28.11.1868 Herisau, 14.7.1934 Bern, reformiert, von Heiden. Sohn des Jakob Albin, Oberrichters, Kantonsrats und Stickereifabrikanten, und der Ida Friederika geborene Tanner. 1896 Natalina Clelia Mertillo, Tochter des Giovanni, Italienerin. Kaufmännische Lehre in der väterlichen Stickereifirma, 1910-1920 mit seinem Bruder deren Eigentümer. Seine Erfüllung fand Emil Sonderegger in der Armee: 1896 stieg er zum Hauptmann im Generalstab, 1901 zum Major und 1912 zum Obersten auf. Als Stabschef des 3. Armeekorps war Sonderegger mitverantwortlich für die sogenannten Kaisermanöver von 1912. Ab 1913 kommandierte er die Infanteriebrigade 17, ab 1914 die Gebirgsinfanteriebrigade 3. 1917 wurde er als Schweizer Beobachter an die West- und im gleichen Jahr an die Isonzofront geschickt. 1918 zum Divisionär befördert, befehligte er 1918-1920 die 4. Division. Im Landesstreik 1918 führte er die Ordnungstruppen im Raum Zürich-Winterthur. Während ihm sein unnachgiebiges Vorgehen in Zürich hohes Lob von bürgerlicher Seite eintrug, die ihn teils als Vaterlandsretter pries, sah die Linke in ihm einen Scharfmacher und typischen Vertreter der kapitalistischen Herrenklasse. Nach dem Landesstreik beteiligte er sich am Schweizerischen Bund für Reformen der Übergangszeit, der eine sozialpolitische Erneuerung anstrebte. 1920 folgte die Ernennung zum Generalstabschef. Sonderegger überraschende Demission von der Armeespitze 1923 kam einem Eklat gleich. Parlament und Landesregierung folgten seiner Meinung nach zu wenig rasch seinen Reformvorschlägen. Danach arbeitete er bis 1934 als Akquisitionsagent und Berater für Schweizer Rüstungsfirmen, vor allem für die Schweizerische Industrie-Gesellschaft in Neuhausen am Rheinfall. Nach 1923 nahm Sonderegger in der Öffentlichkeit häufig Stellung zu militärischen Fragen, ab 1931 auch zu politischen. 1933 publizierte er die Streitschrift "Ordnung im Staat", sein Programm für eine umfassende Erneuerung der Schweiz. Vom Frontenfrühling an zählte der Bewunderer von Benito Mussolini zu den einflussreichsten Rechtsextremisten in der Schweiz. Er forderte einen autoritär geführten Staat sowie eine Reorganisation des militärischen Ordnungsdienstes und rechnete mit der parlamentarischen Demokratie, den Sozialisten, Juden und Freimauern ab. Innerhalb der sich aufsplitternden rechtsextremen Erneuerungsbewegung versuchte er sich zuletzt als Landesführer der 1934 gegründeten Volksfront. Unter Sondereggers Publikationen zu militärischen Themen ragt die im Ausland beachtete Schrift "Infanterieangriff und strategische Operation" (1929) heraus.
Von Oberstdivisionär Sonderegger unterzeichneter Handzettel, welcher an die Zürcher Bevölkerung beim Generalstreik 1918 verteilt wurde (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich).
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Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 28.11.1868 ✝︎ 14.7.1934 1868-11-281934-07-14 |