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Bossard

Vielleicht aus der Grafschaft Kyburg stammendes Geschlecht im Kanton Zug, mit wichtigen Stämmen in Zug und Baar sowie weniger bedeutenden in Steinhausen und Risch. Um 1485 stiftete ein Bossard ab Inkenberg (Gemeinde Baar) für den Bau der St. Oswaldskirche in Zug; 1487 gehörte auf diesem Hof liegendes Kapital zur neuen Messpfründe in Baar, was auf den Zusammenhang zwischen dem Zuger und dem Baarer Stamm hinweist.

1511 wurde Oswald Bürger der Stadt Zug, wo sich die Familie in vielen Zweigen ausbreitete und vom 18. Jahrhundert an in Politik, Kirche, Handel, Bankwesen und Gastgewerbe Bedeutung erlangte. 1721 kam der Bäcker Johann Franz (1674-1733) als erster Bossard in den Stadtrat. Der Sitz blieb mit seinem Sohn Franz Michael (->), Wirt des angesehenen Gasthofs Ochsen, seinem Enkel Franz Michael (1732-1785), ebenfalls Ochsenwirt, und seinem Urenkel Joachim Anton (1767-1820) bis 1786, als Letzterer Stadtschreiber wurde, in der gleichen Linie. Das Schreiberamt ging auf Joachim Antons Sohn Johann Georg (1796-1850) über, der 1848-1850 erster Inhaber des neuen Amts eines Hypothekarschreibers war.

Eine weitere Linie begründete der soziale Aufsteiger Wolfgang Damian (->), dessen Söhne den Status halten konnten: Johann Jakob (1787-1856) wurde Stadtpfarrer und bischöflicher Kommissar. Joseph Blasius (1782-1822) gründete 1798 mit seinem Bruder Matthias Damian (1778-1803) eine florierende Kolonialwarenhandlung, die sein Sohn Josef Anton (->) und ein Enkel weiterführten; 1812 übernahm Joseph Blasius den väterlichen Ratssitz. Politisch war diese Linie liberal. Eine konservative Tradition begründete der reiche Kaufmann Georg (1785-1849), Kantonsrat 1833-1836, der mit seinen Söhnen Jakob (1817-1889) und Georg (->) eine bedeutende Handelsfirma führte. Georg (1848-1926), der Sohn des Letzteren, war Priester und erster Redaktor der Zuger Nachrichten. Alois (1788-1845), auch ein Sohn von Wolfgang Damian (->), kaufte 1817 das Gasthaus Ochsen in Zug, das zwei weitere Generationen in Familienbesitz blieb. Seine Enkelin Josephina (1868-1943) war Äbtissin des Klosters Frauenthal.

Bedeutend ist die vom Buchdrucker Johann Kaspar (1730-1773) ausgehende Linie: Sein Sohn Johann Konrad (1765-1830), Stadtpfarrer, Dekan und Domherr, kämpfte für kirchliche und schulische Reformen im Sinne Ignaz Heinrich von Wessenbergs. Johann Konrads Bruder Johann Franz Kaspar (->) gründete eine Eisenhandlung, die von seinen auch politisch aktiven Nachkommen, unter anderem von Konrad (->), Gustav (1842-1917), dem späteren Direktor der Von-Moos-Stahlwerke in Luzern, und Carl (1866-1945) weitergeführt wurde und heute im technischen Grosshandel tätig ist. Mit Carls Enkel Peter (->), Regierungsrat 1995-2001, wurde auch die in fast allen Generationen wichtige politische Tätigkeit fortgesetzt.

Einige stadtzugerische Linien tradierten handwerkliche Berufe und bürgerliche Ämter: Auf Kaspar (1750-1818) folgten mehrere Goldschmiede, darunter der in Luzern wirkende Karl Silvan (1846-1914), der auch als Antiquar zu Reichtum und Berühmtheit gelangte. Aus der Linie der Stadtziegler und Stadtwächter stammten die Geschwister Margaritha, Theresia, Anna Maria und Katharina, die wie ihre Tante Elisabeth im letzten Zuger Hexenprozess 1737 verbrannt wurden.

Erster bekannter Name des Baarer Stammes ist Uli, 1526 Lehensmann des Klosters Kappel. Mehrere Bossard waren im 16. und 17. Jahrhundert Ratsherren, einige auch Landvögte, so Martin (ca. 1548), Leonhard (->) und Jakob (->), von dem die berühmte Orgelbauer-Dynastie abstammt, die von Joseph (->) begründet worden ist. Dessen Sohn Ferdinand führte die Werkstatt weiter und baute Orgeln unter anderem im Berner Münster, in Einsiedeln und in St. Gallen. Sein letztes Werk in der Kathedrale Solothurn wurde von seinem Sohn Karl Josef Maria (1736-1795) vollendet, der ebenfalls eine grosse Zahl von Kloster- und Pfarrkirchenorgeln errichtete. Dessen Sohn Franz Josef Remigius (1777-1853), von dem erst ab 1805 spätbarock geprägte Werke bekannt sind, war vor allem im Kanton Zug und Umgebung tätig. Mit ihm, der als Einziger der Dynastie auch politisch aktiv war, endete die Baarer Orgelbautradition.

Quellen und Literatur

  • Museum in der Burg Zug, Nachlass (der Baarer Orgelbauer Bossard)
  • E. Bossard, «Die Fam. Bossard "ab dem Schwanen"», in Heimatklänge, Nr. 33-34, 1943
  • E. Bossard, «Die Fam. "Bossard von Buonas"», in Heimatklänge, Nr. 18-21, 1944
  • E. Bossard, «Über die zuger. Bossard-Geschlechter», in Zuger Njbl., 1944, 17-38
  • J. Grünenfelder, Die Orgeln im Kt. Zug, 1994, (mit Werkverz.)

Zitiervorschlag

Renato Morosoli: "Bossard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025319/2005-11-07/, konsultiert am 06.12.2024.