de fr it

Hegner

1430 in Winterthur eingebürgerte Familie, welche die Stadt bis 1800 dominierte. Das Geschlecht stammt wohl aus dem Raum Hegi-Elgg. Ähnliche Namen finden sich in Winterthur und Zürich (1259 bzw. 1333), in Stadelhofen (heute Gemeinde Zürich), Kloten, Elgg (1311 bzw. 1374) und später in Wil (ZH). Bis 1500 schwankte die Schreibweise zwischen Heg[i]n[ow]er und Hegowler. 1492 erhielt Gebhart (1516) von Albrecht von Bonstetten einen kaiserlichen Wappenbrief; das Wappen besteht aus einem Metzgerbeil mit 5-, später 6-strahligem schwarzem Stern auf blauem Grund.

1508-1798 stellten die Hegner, unter anderem mit Salomon (->), in Winterthur 11 von 51 Schultheissen (während 150 von 290 Jahren). 30 Mitglieder der Familie sassen im Kleinen und 70 im Grossen Rat. Sie mehrten ihr Einkommen durch die Verwaltung von zahlreichen Ämtern und Domänen. Elf Hegner standen als Stadtschreiber im Mittelpunkt der Geschäfte, 14 wirkten als Landschreiber des inneren und äusseren Amts der Grafschaft Kyburg, so Ulrich (->). Dieses Amt wurde faktisch vererbt. Die Familie pflegte enge, durch Heiraten gefestigte Beziehungen zur Zürcher Oberschicht. Kapitalanlagen erweiterten den Einfluss auf die Landschaft. Aus dem Geschlecht gingen aber auch hervor: 31 Mediziner (davon elf promovierte und sechs Stadtärzte), 17 Geistliche, 18 Gerber, fünf Wirte sowie sechs Metzger. Sie alle gehörten den respektableren und einträglichen Berufen an. Prestige gewannen die Hegner auch zwischen 1679 und 1800 als Präsidenten des Musikkollegiums, der angesehensten Gesellschaft, und als Erbzünfter (neben den Steiner) der Herrenstube.

Familienzweige in Stein am Rhein, wo deren Mitglieder Stadtschreiber und Kleinräte wurden, und Luzern, wo Gebhart (->) 1576 das Bürgerrecht erwarb, starben offenbar bald wieder aus. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besteht eine Linie in Kloten. Konfessionelle Motive, Handel oder fremde Dienste führten viele der Hegner ins Ausland. So knüpfte etwa Laurenz (1733-1807) Beziehungen nach Bordeaux, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg und Amsterdam.

Nach 1814 verlor die Familie rasch ihre führende Rolle in Winterthur. Einzig Hans Ulrich (1774-1839) gelangte 1816-1839 noch in den Stadtrat. Ulrich Reinhart (1791-1880), Zuckerbäcker, Papeterist, Buchdrucker und 1836-1857 Verleger des «Landboten», wurde berühmt durch sein 1840 gegründetes Literarisches Comptoir, das 1841-1845 unter der Leitung von Julius Fröbel die Schriften des revolutionären Deutschland verbreitete. Ulrich Reinharts Sohn Petrus Reinhard (1832-1909) war Arzt, Präsident der Ärztegesellschaft, Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft sowie der Zunft der Herrenstube. Salomon (->) schuf sich als Bauingenieur einen Namen. 1893 wurde die Familie auch in Zürich eingebürgert. Seit 1915 ist sie in Winterthur nicht mehr vertreten.

Quellen und Literatur

  • StadtA Winterthur, Urkunden, Akten, Bücher der Stadt- und Landschreiber
  • StadtB Winterthur, Handschriften und Bildersammlung, Nachlass Ulrich Hegner.
  • StAZH, Landvogtei Kyburg (Notariat)
  • ZBZ, Genealogien
  • Schweiz. Geschlechterbuch 7, 220-227
  • Wappen, Orte, Namen, Geschlechter, 1981
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Alfred Bütikofer: "Hegner", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023858/2009-11-05/, konsultiert am 19.09.2024.