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Deucher

Der Turmhof in Steckborn, der 1488-1601 und 1630-1639 im Besitz der Familie war. Umrissradierung, vor 1800 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Der Turmhof in Steckborn, der 1488-1601 und 1630-1639 im Besitz der Familie war. Umrissradierung, vor 1800 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).

Seit 1449 belegte Familie von Steckborn. Mehrere ihrer Angehörigen traten zur Reformation über und zogen als Teucher nach Frauenfeld und Zürich oder als Deucher ins Elsass und von dort nach Basel. 1488 kam die Familie in den Besitz des Turmhofs zu Steckborn (Freisitz), den sie bis 1601 behielt und 1630-1639 nochmals in ihrer Hand hatte, bevor ihn Ulrich der Stadt abtrat. Sie gehörte damit dem thurgauischen Gerichtsherrenstand an. Die katholisch gebliebenen Deucher brachten einige reichenauische Stadtammänner und Bürgermeister hervor. Ludwig war Gerichtsherr, 1519 Stadtammann, 1525 Obervogt von Gottlieben. Weitere Stadtammänner waren 1503-1543 Ulrich, 1637 Ulrich, Philipp Jakob (1709-1773) und Melchior Johann Paul (1757-1826). Nationale Bedeutung erlangten sein Enkel Adolf (->) als Bundesrat und sein Urenkel Adolf (->) als Ständerat. Mehrere weibliche Angehörige der Familie traten in die Klöster St. Katharinental und Feldbach ein.

1489 liess sich Joachim Teucher in Zürich nieder und erwarb das Bürgerrecht. Die Zürcher Teucher brachten bedeutende Vertreter in der Politik hervor. Die Zunftmeister und Zwölfer zur Meisen Hans Jakob (1591), Matthäus (1606), Hans Konrad (1688) und Hans Heinrich (1691) waren zugleich Amtmänner des Fraumünsters oder Tagsatzungsgesandte. Goldschmied Hans Konrad (1611-1688) wurde 1652 Zwölfer beim Schaf, 1657 Obervogt zu Laufen und 1676 Obmann der Goldschmiede. Wichtige Kunsthandwerker waren der Goldschmied Hans Heinrich (1550-1611) und der Glasmaler Hans Heinrich (1594-1618). 1742 erlosch dieser Zweig der Familie.

Stammvater der reformierten Frauenfelder Teucher war der 1580/1581 von Steckborn zugezogene, 1590 eingebürgerte Felix (vermutlich 1614). Dessen Nachfahren, meist Handwerker, sassen in Rat und Gericht. Als Wappenmaler und Feldmesser trat Daniel (1691-1754) hervor, als Kunstmaler in Bern dessen Neffe und Grossneffe Johann Heinrich (1723-1802) bzw. Johann Rudolf (1754-1791).

Der reformierte Elsässer und Basler Zweig der Deucher, der zeitweise Schloss Bottmingen besass, kam im 17.-18. Jahrhundert durch Handels- und Bankgeschäfte grossen Stils (sogenannte Mississippigesellschaft in Paris) zu bemerkenswertem Reichtum, starb aber 1804 aus.

Quellen und Literatur

  • F. Schaltegger, «Gesch. des Turms zu Steckborn», in ThBeitr. 62, 1925, 1-104
  • E. Teucher, «Die Thurgauer Fam. Teucher und Deucher im Laufe der Jh.», in Thurgauer Jb. 1942, 33-38
  • Schweiz. Geschlechterbuch 7, 717-723
  • H. Lüthy, «Les Mississipiens de Steckborn et la fortune des barons d'Holbach», in Schweizer Beitr. zur Allg. Gesch. 13, 1955, 143-163
  • H.-O. Müller von Blumencron, «Die Deucher in Basel», in BZGA 92, 1992, 101-118

Zitiervorschlag

André Salathé: "Deucher", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.03.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022927/2004-03-24/, konsultiert am 10.12.2024.