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Charles-Daniel deMeuron

6.5.1738 Saint-Sulpice (NE), 4.4.1806 Neuenburg, reformiert, von Saint-Sulpice. Kolonialwarenhändler, Gründer einer bedeutenden naturwissenschaftlichen Sammlung, Offizier in französischen Diensten und Militärunternehmer in holländischen und britischen Diensten.

Porträt von Charles-Daniel de Meuron in der roten Uniform eines britischen Generalleutnants. Öl auf Leinwand, Thomas Hickey zugeschrieben, um 1802, 73 x 68 cm (Musée militaire du Château de Colombier; Fotografie Marc Renaud, 2023).
Porträt von Charles-Daniel de Meuron in der roten Uniform eines britischen Generalleutnants. Öl auf Leinwand, Thomas Hickey zugeschrieben, um 1802, 73 x 68 cm (Musée militaire du Château de Colombier; Fotografie Marc Renaud, 2023). […]

Charles-Daniel de Meuron war der Sohn des Théodore de Meuron, Sämischgerbers, Kaufmanns und Hauptmanns der Milizen des Val-de-Travers, und der Elisabeth Dubois de Dunilac sowie der Bruder des Pierre-Frédéric de Meuron. 1762 heiratete er in Rochefort (Charente-Maritime) die aus einer vermögenden französischen Familie stammende Anne-Marie Filhon de Morveaux, Tochter des Jean Filhon de Morveaux. Die kinderlose Ehe wurde 1802 geschieden.

Mit 13 Jahren begann de Meuron 1751 in La Brévine eine Handelslehre, die er im selben Jahr bei einem Kaufmann in Liestal fortsetzte. 1752 sammelte er weitere Berufserfahrungen in Strassburg. 1755 kehrte er dem kaufmännischen Gewerbe den Rücken und trat dem Regiment von Hallwyl (Franz Josef von Hallwyl) bei, das im Dienst der französischen Marine stand (Fremde Dienste). Zunächst in Rochefort stationiert, wurde er 1758, inmitten der Wirren des Siebenjährigen Kriegs, nach Martinique entsandt. Als Teil eines Detachements sollte er die lukrative französische Kolonie, auf welcher versklavte Menschen Zuckerrohr anbauten, vor britischen Angriffen schützen (Kolonialismus). Nachdem sein Schiff 1759 von der britischen Marine stark beschädigt worden war, kehrte die Besatzung samt de Meuron nach Europa zurück.

Mit dem Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763 wurde das Regiment von Hallwyl aufgelöst. Anschliessend betätigte sich de Meuron als Kolonialwarenhändler (Überseehandel), wandte sich jedoch bereits 1765 wieder dem Militär zu. Als Unterleutnant trat er der Schweizergarde des französischen Königs bei und stieg im Verlauf seines dreizehnjährigen Dienstes bis zum Grad eines Obersten auf. 1773 wurde ihm das französische Militärverdienstkreuz verliehen. De Meuron versuchte seine Kontakte am französischen Hof mitunter zugunsten kolonialer Projekte zu nutzen. So schlug er 1775 vergebens vor, ein Regiment aus siedlungswilligen Schweizern für die französische Kolonie Guyana auszuheben. Unter Vermittlung des französischen Hofs durfte de Meuron schliesslich 1781 ein Söldnerregiment für die niederländische Vereinigte Ostindien-Kompanie (VOC) rekrutieren (Militärunternehmer). Ab 1783 war er zusammen mit seinem Regiment am Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) stationiert. Von seiner Zeit dort ist wenig bekannt; belegt ist, dass er zwölf versklavte Menschen zu seinem persönlichen Besitz zählte (Sklaverei). 1786 kehrte de Meuron nach Europa zurück, um mit der VOC über zusätzlich angefallene Kosten für das Regiment zu verhandeln.

