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TheophilSprecher von Bernegg

Porträt von Theophil Sprecher von Bernegg. Lithografie Nr. 561 von 1907 aus der Schweizerischen Portrait-Gallerie, erschienen 1888-1907 bei Orell Füssli in Zürich (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Porträt von Theophil Sprecher von Bernegg. Lithografie Nr. 561 von 1907 aus der Schweizerischen Portrait-Gallerie, erschienen 1888-1907 bei Orell Füssli in Zürich (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

27.4.1850 Maienfeld, 6.12.1927 Walenstadt, reformiert, von Maienfeld, Küblis, Davos und Chur. Sohn des Anton Herkules, Landammanns, und der Clara Emilia geborene Bazzighèr. Enkel des Jakob (->). Neffe des Johann Andreas (->). Cousin des Arthur (->) und des Hermann (->). 1) 1872 Katharina Bavier, Tochter des Simeon Bavier, 2) 1888 Helene Bavier, Tochter des Valentin, Ratsherrn. 1867 Matura in Basel. Studium der Land- und Forstwirtschaft in Tharandt (Sachsen) und der Staatswissenschaften in Leipzig, 1869 nach Tod des Vaters Studienabbruch und Übernahme der Familiengüter. Mitglied der Konservativ-föderalistischen Partei (ab 1903 Konservativ-demokratischen Partei). 1871-1873 und 1875-1904 Gemeinderat von Maienfeld, 1880-1885 sowie 1891-1899 Bündner Grossrat. 1880 erfolglose Kandidatur bei den Nationalratswahlen. Verwaltungsrat der Vereinigten Schweizer Bahnen, der Bank für Graubünden, der Bündner Tagblatt AG und der Rhätischen Bahnen. 1882-1885 Landammann des Kreises Maienfeld. 1882-1902 Mitglied des Bezirksgerichts Unterlandquart (ab 1888 Präsident), 1897-1902 des Kantonsgerichts sowie 1923-1925 der Kommission, die den Zusammenbruch der Bündner Kraftwerke untersuchte. Parallel zur politischen Laufbahn glanzvolle militärische Karriere: 1871 Leutnant der Infanterie, 1875 Oberleutnant, 1880 Hauptmann im Generalstab, 1883 Major, 1886 Stabschef der 8. Division, 1887 Oberstleutnant, 1891 als Oberst im Generalstab Stabschef des 4. Armeekorps, 1897 Kommandant der Infanteriebrigade 16, 1901 als Oberstdivisionär Kommandant der Gotthardbefestigungen, 1902 Kommandant der 8. Division. 1905 Wahl zum Chef der Generalstabsabteilung. 1909 Oberstkorpskommandant und Kommandant des 4. Armeekorps.

Büste des Theophil Sprecher von Bernegg. Modellierter, bemalter Gips von Hermann Hubacher, um 1928 (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich).
Büste des Theophil Sprecher von Bernegg. Modellierter, bemalter Gips von Hermann Hubacher, um 1928 (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich).

Theophil Sprecher von Bernegg war massgeblich an der Militärorganisation von 1907 beteiligt und gilt als Schöpfer der Truppenordnung von 1911 (ab 1912 in Kraft). Bei der intrigenbelasteten Generalswahl am 3. August 1914 erklärte Sprecher von Bernegg gegenüber der Wahlbehörde trotz einer Stimmenmehrheit seinen Verzicht auf die Generalswürde und übernahm die Position des Generalstabschefs der Armee. Die viereinhalb Kriegsjahre waren trotz einer klaren Aufgabenteilung – Sprecher von Bernegg mit der Hauptlast an operativen, strategischen und administrativen Aufgaben, Ulrich Wille mit den Ressorts Repräsentation, Disziplinarwesen und Ausbildung – durch permanente Differenzen zwischen den beiden verschiedenen Charakteren geprägt, welche der Öffentlichkeit jedoch weitgehend verborgen blieben. Sprecher von Bernegg hatte sich schon vor dem Krieg mit den Generalstäben der Zentralmächte auf deren Initiative hin unverbindlich über die Möglichkeit einer Eventualallianz ausgetauscht. Er stellte sich als Vorgesetzter während der sogenannten Obersten-Affäre vor die Angeklagten. 1916-1918 führte Sprecher von Bernegg auch mit Frankreich Eventualallianzgespräche. Nach seinem Rücktritt am 30. Juni 1919 widmete sich Sprecher von Bernegg wieder der Verwaltung der Familiengüter. Neben der Übernahme verschiedener öffentlicher Ämter engagierte er sich 1919 und 1920 gegen einen Beitritt der Schweiz zum Völkerbund und für die Beibehaltung der bewaffneten integralen Neutralität. Die Charakterisierung «Dieu et Patrie» (Oberst Fernand Feyler) trifft auf Vita und Lebensleistung der introvertierten, durch Religiösität geprägten und mit überragender Arbeitskraft dem Gemeinwesen dienenden Persönlichkeit von staatsmännischem Format zu.

Quellen und Literatur

  • Ges. Schr., 2 Bde., hg. von D. Sprecher, 2002
  • FamA, Maienfeld
  • P. Schubert, Die Tätigkeit des k. u. k. Militärattachés in Bern während des Ersten Weltkrieges, 1980
  • D. Sprecher, Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg, 2000
Weblinks
Weitere Links
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Kurzinformationen
Variante(n)
Theophil Sprecher
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 27.4.1850 ✝︎ 6.12.1927

Zitiervorschlag

Daniel Sprecher: "Sprecher von Bernegg, Theophil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.11.2024. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024263/2024-11-11/, konsultiert am 10.12.2024.