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Näf

Familie aus Kappel am Albis (bis 1873) und Zürich. Stammvater ist Adam (1570/1571, von Vollenweid bei Hausen am Albis). Er war in der Zweiten Schlacht bei Kappel an der Rettung des Zürcher Panners beteiligt und erhielt dafür 1533 das Bürgerrecht der Stadt. Ab 1680 gehörten die Nachkommen der Zunft zur Meisen an. Die Näf in Hausen und Kappel blieben Bauern. Der soziale Aufstieg begann mit Johann Rudolf (1788-1865). Er war Landwirt, handelte mit Branntwein und gründete 1846 die Firma Johann Rudolf Näf für die Fabrikation von Seiden- und Halbwollenstoffen. 1851 wurden die Söhne Johannes Näf-Enz (1826-1886) und Rudolf Näf-Gallmann (1829-1883) Teilhaber der Firma Joh. Rud. Näf & Söhne für Seidenstoffe, in der auch der dritte Sohn Gottlieb (1833-1884) mitarbeitete. Der Grossteil der Produktion erfolgte in Heimweberei in der Umgebung. 1865 übernahmen Johannes und Rudolf die Firma, verlegten den Geschäftssitz nach Affoltern am Albis an die 1864 eröffnete Bahnlinie und bauten ein kleines Fabrikgebäude für Spulerei und Zettlerei. Die Ausdehnung der Heimarbeit mit Ferggereien in die Tieflohngebiete der Innerschweiz zur Herstellung der leichten Zürcher Tafte brachte den geschäftlichen Aufstieg. 1872 erfolgte der Umzug in das neu errichtete Geschäfts- und Wohnhaus in Zürich.

1883 trennten sich die Brüder. Johannes übernahm den Betrieb in Affoltern und die Heimweberei im Kanton Zug. Nach seinem Tod führten dessen Söhne Hans Näf-Escher (1857-1901) und August Näf-Escher (1865-1912) die Firma unter dem Namen Gebrüder Näf weiter, ab 1898 unter Seidenstoffwebereien vormals Gebrüder Näf AG, mit ihrem Schwager Wilhelm Caspar Escher als Verwaltungsratspräsidenten. Sie bauten das Stammhaus in Affoltern aus und errichteten oder erwarben Fabriken 1886 in Paterson (New Jersey), 1893 in Laufenburg (Baden), 1898 in Saillans (Departement Drôme, F) und 1899 in Küttigen. 1910 wurde Paterson verkauft, 1929 kam eine Fabrik in Warschau dazu. Unter Augusts Sohn Hans Rudolf Näf-Meyer (1891-1963) folgte nach einem Aufschwung in der unmittelbaren Nachkriegszeit der allmähliche Niedergang. 1978 wurde als letzte Fabrik diejenige in Affoltern geschlossen.

Rudolf leitete nach der Trennung die von ihm 1881 eingerichtete Seidenweberei in Säckingen (Baden) sowie die 1882 vom Sohn Edwin (1854-1913) gegründete Fabrik in Linden (New Jersey) und übernahm die Ferggerei in Buochs. Nach Rudolfs Tod führte Edwin die Firma Edwin Naef, zu der 1884 die 1883 von Gottlieb Näf gegründete Seidenweberei in Hedingen kam. 1896 erfolgte die Umwandlung in die Seidenwarenfabrik vormals Edwin Naef AG. 1934 bzw. 1939 wurde die Gesellschaft durch Seidenwebereien in Bregenz (Vorarlberg) und Panissières (Departement Loire, F) erweitert. 1954 wurde die Firma aufgelöst.

Quellen und Literatur

  • E. Usteri, Die Webereien der Fam. Näf von Kappel und Zürich, 1846-1946, 1946
  • E. Usteri, Kappel und die Fam. Näf, 1951
  • H.R. Schmid, «Johannes Näf-Enz», in Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 11, 1960, 9-28
  • E. Usteri, «Naefsche Seidenunternehmungen in USA», in ZTb 1965, 1964, 118-147

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Näf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025138/2010-09-02/, konsultiert am 01.12.2024.