Das unabhängige, illustrierte, humoristisch-politische Wochenblatt wurde von Jean Nötzli gegründet und erschien 1875 erstmals. Als Kind des Kulturkampfs verschrieb sich der Nebelspalter dem antiklerikalen Widerstand gegen den fortschrittshemmenden Konservatismus. Die Zeitschrift wurde nach 1900 unverbindlicher und literarischer und verlor wegen einseitiger Deutschfreundlichkeit im Ersten Weltkrieg nach der deutschen Niederlage den Grossteil der Abonnenten. Die Wende kam mit der Übernahme des Nebelspalters 1922 durch den Verlag des politisch kämpferischen späteren Ständerats Ernst Löpfe-Benz und dem Beizug des Karikaturisten Carl Böckli (Bö). Ab 1933 begann der Nebelspalter vor nahendem Unheil zu warnen und trotz der schweizerischen Zensur, vor allem mit Mitteln der Karikatur, den Kampf gegen die geistigen Auswirkungen des Nationalsozialismus und Faschismus zu führen. Zudem engagierte sich der Nebelspalter sozialpolitisch. Für die Zeitschrift arbeiteten Künstler wie Gregor Rabinovitch, Fritz Boscovits, Lindi oder Heinrich Danioth. Die bis in die Zeit des Kalten Krieges gestiegene Auflage (1975: 65'000 Exemplare) hielt sich auch, nachdem das Hauptthema der äusseren Bedrohung entfallen war. Die oft auch verletzende, harte Satire kultivierend, verlor das Blatt Anfang der 1990er Jahre in existenzgefährdendem Ausmass den Grossteil seiner Abonnenten. 2007 erschien der Nebelspalter in zehn Ausgaben pro Jahr, mit einer Auflage von 20'000 Exemplaren.
Kopf einer der ersten Nummern des illustrierten, humoristisch-politischen Wochenblatts, 1875, Nr. 9 (Schweizerische Nationalbibliothek).
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Quellen und Literatur
- M. Ratschiller, Bedrohte Schweiz, Liz. Freiburg, 2004
- N. Magnin, Bundeskarikaturen im Nebelspalter von 1875 bis 2004, Liz. Freiburg, 2006
- Danguy, Laurence: Le Nebelspalter Zurichois (1875-1921). Au cœur de l’Europe des revues et des arts, 2018.
- Kaenel, Philippe: La caricature en Suisse, 2018.
Weblinks