 1970 vereinzelt in Afrika und seit 1990 in grossen Epidemien in Lateinamerika auf. Das Schweiz. Serum- und Impfinstitut bietet seit 1994 eine verbesserte Impfung an.

Quellen und Literatur

  • F. Condrau, Demokrat. Bewegung, Choleraepidemie und die Reform des öffentl. Gesundheitswesens in Zürich (1867), 1995
Weblinks

Zitiervorschlag

Iris Ritzmann : "Cholera", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022717/2005-02-23/, konsultiert am 19.03.2024.