Porträt von Charles-Daniel de Meuron mit seinen Sklaven Pedro und Vendredi. Öl auf Leinwand von Joseph Reinhart, 1789, 82 x 64 cm (Musée militaire du Château de Colombier; Fotografie Marc Renaud, 2023).
Porträt von Charles-Daniel de Meuron mit seinen Sklaven Pedro und Vendredi. Öl auf Leinwand von Joseph Reinhart, 1789, 82 x 64 cm (Musée militaire du Château de Colombier; Fotografie Marc Renaud, 2023). […]

Von 1787 bis 1795 hielt er sich abwechselnd in den Niederlanden, Preussen, Frankreich und der Schweiz auf und widmete sich geschäftlichen wie wissenschaftlichen Aktivitäten, wobei ihn seine Freundin Comtesse Duhamel geborene Victoire de Verry finanziell unterstützte. In Paris betrieb er ein Geschäft, um Kolonialwaren vom Kap der Guten Hoffnung zu importieren, und in Saint-Sulpice richtete er ein Kuriositätenkabinett ein, das dereinst die Grundlage für die naturhistorische, völkerkundliche und historische Sammlung der Stadt Neuenburg bilden sollte. Ein Grossteil der Sammlungsstücke hatte er bereits während seiner Zeit am Fuss des Tafelbergs erworben und in die Schweiz gesandt. Neben ethnografischen und naturhistorischen Objekten liess de Meuron auch zwei versklavte Männer, Pedro und Vendredi genannt, nach Europa verschiffen. Sie kamen 1788 in Vlissingen an und reisten anschliessend weiter zu de Meuron nach Saint-Sulpice, wo sie im Winter 1792-1793 einer Atemwegsinfektion erlagen.

Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit hatte de Meuron das Kommando seines Regiments bereits 1786 seinem Bruder Pierre-Frédéric de Meuron überlassen, der dieses bei seiner Ankunft am Kap der Guten Hoffnung 1787 übernahm. Er blieb jedoch der Besitzer und kümmerte sich in der Folge weitgehend um Rekrutierungsangelegenheiten. 1795 reiste er noch einmal zu seinen Truppen, die mittlerweile auf Ceylon stationiert waren. Da de Meuron der Meinung war, die VOC habe ihre vertraglichen Pflichten nicht eingehalten, schloss er eine neue Kapitulation mit England ab und überführte sein Regiment in britische Dienste nach Indien. Zunächst als Hilfstruppe der Britischen Ostindien-Kompanie (BEIC), später als vollwertige Einheit der britischen Armee, diente das Regiment bis zu seiner Auflösung 1816 unter anderem im Vierten Mysore-Krieg (1799), wo es an der Plünderung der Stadt Seringapatam beteiligt war, sowie in Kriegen auf der iberischen Halbinsel und in Britisch-Nordamerika.

De Meuron selbst blieb bis 1797 in Indien und versorgte die Stadt Neuenburg, der er bei seiner Abreise 1795 seine Sammlung vermacht hatte, mit weiteren naturhistorischen Exponaten (Museen). Anschliessend reiste er über London und Berlin nach Neuenburg zurück, wo er sich 1800 endgültig niederliess. Charles-Daniel de Meuron gehörte seit seiner Zeit in Rochefort den Freimaurern an. 1763 hatte der preussische König seinen Zweig der Familie Meuron in den Adelsstand erhoben, worauf sich Charles-Daniel als Comte betitelte. Der König ernannte ihn zudem 1789 zum Kammerherrn und 1800 zum Ritter des preussischen Roten Adlerordens. In der britischen Armee wurde er 1802 zum Generalleutnant befördert.

Quellen und Literatur

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Kurzinformationen
Variante(n)
Charles Daniel de Meuron
Charles-Daniel Meuron (Taufname)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 6.5.1738 ✝︎ 4.4.1806

Zitiervorschlag

Philipp Krauer: "Meuron, Charles-Daniel de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.08.2024. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024051/2024-08-20/, konsultiert am 17.09.2024.