5.4.1848 Hamburg, 31.1.1925 Meilen, reformiert, von La Sagne, ab 1890 von Zürich und ab 1915 Ehrenbürger von Meilen. Sohn des François (->) und der Eliza (->). 1872 Clara von Bismarck, Tochter des Friedrich, württembergischen Generalleutnants. 1851 übersiedelte die Familie von Hamburg auf das Gut Mariafeld in Meilen. Neben der Volksschule besuchte Ulrich Wille den Kadettenunterricht, danach wurde er von den Eltern unterrichtet. Ab 1865 studierte er Recht an den Universitäten Zürich, Halle und Heidelberg, wo er 1869 promovierte. Während der Grenzbesetzung 1870-1871 leistete er als Leutnant Dienst und schlug 1871 unter dem Einfluss von Hermann Bleuler eine Laufbahn als Instruktionsoffizier der Artillerie ein. Er wurde zum 1. preussischen Garde-Artillerieregiment sowie an die Artillerie- und Ingenieurschule nach Berlin geschickt. 1872 absolvierte er die Eidgenössische Instruktorenschule. Im eidgenössischen Artilleriestab stieg Wille 1874 zum Hauptmann auf, wurde jedoch nicht ins neu geschaffene Generalstabskorps aufgenommen. 1877 kommandierte er als Major den Park der 8. Division.
Mit der Aufnahme seiner Instruktorentätigkeit in Thun 1872 beschäftigte sich Wille mit Methoden des militärischen Unterrichts und publizierte militärpolitische Artikel. Daneben sass er im Thuner Gemeinderat. 1880 kaufte er die "Zeitschrift für Artillerie und Genie" für seine Kampagne zur Neuausrichtung der Militärinstruktion gemäss preussisch-deutschem Vorbild. Mit seiner Berufung zum Oberinstruktor der Kavallerie 1883 gab er die publizistische Offensive vorerst auf. Nach der Ernennung zum Obersten 1885 folgte 1892 die Beförderung zum Waffenchef der Kavallerie. Wille verstärkte seine Bemühungen, die Milizarmee durch Erziehungsdrill und strenge Führung kampftüchtig zu machen. Die wachsende Zahl seiner Anhänger, die durch den "neuen Geist" die Offiziersautorität und die Soldatendisziplin stärken wollten, forderte die Nationale Richtung heraus, die am überkommenen Exerzieren festhielt. 1896 provozierte Wille seine Entlassung als Waffenchef. Er beschäftigte sich mit publizistischen Arbeiten und kandidierte erfolglos für den Zürcher Stadtrat und den Nationalrat. 1900 wurde Wille als Milizdivisionär reaktiviert. 1901 übernahm er die Redaktion der "Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift". Nachdem eine von seinen Getreuen initiierte Skandalkampagne, die sogenannte Hydra-Affäre (1903), die Nationale Richtung geschwächt hatte, wurde er 1904 als Kommandant des 3. Armeekorps zum Korpskommandanten ernannt. Ab 1903 war er Dozent, ab 1907 Professor für Militärwissenschaft am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich, an dem ihm 1911 innerhalb der militärwissenschaftlichen Abteilung die Schaffung einer Militärschule für Instruktionsoffiziere gelang. Im Lauf des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts besetzte Wille alle militärisch deutungsmächtigen Positionen. Mit dem Militärorganisationsgesetz von 1907 und den Ausbildungszielen von 1908 setzte sich seine Auffassung der Kampfausbildung und Kampfführung durch. Als Kommandant des 3. Armeekorps sorgte er für eine konsequente Umsetzung und leitete 1912 das sogenannte Kaisermanöver anlässlich des Staatsbesuchs des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Am 3. August 1914 erfolgte auf Intervention des Bundesrats gegen den anfänglichen Willen des Parlaments Willes Wahl zum General. Wille hatte Theophil Sprecher von Bernegg dazu gebracht, auf das Amt des Generals zu verzichten und dafür die Funktion des Generalstabschefs der Armee zu übernehmen. Der Verlauf des Ersten Weltkriegs forderte Wille operativ-strategisch wenig ab, hingegen sah er sich vor dem Hintergrund des langjährigen Neutralitätsschutzdiensts mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen konfrontiert. Zusätzlich kamen innenpolitische Spannungen zwischen der West- und der Deutschschweiz hinzu. Nachdem der von ihm geduldete Nachrichtendienst des Generalstabs zugunsten der Mittelmächte aufgeflogen war, deckte er in der Obersten-Affäre von 1916 die Verantwortlichen und verstärkte dadurch die sprachregionalen Gegensätze. Während des ganzen Aktivdiensts blieb er seinen autoritären Normen und Werten verbunden. Sein starres Weltbild trug dazu bei, dass bei den Militärärzten und im Bundesrat Zweifel am Gesundheitszustand und an der Durchhaltefähigkeit des Generals aufkamen. Diese fussten auch auf politischen Versuchen, den deutschfreundlichen Wille durch einen Romand zu ersetzen.
1918 verdichteten sich die Anzeichen eines von der Arbeiterbewegung getragenen Landesstreiks zur Durchsetzung sozialpolitischer Forderungen und einer angemesseneren Vertretung der Arbeiterschaft in den Exekutiven. Während die kantonalen Behörden und der Bundesrat mit Truppenaufgeboten zögerten, vertrat Wille eine Präventionsdoktrin der imponierenden Stärke. Er erreichte die Besetzung der Städte Zürich und Bern mit Kavallerie und Infanteriebataillonen aus ländlichen Gegenden. Ein Proteststreik gegen dieses massive Aufgebot löste den Landesstreik aus. Obwohl die Ordnungsdiensttruppen nur selten intervenierten, brach das Oltener Aktionskomitee nach einem Ultimatum des Bundesrats den Landesstreik ab, nicht zuletzt aus Angst vor einem Zusammenstoss mit den Truppen. Wille feierte den Streikabbruch als Erfolg seiner Einschüchterungsstrategie. Als er am 11. Dezember 1918 als General zurücktrat, wurden seine Dienste verdankt, jedoch nicht sein Bericht zum Aktivdienst.
Wille erlangte nicht nur als Oberbefehlshaber der Armee im Ersten Weltkrieg Bedeutung, sondern vor allem mit seinem Einsatz für eine kampffähige Milizarmee. Dabei orientierte er sich an der preussisch-deutschen Soldatenerziehung und am ständischen Offiziersbewusstsein. Er verfocht ein idealistisches, hegelianisch-machiavellistisches Staats- und Gesellschaftsbild, wonach der Staatsbürger seine primäre, männliche Pflichterfüllung als Soldat findet. Mit dieser Botschaft erreichte er weite Teile des Bürgertums und des Offizierskorps, stiess aber vor allem in der Arbeiterschaft und zum Teil in der Westschweiz auf Ablehnung.