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Schweizerischer Katholischer Frauenbund (SKF)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in den katholischen Landesteilen und in den gemischtkonfessionellen Kantonen zahlreiche Mütter-, Töchter- und Unterstützungsvereine, Elisabethen-, Arbeiterinnen- und Lehrerinnenvereine. Der Versuch, diese katholischen Organisationen in den bisher nur Männern offenstehenden Schweizerischen Katholischen Volksverein (SKVV) zu integrieren, galt 1907 als gescheitert. Ein 1906 ins Leben gerufener erster Verband fand keinen Zuspruch. 1912 wagten dann Vertreterinnen der katholischen Frauenorganisationen einen zweiten Versuch und gründeten auf Initiative des SKVV den Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) als Dachverband. Die Leitung des bei seiner Entstehung rund 26'000 Mitglieder zählenden Verbands oblag weiblichen Angehörigen und Verwandten von katholischen Politikern, Verbandsführern und Kirchenoberen (Katholische Kirche).

Jubiläumstagung des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds in Einsiedeln 1952. Fotografien von Othmar Baur (Staatsarchiv Luzern, Archiv des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, PA 439/87).
Jubiläumstagung des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds in Einsiedeln 1952. Fotografien von Othmar Baur (Staatsarchiv Luzern, Archiv des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, PA 439/87). […]

Ziel des SKF war es, das religiöse Leben in Familie, Gemeinden und Staat sowie sozial-karitative Aktivitäten (Fürsorge) von Frauen zu fördern. Entsprechend beschäftigte sich der SKF in den ersten Jahren vor allem mit moralisch-sittlichen Themen und der Notlinderung im Krieg. 1918 eröffnete er in Luzern die sozial-caritative Frauenschule (später Soziale Frauenschule, 1961 vom Verein Schule für Sozialarbeit Luzern übernommen, 1990 Umwandlung in die Höhere Fachschule für Sozialarbeit Luzern).

An der Saffa 1928 arbeitete der SKF erstmals aktiv mit bürgerlichen Frauenorganisationen zusammen. Nachdem die Katholikinnen jedoch 1929 gegen das Frauenstimmrecht Stellung bezogen hatten, unterblieben weitere Annäherungen. Während des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich die Abhängigkeit des SKF von der Amtskirche durch die Einbindung in die Katholische Aktion. 1945 votierte der SKF an einer Tagung über das Frauenstimmrecht erstmals entgegen der bischöflichen Anweisung für Stimmfreigabe. Einige Mitglieder aus dem Lager der Befürworterinnen gründeten daraufhin den Staatsbürgerlichen Verein katholischer Schweizerinnen. Bereits 1957 war der SKF in der Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbände für die politischen Rechte der Frau aktiv. 1958 rief er das Hilfswerk Elisabethenopfer für Frauen in der sogenannten Dritten Welt ins Leben.

Erste Zentralpräsidentin des SKF war Emilie Gutzwiller-Meyer, die aus dem Basler Grossbürgertum stammte. Unter Lina Beck-Meyenberger – einer Verfechterin des Frauenstimmrechts, die den SKF 1941-1957 präsidierte – erreichte der Verband die Anerkennung auf eidgenössischer Ebene. Elisabeth Blunschy  setzte dieses Engagement fort und wurde 1977 erste Nationalratspräsidentin. Der Geschäftsstelle des Verbands stand ab 2004 eine mehrköpfige, ab 2019 eine zweiköpfige Leitung vor.

In den 1960er und 1970er Jahren vertrat der SKF in politischen Fragen wie zum Beispiel der Gleichstellung von Frau und Mann oder der Fristenlösung (Abtreibung) eine wertkonservative Haltung. Als Antwort auf die Auseinandersetzung um die Fristenlösung wurde 1976 ein Solidaritätsfonds für werdende Mütter in Bedrängnis gegründet. Vermehrte Aufmerksamkeit galt nun der pastoralen Laienarbeit. In den 1980er und 1990er Jahren legte der SKF einen neuen Schwerpunkt auf die Weiterbildung, die ab 1996 im vereinseigenen Bildungszentrum in Schwarzenberg stattfand (2009 verkauft).

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts nahm der SKF in gesellschaftlichen und politischen Diskursen oft progressive, nicht mit der Amtskirche übereinstimmende Positionen ein. So machte er sich unter anderem für die Ehe für alle, für ein Frauenpriestertum und  für die Klimagerechtigkeit stark. 2019 wurde mit den Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) eine Zusammenarbeit vereinbart.

Titelseite der Verbandszeitschrift Frauenbunt, Nr. 12/2004-1/2005 (Schweizerischer Katholischer Frauenbund, Luzern).
Titelseite der Verbandszeitschrift Frauenbunt, Nr. 12/2004-1/2005 (Schweizerischer Katholischer Frauenbund, Luzern). […]

Der SKF, dem heute auch Nichtkatholikinnen und Männer beitreten können, publizierte im Lauf seiner Geschichte mehrere Verbandszeitschriften, deren älteste, die St. Elisabeths-Rosen, auf das Jahr 1908 zurückgeht. Die letzte Nachfolgepublikation dieser gesellschaftspolitisch ausgerichteten Zeitschrift fusionierte mit dem Organ des Evangelischen Frauenbunds und erschien 1971-2013 unter dem Titel Schritte ins Offene. Ein Mitgliederverband des SKF gründete 1933 die Zeitschrift Die katholische Familie. Nach mehreren Namenswechseln wurde diese Publikation, die ab 1999 Frauenbunt hiess, 2005 eingestellt. Deren Nachfolgerin, die Verbandszeitschrift Qu(elle), erschien 2006-2018 viermal jährlich; seither wird sie dreimal jährlich publiziert. 2021 war der SKF in 600 Ortsvereine und 18 Kantonalverbände gegliedert. Er zählte rund 120'000 Mitglieder (2010: 200'000).

Quellen und Literatur

  • Mesmer, Beatrix: Ausgeklammert – Eingeklammert. Frauen- und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, 1988, S. 268-277.
  • Altermatt, Urs: Katholizismus und Moderne. Zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Schweizer Katholiken im 19. und 20. Jahrhundert, 1989, S. 209-216.
  • Vorburger, Esther: Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) und die Geistlichkeit. Der Verbandsalltag zwischen Abhängigkeit und Selbständigkeit. Vom politischen Tiefschlaf 1929 zum emanzipatorischen Erwachen 1946, Lizenziatsarbeit, Universität Zürich, 2001.
Weblinks

Zitiervorschlag

Andrea Weibel: "Schweizerischer Katholischer Frauenbund (SKF)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.06.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025752/2021-06-21/, konsultiert am 19.03.2024.