Bevölkerungskrisen bzw. Subsistenzkrisen sind das auffallendste Merkmal der Bevölkerungsentwicklung in vor- und frühindustriellen Zeiten. Die moderne Forschung identifiziert sie anhand von Reihen der Geburten (Natalität), Heiraten (Nuptialität) und Todesfälle (Mortalität), die in einem bestimmten Gebiet von Jahr zu Jahr stattgefunden haben; die Standesregister liefern die nötigen Zahlen. Krisenbedingte Wanderungsvorgänge lassen sich demgegenüber aus Quellengründen nicht so leicht feststellen. Obwohl der Einfluss von Bevölkerungskrisen auf die gesamte Bevölkerungsentwicklung unbestreitbar ist, muss angesichts ihrer zufälligen Wirkung die Ansicht aufgegeben werden, dass sie einen Mechanismus der Regulierung darstellen.
Die meisten Bevölkerungskrisen zeigen sich in einem deutlichen Anstieg der Todesfälle, deren Zahl die Geburtenzahl mindestens übertrifft, manchmal gar um das Doppelte. Ausser den Todesfällen zeigen auch die Geburtenzahlen eine Krise an. Ihr Rückgang erklärt sich durch den Tod von Müttern und potenziellen Vätern, in Hungersnöten auch durch Veränderungen im Zyklus von Frauen (Hunger-Amenorrhö). Eheschliessungen wurden in Notzeiten häufig verschoben bzw. unterlassen. Von Auswanderungen aus Hunger-, Kriegs- oder Seuchengebieten erfährt man aus Wortquellen. Quantifizierungen sind hier nur möglich, wenn sich nahe beieinander liegende Volkszählungen heranziehen lassen.
Ursachen von Bevölkerungskrisen waren Seuchen, Hungersnöte und Kriegsereignisse. An Epidemien traf vor 1700 die Pest um 1349, 1519, 1541, 1564, 1611, 1630 und 1636 die ganze Schweiz. Sie bewirkte je nach Gebiet Bevölkerungsverluste zwischen 10% und 50%. Letztmals überzog sie 1666-1668 die Schweiz; danach wirkten sich offenbar die polizeilichen Sperrmassnahmen der umliegenden Länder und einiger eidgenössischer Orte aus. Andere Seuchen wie Pocken, Cholera, Typhus, Fleckfieber und Grippe bewirkten geringere Menschenverluste. Die Grippeepidemie von 1918 tötete 24'500 Menschen, weniger als ein Promille der schweizerischen Bevölkerung. Es gab Epidemien, die nur oder vorab eine bestimmte Bevölkerungsgruppe trafen, so die Kinderseuchen Dysenterie (Ruhr) und Pocken oder das Kindbettfieber (Geburt). Dabei waren die Kinderseuchen für die Bevölkerungsentwicklung langfristig wichtiger als solche, die Erwachsene betrafen (Cholera, Fleckfieber).
Nach dem Ende der Pestzüge setzte sich ein neuer Typus der Bevölkerungskrisen durch: Auf die durch zahlreiche Sterbefälle gekennzeichnete crise de type ancien folgte die crise larvée, welche vor allem Geburten und Heiraten absinken liess. Hungersnöte und Teuerungen (Inflation) beeinflussten die Bevölkerungszahlen zunächst ebenfalls durch Zunahme der Todesfälle (um etwa 60% gegenüber 200% bei einer Pest), sodann aber vor allem durch einen Rückgang der Heiraten und Taufen. Kriegsereignisse mit weit reichenden demografischen Folgen waren in der Schweiz selten: Zu gravierenderen Bevölkerungsverlusten kam es zum Beispiel in den Gebieten, die vom Dreissigjährigen Krieg betroffen waren (Fürstbistum Basel, Fricktal). Im helvetischen und napoleonischen Zeitalter erlitten die Bevölkerungen der Innerschweiz (Entlebuch, Uri) vor allem 1798-1799 schwere Verluste, während sich die Einbussen im Mittelland in bescheidenen Ausmassen bewegten.
Es ist lehrreich, die Entwicklung nach einer Bevölkerungskrise zu betrachten: Den meisten Pestzügen folgte eine schnelle Erholung (Rekuperation). Die Sterblichkeit war eine Zeit lang niedrig, viele neue Ehen wurden geschlossen und die Zeugung von Kindern erfolgte ungehemmt. Ausserdem zogen Städte und Dörfer viele Zuwanderer an. Die Stadt Basel zum Beispiel holte Bevölkerungsverluste von gegen 30% in 16 Jahren auf, die Kleinstadt Liestal solche von 11-19% schon in acht Jahren. Anders verhielt es sich nach einer Teuerung oder Hungersnot: Die Taufziffern blieben durchschnittlich, und es lässt sich vor allem kein Heiratsgipfel beobachten. Insbesondere erfolgte keine Rückwanderung von Menschen, die wegen der Teuerung das Land verlassen hatten. Zur Milderung, Verhinderung und schliesslich Überwindung von Bevölkerungskrisen trugen Massnahmen der Vorratshaltung (seit dem Spätmittelalter), der Hygiene (v.a. im 19. Jh.), eine sozial verträglichere Ressourcenverteilung und allgemein die Industrialisierung bei.
Während frühere Forscher (Malthusianismus, Wilhelm Bickel) der Mortalität, vor allem derjenigen bei Seuchenzügen, eine Hauptrolle zugeschrieben haben, neigt man heute zu komplexeren Modellen (Alfred Perrenoud), welche auch die Bevölkerungsstruktur einbeziehen, auf welche die Mortalitätsveränderungen einwirkten. Daraus ergeben sich Regulationsmechanismen, mit denen auf die Verluste reagiert wurde.