
Volkshäuser waren um 1900 als Zentren entstanden, in denen Arbeiterorganisationen nicht nur die Geselligkeit pflegten, sondern ihre Mitglieder auch in der Vertretung ihrer Interessen schulten und Strategien zu deren Wahrnehmung und Umsetzung entwickelten. Der Schulungsgedanke stand somit am Anfang der Volkshausidee. Gleichzeitig benötigten die wachsenden Gewerkschaften, Sozialdemokratischen Parteien und Arbeiterkulturorganisationen (Arbeitervereine) der Industriezentren dringend Sekretariatsräume und Versammlungsorte für lokale Zusammenkünfte sowie nationale und internationale Kongresse. Obgleich in der Arbeiterbewegung gründend, war die Volkshausbewegung keineswegs homogen. In Bern waren es die Sozialdemokraten und in Genf die Gewerkschaften, die für ihre Volks- und Gewerkschaftshäuser kämpften. In Claro bauten sich die Arbeiter ihre Casa del popolo und ihren Circolo operaio gleich selbst. In Zürich wechselte die Zusammensetzung der Initiatinnen- und Initiantengruppe in der zwanzigjährigen Gründungsphase mehrmals: So engagierten sich Sozialreformer, Pfarrer, Gründerinnen des späteren Zürcher Frauenvereins, Sozialdemokraten, Gewerkschafter sowie die Stadt. Diese unterstützte nach dem Italienerkrawall 1896 im Industriequartier zur Förderung des sozialen Friedens neben anderen «Massregeln gegen Ruhestörung» auch die Errichtung von Volkshäusern.
Aufgrund mangelnder öffentlicher Fürsorge und Infrastruktur erfüllten die Volkshäuser ähnlich den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt auch soziale Aufgaben, indem sie preiswerte Restaurants, Bäder, Bibliotheken und Lesesäle führten. Die vielfältigen sozialintegrativen Bemühungen sollten die Konflikte in den überfüllten Industriequartieren mildern und die Akzeptanz sozialstaatlicher Spielregeln fördern. Die Forderung nach alkoholfreien Lokalen für die Arbeiterschaft (Abstinenzbewegung) war ein weiteres wichtiges Motiv für den Bau einer grossen Anzahl von Gemeindestuben, Reformgaststätten und Volkshäusern. Das 1910 in Zürich eröffnete erste alkoholfreie Volkshaus blieb in der Folge aber das einzige, welches (bis 1978) gänzlich auf Alkohol verzichtete. Es zeigte sich, dass die Attraktivität eines Vereinslokals ohne Alkoholausschank auch für die Arbeiterschaft gering ist.
Da das Thema Volkshäuser als Klassenfrage behandelt wurde, verwiesen die auf Unterstützung angewiesenen Träger (meist Genossenschaften, aber auch Stiftungen) bei der Finanzierung gerne auf bürgerliche Kulturinstitutionen. Bei Abstimmungen über städtische Subventionen an Volkshausbauten wurden die Vorlagen daher oft mit Bauvorhaben des Bürgertums gekoppelt: in Bern 1904 mit dem Projekt eines Bürgerkasinos sowie 1911 mit der Kursaalvorlage; in Basel um 1900 mit der 400-Jahr-Feier des Eintritts in die Eidgenossenschaft sowie 1904 mit der Börsenvorlage; in Zürich 1906 mit der Kunsthausvorlage. Spenden, die Ausgabe von Anteilscheinen, Mitgliederbeiträge der Trägervereine und Hypotheken waren weitere Finanzierungsmittel für den Bau und Betrieb von Volkshäusern.
Umstritten waren die Volkshäuser vor allem während grosser Streiks, da diese meist von den dort einquartierten Gewerkschaftssekretariaten aus geführt wurden. Armee-Einheiten besetzten 1907 das Lausanner sowie 1912 das vom Bürgerverband als «Revolutionszentrale» betitelte Zürcher Volkshaus. Besetzung drohte den Volkshäusern Bern und Zürich auch während des Landesstreiks 1918. General Ulrich Wille sah im Letzteren nun sogar den «Gouvernementspalast der Bolschewikiregierung».
Die spätere Integration der Sozialdemokratie in die bürgerliche Schweiz und der faktische Verzicht auf den Streik als Kampfmittel im Rahmen der Politik der Sozialpartnerschaft wirkten sich auch auf die Volkshäuser aus. Schwindende Besucherzahlen und eine rückläufige Nutzung der Räumlichkeiten führten zu finanziellen Engpässen. In Zeiten der Hochkonjunktur bauten die Gewerkschaften eigene, moderne Verwaltungsgebäude zur Unterbringung ihrer Sekretariate. Mehrere Schweizer Volkshäuser wurden verkleinert, abgerissen, geschlossen, verkauft, umfunktioniert und umbenannt (Solothurn: Hotel Falken, Grenchen: Hotel Touring, Bern: Hotel Bern). In Zürich übertünchte man die rote Fassade 1950 mit einem braven Hellgrau. Ende des 20. Jahrhunderts zählte die Schweiz noch gegen 40 meist in Industriezentren oder an Verkehrsknotenpunkten gelegene Volkshäuser, die nur noch in bescheidenem Ausmass ihre ursprüngliche Funktion wahrnehmen.