Spielleute ist ein Sammelbegriff für Gaukler, Jongleure und seit dem 13. Jahrhundert auch für Musikanten, Schauspieler, Artisten und Dompteure. Sie gehörten zu den Fahrenden und lebten als Randgruppen in besonderen Quartieren wie dem Kohlenberg in Basel oder dem Kratz in Zürich. Ihre Tätigkeiten zählten zum Teil zu den unehrlichen Berufen. Von den kirchlichen Sakramenten waren sie ausgeschlossen, weil Vergnügungen als Werk des Teufels galten. Um das Abendmahl empfangen zu können, organisierten sich die Spielleute im oberdeutschen Raum, später auch in Schweizer Städten, in Bruderschaften korporativen Charakters. So hatte die im 15. Jahrhundert gegründete Zürcher Bruderschaft der Spielleute, die nach Bestätigung durch das Konzil von Basel vom Zürcher Rat anerkannt wurde, einen berufsständischen Charakter, wandte sie sich doch 1502 mit der Bitte an den Rat, nur Strassenkünstler und Musikanten auf Zürcher Gebiet auftreten zu lassen, die bei der Bruderschaft eingeschrieben waren. Eine andere Form, sich als Spielleute zu organisieren und die Anerkennung der Obrigkeiten zu erlangen, war die Bildung sogenannter Königreiche. Nachdem die Fahrenden im Zürcher Gebiet und in der Eidgenossenschaft Ulmann Meyer von Bremgarten zum König der Pfeifer und der Fahrenden gewählt hatten, anerkannte der Zürcher Rat 1430 dessen Regentschaft. Ein ähnliches Pfeiferkönigtum ist 1507 in Bern nachgewiesen. Die Musiker unter den Spielleuten bekamen im 14. und 15. Jahrhundert von städtischen Obrigkeiten Plaketten in den entsprechenden Landesfarben, erlangten dadurch Zutritt zu fremden Städten und wurden unter anderem von den Brückenzöllen befreit. Während die fahrenden Spielleute weiterhin randständig blieben, erlangten die von den Räten angestellten Stadtpfeifer und Stadttrompeter zum Teil hohes Ansehen.
Quellen und Literatur
- F. Ernst, «Die Spielleute im Dienste der Stadt Basel im ausgehenden MA», in BZGA 44, 1945, 79-236
- F. Graus, «Organisationsform der Randständigen», in Rechtshist. Journal 8, 1989, 235-255
- LexMA 7, 2112 f.
- U. Amacher, «Die Bruderschaften bei den Zürcher Bettelordensklöstern», in Bettelorden, Bruderschaften und Beginen in Zürich, hg. von B. Helbling et al., 2002, 265-277
Weblinks