Die Frauenpresse richtet sich speziell an Frauen, muss aber nicht zwingend von Frauen produziert und publiziert werden (Presse). Inhaltlich umfasst die im 19. Jahrhundert entstandene Frauenpresse Unterhaltungs- und Modeperiodika, eine politische Verbandspresse sowie Erzeugnisse religiöser, fachlicher oder ethisch-sozialer Ausrichtung. Die zahlenmässig grösste Gruppe bilden die Fachperiodika.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen in der Deutsch- und Westschweiz vereinzelte, meist kurzlebige Periodika, so 1833 ein einziges Mal die als Monatsschrift konzipierte erste feministische Zeitschrift «Das Recht der Weiber» (Frauenbewegung). Der politische Anspruch der bis zur Jahrhundertwende gegründeten Erzeugnisse war in der Regel gering. Vor allem in den 1880er Jahren wurden mehrere praktische und belehrende Hausfrauenblätter gegründet (z.B. «Wochenblatt für Familie, Haushalt & Küche» 1881-1882, «La jeune ménagère» 1888-1960). Sie bezweckten, die Frauen durch praktische Anleitungen und moralische Bildung zu «unterweisen». Auch die von Elise Honegger redigierte und zeitweilig als Organ des ersten Frauenverbands dienende «Schweizer Frauen-Zeitung» legte ihr Schwergewicht auf Lebenshilfe und tradierte das Bild der Frau als Helferin des Mannes.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Fachperiodika in den Bereichen Pädagogik, Hauswirtschaft, Pflege, Gewerbe und Industrie, die lange Bestand hatten (z.B. «Journal de la sage-femme» 1904-1985, «Das Schwestern-Blatt» 1926-1979). Für die Arbeiterinnen gründete Margarethe Hardegger 1906 die gewerkschaftliche Frauenzeitschrift «Die Vorkämpferin», die 1920 einging. Die Nachfolgerin «Frauenrecht» (1929-1937) war das Organ der sozialdemokratischen Frauen. In der Westschweiz publizierten die Arbeiterinnen parallel zur «Vorkämpferin» 1907-1908 die Zeitschrift «L'Exploitée».
Die Verbandspresse der Frauenorganisationen umfasste ab den 1890er Jahren auch Publikationen mit frauenspezifischen Anliegen wie zum Beispiel «Die Philanthropin» (1890-1894). In Genf hatte Emilie Gourd bereits 1912 die Zeitschrift «Le Mouvement féministe» gegründet, die seit 2001 «L'Emilie» heisst. Als offizielles Organ des Bundes Schweizerischer Frauenvereine erschien ab 1919 das zu Beginn von Elisabeth Thommen geleitete «Schweizer Frauenblatt» (bis 1979), in dem das feministische Organ der Union für Frauenbestrebungen («Frauenbestrebungen» 1903-1921) integriert war.
Die Anzahl der Periodika mit ethisch-sozialer oder rein religiöser Ausrichtung erreichte vor der Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Diese Publikationen wurden häufig von Verbänden oder Vereinen, etwa den Freundinnen junger Mädchen (Sittlichkeitsbewegung), sowie Vereinen aus dem kirchlichen Bereich herausgegeben (z.B. «Mitteilungen aus der Basler Frauenmission» 1902-1929). Konfessionelle Verbände gaben eigene Frauenzeitungen heraus (z.B. «Die katholische Schweizerin» 1916-1943). Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden sie häufig durch ökumenische Erzeugnisse ersetzt, so die 1971 vom katholischen und evangelischen Frauenbund der Schweiz lancierte Zeitschrift «Schritte ins Offene».
Zwischen 1940 und 1960 nahm die Gruppe der Unterhaltungs- und Modeperiodika zahlenmässig stark zu. Diese Erzeugnisse bezweckten die Beratung der Leserinnen bei Alltagsproblemen, in Fragen der Mode sowie des «richtigen» Lebensstils und appellierten verstärkt an das weibliche Konsumbedürfnis. Die erste derartige Frauenzeitschrift im deutschsprachigen Raum war «Annabelle». 1956 wurde die bis in die Gegenwart erfolgreiche Küchen- und Werbezeitschrift «Betty Bossi Post» («Betty Bossi») in deutscher und französischer Sprache lanciert. Gewachsen ist seit den 1950er Jahren ausserdem die Zahl der Werbe- und Public-Relations-Periodika.
Ende der 1960er und in den 1970er Jahren schlugen sich die Studentenbewegung und die Politisierung der Frauen in der Gründung neuer emanzipatorischer Periodika nieder. Erzeugnisse wie die von 1975 bis 1996 bestehende Zeitung «Emanzipation», die ursprünglich die Zeitung der Progressiven Frauen war (Progressive Organisationen) oder die «Donnavanti» im Tessin (1989-1992) entsprachen vor allem den Bedürfnissen der gebildeten urbanen Frauen. Die 1975 lancierte «Fraue-Zitig» (seit 1995 «FRAZ») der autonomen Frauenbefreiungsbewegung Zürich versteht sich bis heute als Zeitschrift der Frauenbewegung. Daneben gibt es ein weites Spektrum an feministischen Zeitschriften in der Deutsch- und Westschweiz, darunter einige, die sich spezifisch an Lesben wenden oder sich mit bestimmten politischen oder theologischen Themen beschäftigen.